- Direkt zum aktuellen Artikel: Lösung im Schulwegstreit - Grundschüler dürfen doch Busfahren
Ein unbeleuchteter Feldweg, der im Winter auch nicht geräumt wird, etwa 500 Meter an Äckern vorbei - und danach über eine vielbefahrene Kreisstraße. Das soll der neu ausgewiesene Schulweg für die Riedenzhofener Grundschüler sein. Bei den Familien aus dem kleinen Ortsteil von Röhrmoos im Landkreis Dachau herrscht seit Wochen Aufregung über den neu ausgewiesenen Schulweg für die Kinder. Von Tür zu Tür beträgt der Fußweg etwa 25 Minuten - wenn man nicht durch den Schnee stapfen muss.
Vor dieser Entscheidung sind die Kinder mit dem Bus gefahren. Weil der neue Weg nun kürzer ist als zwei Kilometer, bekommen die Kinder kein kostenloses Ticket mehr für den Schulbus. Das besagt die Verordnung über die Schülerbeförderung. Die Kosten für den Weg zur Schule werden nur übernommen, wenn ein Schulweg besonders gefährlich oder beschwerlich ist.
Eltern sind entsetzt
Bei den betroffenen Eltern und in der Gemeinde sorgt das für Aufregung. "Wir sind aus allen Wolken gefallen, als der Brief des Landratsamtes ankam", bestätigt Vater Thorsten Becker. Sein Sohn geht seit diesem Schuljahr in die vierte Klasse. Insgesamt sind neun Kinder betroffen, darunter auch Erstklässler.
Im Winter müssen die Kinder im Dunkeln den Feldweg entlang. Im Sommer führte der gekieste Feldweg durch zwei hohe Maisfelder auf beiden Seiten. Für die Eltern eine mögliche Gefahrenquelle. Vor etwa zwei Wochen erst hatte die Polizei mitgeteilt, dass eine Grundschülerin in der Nähe der Grund- und Mittelschule Altomünster im Landkreis Dachau von einem bislang Unbekannten angesprochen worden war.
Verkehrsbehörde und Polizei finden Schulweg akzeptabel
Ein weiterer Punkt für die Eltern: An der vielbefahrenen Kreisstraße, die die Kinder überqueren sollen, befindet sich weder ein Zebrastreifen noch eine Ampel. Vater Thorsten Becker könne sein Kind morgens nicht mit gutem Gewissen diese Strecke entlang schicken. Verkehrsbehörde und Polizei haben in einem ersten Gutachten aber erarbeitet, dass der neue Weg den Grundschülern zugemutet werden kann.
Nach der Rechtsprechung sei bei der Beurteilung von Schulwegen auf durchschnittliche Witterungsverhältnisse und nicht auf gelegentliche Erschwernisse durch Eis und Schnee abzustellen, heißt es in dem Schreiben. Außerdem wird erklärt: "Kann der Schulweg mit den Schülern geübt werden und können Gefahrensituationen durch Verhalten des Schülers umgangen werden, so liegt keine besondere Gefährlichkeit vor."
Gemeinde greift ein
In mehreren Gemeinderatssitzungen in Röhrmoos wurde nun schon über dieses Thema diskutiert. Auch Karin Bauer, die Schulleiterin der Grundschule, und der Elternbeirat unterstützen die Familien in ihren Bedenken. Ebenso der Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler. Röhrmoos hat nun das Landratsamt beauftragt, den neuen Schulweg erneut zu prüfen. Die Polizei sei aktuell an der Reihe, den Feldweg noch einmal zu bewerten, so das Landratsamt. Die Überquerung der Straße sei laut Verkehrsbehörde nicht besonders gefährlich.
Landratsamt ist nicht von sich aus aktiv geworden
Wie es zu dem neuen Schulweg kommen konnte, ist unklar. Betroffene Eltern hatten erst eine Sparmaßnahme des Landratsamtes dahinter vermutet. Die Pressesprecherin des Landratsamtes Dachau betont aber: "Wir sind nicht losgezogen, um alle Schulwege nachzumessen." Von Seiten des Landratsamtes wäre man gar nicht auf die Idee gekommen, den Feldweg in Riedenzhofen als neuen Schulweg zu prüfen. Im Gegenteil: Sie seien von der Gemeinde Röhrmoos Anfang des Jahres dazu aufgefordert worden.
Aus dem Röhrmooser Rathaus heißt es, dass man sich nicht genau erklären könne, wie es dazu gekommen ist. Bürgermeister und auch Gemeinderatsmitglieder sprechen sich nun aber deutlich gegen den neu ausgewiesenen Schulweg aus.
Zuschuss für das 365-Euro-Ticket
Die Gemeinde hat zudem als Alternative beschlossen, dass alle Kinder im Gemeindegebiet, deren Ticket nicht bezahlt wird, einen Zuschuss von 40 Prozent für das 365-Euro Ticket bekommen, das bestätigt der Geschäftsleiter der Gemeinde, Patrick Westermair, auf Anfrage des BR. Denn mit dem Bus dürfen die Grundschüler weiterhin fahren - nur eben nicht mehr kostenlos. Für Vater Thorsten Becker löst das ihr Problem noch nicht. Er fährt die Kinder aus Riedenzhofen aktuell mit dem Auto zur Schule und hofft, dass die neue Prüfung etwas anderes ergibt.
- Zum Artikel: 49-Euro-Ticket: Kostenlos für Schüler – aber nicht für alle
Dieser Artikel ist erstmals am 23. Oktober 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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