Die Geigerin Anne-Sophie Mutter wirft dem bayerischen Ministerpräsidenten beim für München geplanten neuen Konzerthaus Wortbruch vor. Stoiber, Seehofer und Söder, alle drei hätten "Ja " gesagt und ihr Wort gebrochen, "fröhlich pfeifend", so die Geigerin in der neuesten Folge des BRSO-Podcasts mit Anne Schoenholtz. Sie halte die von Söder angesetzte "Denkpause" für ein, so wörtlich, "Riesenversäumnis". Das sei nicht nur ein Verlust für Bayern, sondern für ganz Deutschland.
Mutter: "Bayern ist kein armes Bundesland"
Zudem sei sie traurig, dass die Wichtigkeit des BR-Symphonieorchesters von der Staatsregierung nicht wahrgenommen werde, erklärte Mutter weiter. Bayern sei kein armes Bundesland, so die Geigerin. Sie hob die Wirtschaftskraft eines neuen Konzerthauses in München hervor. Es sei bitter, zu sehen, wie man im Ausland von der Hamburger Elbphilharmonie schwärme. "Wir haben ein großartiges Gelände mit wunderbarer Verkehrsanbindung und ein super Orchester, das seit Jahrzehnten in der allerersten Liga spielt. Man fragt sich, was muss denn noch geschehen?"
Kunstminister Blume: "Verstehe die Aufregung nicht"
Bayerns Kunstminister Markus Blume reagierte auf die Kritik von Mutter mit Unverständnis: "Ich verstehe die Aufregung nicht. Persönlich würde ich mir etwas mehr Gespür für das wünschen, was die Menschen im Moment wirklich an Nöten bewegt", sagte er zu BR24.
Im Übrigen würden die Planungen für das Konzerthaus weiterlaufen, so Blume. Es müsse aber erlaubt sein zu überlegen, wie man in diesen Zeiten verantwortungsvoll Prioritäten setze.
BR-Intendantin Wildermuth: "Ich bleibe optimistisch"
Auch die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, stellte klar: "Mich hat bislang keine Absage seitens des Freistaats erreicht, vielmehr schreiten die Planungen und Überlegungen meines Wissens weiter voran." Die Zeiten seien schwierig, trotzdem bleibe sie optimistisch, "dass unser Weltklasse-Orchester am Ende in der ersten Digital Concert Hall des 21. Jahrhunderts, einem architektonischen Highlight mit Schwerpunkt auf Begegnungen und Musikvermittlung, eine gute Heimstatt finden wird.“
Musikerin kritisiert Akustik und Lichtsituation der Isarphilharmonie
Anne-Sophie Mutter berichtete, angesprochen auf die Münchner Isarphilharmonie, unter anderem von der Situation für Künstlerinnen und Künstler hinter den Kulissen: Die Garderoben seien eng, es gebe keine Räume zum Einspielen, für Musikerinnen und Musiker habe sich die Situation nicht verbessert. Auch akustisch sei der Saal für Bayern nicht gut genug, die Lichtsituation indiskutabel. Die Verkehrsanbindung des Interimssaals sei "ein Witz", nach Corona sei das "der Todesstoß" in München.
"Man hätte sich wenigstens die Mühe machen können, eine Sonderverkehrslösung mit den öffentlichen Zubringern zu suchen." Die Entscheidung für ein neues Konzerthaus im Münchner Werksviertel fiel 2021, vor knapp einem Jahr stellte Ministerpräsident Markus Söder die Entscheidung aber wieder in Frage und forderte die oft zitierte "Denkpause". Zur Begründung hieß es, durch Pandemie und den Krieg in der Ukraine habe sich die Ausgangslage geändert.
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