Kilian, der Luchs aus dem Nürnberger Tiergarten, ist am Montag gemeinsam mit der Schweizer Luchsdame Vreni in den Thüringer Wald umgezogen, berichtet der Tiergarten Nürnberg. Die beiden sollen dort gemeinsam Luchsbabys bekommen und so zum Schutz des Bestandes beitragen. Die Auswilderung findet im Zuge des Artenschutzprojekts "Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen". Das hat zum Ziel, wieder mehr Luchse in den heimischen Wäldern anzusiedeln.
Kilian wurde im vergangenen Jahr geboren. Er und seine zwei Brüder waren der erste Karpatenluchs-Nachwuchs nach über 30 Jahren im Nürnberger Tiergarten. Kilians Brüder sind bereits nach Ungarn und in den Nationalpark Harz gezogen. Dass die Luchse nach einem Jahr ihre Heimat verlassen und sich ein eigenes Revier suchen, ist auch in der Natur so. Kilians Mutter Desari hat vor zwei Monaten schon neuen Nachwuchs bekommen.
Ausgewildert – aber nicht alleine gelassen
Auf die Auswilderung vorbereitet wurde Kilian im Wildtierland Hainrich in Thüringen. Im Thüringer Wald werden er und Partnerin Vreni vermutlich auch auf Frieda und Viorel treffen; die sind den Neuankömmlingen drei Monate voraus. Alle Tiere tragen Halsbandsender – mit denen können die Artenschützer ihre Bewegungen tracken. Jörg Beckmann, der Biologische Leiter des Tiergartens Nürnberg, sagt: "Ein professionelles Monitoring ist bei Auswilderungsprojekten enorm wichtig. So lassen sich die ausgewilderten Tiere – auch ohne sie zu stören – überwachen und Erkenntnisse gewinnen, die für zukünftige Auswilderungsprojekte wichtig sein können." Die bisherigen Daten zeigen: Viorel hat es sogar schon bis in den Frankenwald geschafft.
Knotenpunkt für Luchse
Für das Luchs-Artenschutzprojekt ist der Thüringer Wald wichtig. Das Mittelgebirge ist nämlich eine Verbindungsstelle für Populationen, zum Beispiel die im Harz und im Bayerischen Wald. Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne) konstatiert: "Unserem gemeinsamen Ziel einer gut vernetzten Luchspopulation in Deutschland und Mitteleuropa kommen wir Schritt für Schritt näher mit einer stabilen Luchspopulation im Thüringer Wald."
Das Programm scheint Früchte zu tragen: Vor kurzem haben die Artenschützer eine Luchsin mit Jungtieren auf einer Wildkamera entdeckt, berichtet der Tiergarten in seiner Pressemitteilung und erklärt: "Der unerwartete Luchsnachwuchs ist die erste nachgewiesene Luchs-Reproduktion im Thüringer Wald seit über 150 Jahren und eine freudige Überraschung."
Regionale rote Liste
Weltweit gibt es viele Eurasische Luchse. Deshalb stuft die Weltnaturschutzorganisation (IUCN) den Luchs als "nicht gefährdet" ein. In weiten Teilen Europas wurde der Luchs allerdings lange stark gejagt und ist deshalb in vielen Gebieten ausgestorben. In Deutschland und der Schweiz steht der Luchs deshalb auf der nationalen Roten Liste als "stark gefährdet" beziehungsweise als "vom Aussterben bedroht". Doch Artenschützern gelang es, die Tiere langsam wieder in den Deutschen Wäldern anzusiedeln. Ende 2020 gab es laut Bundesamt für Naturschutz in Deutschland wieder rund 190 wild lebende Eurasische Luchse.
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