Wenn dem Turm die Zwiebel abgeht, das sticht schon ins Auge. Von weither ist das 1.000 Jahre alte Gotteshaus zu sehen, wenn man durch das sanfte Hügelland östlich von Grafing fährt. Und der Blick war nun wochenlang irritiert durch die Kirche ohne Kuppel.
So war die Freude groß in "Frauneiding", wie die Einheimischen sagen, als ein kräftiger Kran auf dem Dorfplatz in Stellung ging, um das gut fünf Tonnen schwere Schmuckstück in den Himmel zu heben.
Regen durch die alten Schindeln
Das Kupferblech ist nur 0,7 Millimeter dick, aber 81 Quadratmeter des teuren Materials wurden verbaut. Das Grundgerüst blieb erhalten, nur die Holzschindeln wurden entfernt. Die waren noch keine 50 Jahre alt, aber völlig marode. "Es hat sogar hereingeregnet durch die Turmspitze", sagt Anton Huber, der Architekt. Es habe dringender Handlungsbedarf bestanden. Huber hat in Abstimmung mit dem Denkmalschutz die alte Form der Zwiebelkuppel übernommen.
Das Geheimnis der Zeitkapsel
Gefertigt hat die neue Haube Martin Maier, ein Spengler aus Rott am Inn. Es ist sein fünfter Zwiebelturm, sagt er. "Ein schöner Auftrag, sowas macht einem besondere Freude." Maier legt die goldene Kugel und das Kreuz für die Spitze bereit, dazu den Wetterhahn und die sogenannte "Zeitkapsel". Er zeigt dem BR-Team, was er darin fein säuberlich verstaut hat: Die regionale Tageszeitung und etwas Kleingeld, dazu kommt ein Foto von einer kürzlichen Taufe im Nachbarhaus und ein Schreiben des Pfarrgemeinderates. "Dann wissen die Leute, die vielleicht in 200 Jahren den Turm wieder erneuern, wer das damals gemacht hat und was damals so los war", sagt er.
Bierbänke wurden aufgestellt, es gibt Weißwürschtl und was zu Trinken. Viele "Frauneidinger" sind gekommen - und sehr viel Nachwuchs, offenbar der komplette Kindergarten und ein paar Schulklassen. Alle verfolgen gespannt, wie der Kran mühelos die glänzende Kuppel in den weißblauen Himmel hebt. Es geht flotter als gedacht, sicher landet, unter lautem Applaus, die neue Zwiebel auf dem alten Turm.
Die Zwiebel kommt aus dem Barock
Vor über 1000 Jahren wurde hier der erste Holzbau errichtet, erklärt Bernhard Schäfer, der Historiker des Landkreises. "Daraus wurde dann ein romanischer Steinbau, erweitert mit gotischen Elementen", erklärt er. In der Barockzeit, also um 1670 habe die Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild erhalten. Dazu gehöre eben auch die typische Zwiebel auf dem Turm.
Mittlerweile ist der Spengler in einem Käfig zur Turmspitze hinaufgezogen worden, wo er die goldenen Kugel mit dem Kreuz befestigt. Darüber kommt noch der strahlende Wetterhahn, so gehört sich das. Und auf Probe dreht er sich lustig im Wind, das Gesamtbild stimmt nun wieder in Frauenneuharting.
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