Spalier für das frisch getraute Ehepaar Ankie und Andrei Spitzer 1971.
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Standesamtliche Hochzeit von Ankie und Andrei Spitzer in Den Haag am 17. April 1971.

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Olympia-Attentat: München erinnert an Fechttrainer Spitzer

50 Jahre nach den Olympischen Sommerspielen in München wird mit dem Projekt "Zwölf Monate – Zwölf Namen" an die Opfer des Attentats erinnert. Im Oktober ist es der israelische Fechttrainer Andrei Spitzer. Er wird etwa mit einer Performance gewürdigt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Mit verschiedenen Installationen und zum Beispiel auch einer Fechtperformance wird am Wochenende in München an Andrei Spitzer erinnert. Der israelische Fechttrainer ist bei dem Attentat während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München ums Leben gekommen. Die Aktionen sind Teil des Projekts "Zwölf Monate – Zwölf Namen", das jeden Monat die Biographie eines Opfers des Anschlags in den Mittelpunkt stellt.

Fechtwerbung per Anhalter

Andrei Spitzer wurde als Sohn von Holocaust-Überlebenden in Rumänien geboren. Als junger Mann emigrierte er mit seiner Mutter nach Israel. Später reiste er per Anhalter durch das Land, um Jugendliche für seinen Sport - das Fechten - zu gewinnen. 1968 schickte ihn der israelische Fechtverband an eine niederländische Sportakademie. Dort lernte er seine künftige Frau Ankie kennen.

Zug nach München fast verpasst

Ihre zwei Monate alte Tochter Anouk wurde während der Olympischen Sommerspiele 1972 gerade in einem niederländischen Krankenhaus behandelt. Nach einem Besuch bei ihr verpasste Andrei Spitzer zunächst den Zug nach München. Seine Frau fuhr ihn aber mit dem Auto zur nächsten Haltestelle, wo er doch noch zusteigen könnte.

Tod auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck

So war Andrei Spitzer auch bereits im Olympischen Dorf, als palästinensische Terroristen dort eindrangen und zwei Mitglieder der israelischen Mannschaft töteten. Neun weitere wurden als Geiseln genommen und starben – wie auch ein Polizist - bei dem völlig misslungenen Befreiungsversuch auf dem Militärflugplatz Fürstenfeldbruck. Unter den Opfern war auch Andrei Spitzer.

Witwe kämpft für Hinterbliebene

Seine Witwe wurde zur Stimme der Hinterbliebenen. Über Jahrzehnte kämpften sie dafür, dass die deutsche Bundesregierung das Leid der Angehörigen anerkennt, sich entschuldigt und angemessene Entschädigungen bezahlt. Erst wenige Tage vor den Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag des Attentats kam eine Einigung zustande.

Installationen und Fechtperformance

An Andrei Spitzer wird jetzt bis Mitte November auch mit verschiedenen Außeninstallationen im Stadtgebiet erinnert. Schulklassen und Jugendgruppen haben Projekte erarbeitet – vom Sportfest über einen Gedenkbaum bis zu lebensgroßen Figuren. Mitglieder des Vereins "Kunst Turnen Fechten" in München zeigen eine Fechtperformance. Die Projekte werden während der "Langen Nacht der Münchner Museen" präsentiert und sind danach noch bis zum 30. Oktober 2022 im Jüdischen Museum München zu sehen.

Bayerisch-israelisches Gedenkturnier

Außerdem sind ein Fechtturnier und eine bayerisch-israelische Jugendbegegnung geplant. Zwölf israelische Jugendliche vom "Maccabi Jerusalem Fencing Club" werden kommende Woche mit bayerischen Fechterinnen und Fechtern trainieren und am 23. Oktober an einem Gedenkturnier für Andrei Spitzer teilnehmen.

Das Erinnerungsprojekt "Zwölf Monate – Zwölf Namen“ wurde vom Jüdischen Museum und dem NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat des Staates Israel konzipiert. Umgesetzt wird es auch mit Kooperationspartnern.

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