Es wirkt durchaus etwas extravagant, wenn in München Fahrradfahrer mit Surfbrettern am Gepäckträger durch die Stadt radeln. München, die Stadt an den Alpen, hat zwar kein Meer, dafür aber dank der Isar Flusswellen. Bei jedem Wetter sieht man am Eisbach oder in Thalkirchen an der Floßlände zu jeder Tages- aber auch Nachtzeit Surfer. Die Sportart boomt. Langsam wird es eng an den beiden München Flusswellen.
Surfer stehen Schlange – fast bei jedem Wetter
Es ist ein Freitagnachmittag als Franz Fasel und Moritz von Sivers von der Interessengemeinschaft Surfen München (IGSM) an der Welle bei der Floßlände in Thalkirchen stehen. Hinter den beiden warten rund 40 Personen in Neoprenanzügen mit ihren Surfbrettern darauf, sich in die tosende Flut stürzen zu können.
Viele arbeiten freitagnachmittags noch und trotzdem, an der Floßlände geht es rund. Eine Viertelstunde müsse man bestimmt warten, um dranzukommen, meint Fasel, der auch der erste Vorsitzender der IGSM ist. Manche stehen nur kurz auf ihrem Brett und fallen sofort ins Wasser. Die Floßlände ist eine Welle, auf der auch Anfänger gut üben können. Rund acht Kilometer isaraufwärts, an der Eisbachwelle sieht das anders aus. Hier sollte man wissen, was man tut, denn diese Eisbachwelle hat es in sich. Trotzdem stehen auch hier die Surfer jeden Tag Schlange. Dazu werden sie von Touristen umringt.
Surfer fühlen sich vernachlässigt
Die Stadt schmückt sich mit den Surfern, meint Fasel von der Interessengemeinschaft Surfen München. Die Sportart, die sich langsam zum Breitensport entwickle, sei eine der Touristenattraktionen in München. Doch dafür, dass sich so viele Touristen die Surfer anschauen wollen, fühlen sich die Surfer von der Stadt München etwas vernachlässigt, denn für die vielen Surfer reichen die Wellen nach Ansicht der IGSM nicht mehr. Zudem habe man noch nie die Deutsche Meisterschaft im Flusssurfen in München austragen können und das, obwohl München als Hauptstadt des "Riversurfens" gilt.
Neue Surfwellen in München dauern
In München wurde das Flusssurfen erfunden, vor rund 50 Jahren. Egal ob man nach Augsburg, Nürnberg oder Hannover schaue, überall entstehen laut Fasel neue surfbare Flusswellen. In München habe man dagegen nur eine Machbarkeitsstudie in der Schublade liegen.
Tatsächlich hat der Münchner Stadtrat 2012 eine Machbarkeitsstudie für eine neue Surfwelle in Auftrag gegeben. Unterhalb der Wittelsbacherbrücke, an der sogenannten Wittelsbacher Schwelle, könnte eine neue Surfwelle entstehen. Allerdings, diese Machbarkeitsstudie hat die IGSM noch nie zu Gesicht bekommen.
Ähnlich sieht es mit einer möglichen Welle im Tucherpark aus. 2019 wurde diese von der SPD im Münchner Stadtrat beantragt. In den nächsten Jahren sollen in dem Büroquartier 600 Wohnungen entstehen und eventuell eine neue Surfwelle, doch wann das sein wird, ist noch unklar.
Stadtverwaltung spricht von neuen Fragestellungen
Auf die lange Dauer hin angesprochen, schreibt die Münchner Stadtverwaltung, dass man zuletzt im Jahr 2017 den Bauausschuss des Münchner Stadtrates über den "Sachstand" zu surfbaren Flusswellen im Stadtgebiet ausführlich informiert habe. Zudem hätten sich nach der Machbarkeitsstudie Wittelsbacher Schwelle neue Fragestellungen, vor allem wegen des Umweltschutzes ergeben. Der Ball liege derzeit bei der Regierung von Oberbayern. Einen Zeithorizont, bis wann eine Entscheidung bezüglich einer neuen dritten Surfwelle an der Wittelsbacher Schwelle gefällt werden könnte, wird nicht genannt. Außerdem, so die Stadtverwaltung, kümmerten sich in anderen Städten die Surfer selbst um Planung und Betrieb der Wellen.
Lösungsvorschlag Surfbeauftragter?
Grundsätzlich tut das auch die Interessengemeinschaft der Surfer in München. 2022 hat die IGSM die Betreiberrolle für die Surfwelle an der Floßlände übernommen. Doch wie man es dreht und wendet, leicht sieht anders aus. Um die verfahrene Situation mit der Stadtverwaltung etwas aufzulockern, schlägt die IGSM vor, einen Surfbeauftragten im Münchner Stadtrat zu installieren. Der könne dann als Ansprechpartner fungieren und Projekte etwas besser vorantreiben.
Münchens Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD) ist dem Gedanken gegenüber aufgeschlossen. Ein genereller Münchner Wassersportbeauftragter, der sich auch um die Belange der Surfer kümmere, sei ein Gedanke, den sie seit geraumer Zeit verfolge, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!