Die Mohren-Apotheke von außen.
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Nach fast 600 Jahren schließt die traditionsreiche Mohren-Apotheke in der Nürnberger Innenstadt.

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Nürnbergs älteste Apotheke wird versteigert

Nürnbergs älteste Apotheke wird versteigert

Bereits seit dem 30. Juni sind die Türen der Mohren-Apotheke in der Nürnberger Innenstadt für immer geschlossen. Jetzt kommt das Inventar bei einer Online-Auktion unter den Hammer. Schon vorher konnten Interessierte den Bestand unter die Lupe nehmen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Regale und Schränke in der Apotheke sind längst leergeräumt, Tabletten, Säfte, Medikamente und Tinkturen haben die Angestellten in die drei weiteren Mohren-Apotheken in den Nürnberger Stadtteilen verteilt. Was jetzt noch im trostlosen Verkaufsraum steht, kann ab Donnerstag (25. Juli) bei „Restlos.com“ ersteigert werden. Für die Besitzer, aber auch die Kundinnen und Kunden, ist das ein schwerer Schritt.

Vom Mörser bis zum Weihnachtsmann – alles wird versteigert

Bei der Vorabbesichtigung nimmt Miriam Hoher den Tresen aus Holz mit der hellen Marmorplatte unter die Lupe. Für ihr neues Geschäft sucht sie genau nach so einem Teil. Sie hofft, dass bei der Online-Versteigerung nicht noch mehr Bieter ein Auge auf den Tresen geworfen haben und sie ihn günstig ersteigern kann.

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Ab einem Euro gibt es für Apotheken-Fans bei der Auktion alte Apotheken-Gegenstände.

Georg Schmidt sieht sich lieber die kleinen Dinge an. Schließlich müssen diejenigen, die die Teile ersteigern, sie selbst abbauen und abtransportieren. Die beiden schweren Apothekenmörser und eine kleine Puppenstuben-Apotheke haben es ihm angetan. „Mal sehen, was da am Donnerstag passiert, vielleicht hab‘ ich ja Glück und ich bekomme den Zuschlag zu dem Preis-Limit, das ich mir gesetzt habe", sagt Schmidt.

Vasen mit bunten Mustern kommen ebenso in die Versteigerung wie alte Apothekerfläschchen und Reagenzgläser. Auf jedem Objekt klebt eine Auktionsnummer, alles soll einen neuen Besitzer finden.

Viel Erfahrung mit Online Auktionen

Seit 2008 versteigert Fabian Altrichter und sein Team von „Restlos.com“ die Überbleibsel von verkaufen Läden, Firmen-Standortwechseln oder Insolvenzen. Auch Apotheken waren schon dabei. Doch selbst für den erfahrenen Versteigerer ist es immer wieder spannend zu sehen, was sich alles in den Schubläden und Schränken findet. Rund 500 Positionen stehen bei der Versteigerung der Mohren-Apotheke zum Verkauf. Die Nachfrage ist groß, sagt Altrichter. „Unser Mindestgebot liegt bei einem Euro, da wird sich sicher für fast jedes Teil ein Liebhaber finden,“ sagt Altrichter.

Jahrhunderte lange Geschichte geht zu Ende

Im Jahr 1442, also vor fast 600 Jahren, wurde die Mohren-Apotheke gegründet und ist damit die älteste der Stadt. In der Zeit hat sie ein paarmal Standort und Besitzer gewechselt. Seit 1938 aber ist sie im Besitz der Familie Bouhon. Das markante Gebäude vor der Lorenzkirche wurde im Krieg völlig zerstört, der Großvater des jetzigen Inhabers Wilhelm Bouhon, baute es wieder auf. Jetzt den Standort aufzugeben war für den Apotheker nicht leicht, aber alternativlos. Neben Corona-Lockdowns, der Konkurrenz zu Online-Apotheken, steigenden Personalkosten und höheren Energiekosten komme eine „jahrelange fehlgeleitete Geschäftspolitik“ dazu. Vom Verkauf von Medikamenten alleine kann sich eine Apotheke nur schwer über Wasser halten. Seit Jahren habe es keine Erhöhung der Aufwandsentschädigungen mehr gegeben. Zwar war die Innenstadt-Apotheke immer gut frequentiert, aber der Betrieb dennoch nicht mehr aufrecht zu halten.

Fassungslosigkeit bei den Nürnbergern

Nahezu jeder Nürnberger, aber auch viele Touristen kennen das Markante Gebäude im Schatten der Lorenzkirche. Viele haben hier schon ein Rezept eingelöst oder ein Medikament erstanden. Dass die Apotheke jetzt geschlossen ist, das macht viele fassungslos. „Meine Eltern und Großeltern haben hier schon eingekauft,“ erinnert sich Nina Ruder, „Es ist einfach unglaublich. Sehr schlimm“.

Die drei übrigen Mohren-Apotheken werden weiter betrieben, das Haus in der Innenstadt bleibt weiter im Besitz der Apothekerfamilie und wird zunächst einmal saniert. Wilhelm Bouhon ist sich jedenfalls sicher, dass sein Großvater und sein Vater seine schwere Entscheidung mitgetragen hätten: „Mein Vater hat immer zu mir gesagt: überlege, wie es wirtschaftlich vorangeht. Von der Tradition kann man nicht abbeißen!“

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