Der Hadsch, die Pilgerfahrt nach Mekka, ist das wichtigste Ereignis im Leben eines Muslims. Höhepunkt der Pilgerfahrt ist das Opferfest Eid al-Adha, bei dem Muslime in Mekka und zeitgleich überall auf der Welt ein Opfertier schlachten. Auch in Bayern, wo mehr als 600.000 Muslime leben, finden sich die Gläubigen zum Gebet zusammen, Familien unternehmen Ausflüge, Kinder erhalten Geschenke.
Wenn Nurnisa Ismailova vom Münchner Verein Quat Fata – Frauenpower e.V vom Opferfest erzählt, kommen immer Erinnerungen an ihre Kindheit als uigurisches Flüchtlingskind in Kasachstan hoch. Ihre Mutter backte Sangza, ein uigurisches Schmalzgebäck aus Nudelteig, das am Opferfest zu kunstvollen Pyramiden und Kränzen gebunden wird. "Sie musste das um Mitternacht machen, damit wir nicht alles auf einmal aufaßen", erinnert sie sich und lacht.
Muslime schlachten Opfertiere
Das viertägige Fest erinnert an den Propheten Ibrahim (Abraham), der auf Gottes Geheiß bereit war, seinen erstgeborenen Sohn Ismail zu opfern. Eine ähnliche Überlieferung bietet die jüdisch-christliche Tradition, nach der Abraham die Opferung seines Sohnes Isaak vorbereitete. Die Gläubigen feiern den glücklichen Ausgang dieser Prüfung, bei der der Sohn gerettet wurde und Ibrahim an dessen Stelle einen Widder schlachtete.
Weltweit schlachten Muslime daher Opfertiere. Dabei kommt die in Deutschland umstrittene Methode des Schächtens zum Einsatz, des Schlachtens ohne Betäubung. Diese ist in Ausnahmefällen, etwa aus religiösen Gründen erlaubt, muss aber beantragt werden.
Es geht ums Teilen: Fleisch für Bedürftige, Freunde und Nachbarn
Das Fleisch wird an Bedürftige, Freunde, Familie und Nachbarn verteilt. "Mein Vater hat nicht das Beste bei uns gelassen, sondern das Beste ging an die Bedürftigen", sagt Nurnisa Ismailova. Das Opfertier steht deshalb im Islam auch nicht dafür, Allah zu besänftigen, sondern eher dafür, an Allahs Barmherzigkeit zu erinnern, wie die Bayreuther Religionswissenschaftlerin Paula Schrode ausführt: "Im Koran wird das islamische Opfer abgegrenzt von einer Vorstellung, dass es darum ginge, den Göttern etwas zu geben." Vielmehr erreiche nur "Gottesfurcht Gott". Das, was man hat, mit Bedürftigen teilen – darum geht es vor allem für Nurnisa Ismailova.
Für sie steht aber beim Opferfest noch etwas im Vordergrund: mit ihrem Verein möchte sie ihr kulturelles Erbe teilen und daran erinnern, dass dieses religiöse Fest auch vor allem ein Fest der Familie ist.
Ist das Opferfest ein gesetzlicher Feiertag?
Obwohl von vielen muslimischen Verbänden gefordert, ist das Opferfest kein gesetzlicher Feiertag. Dennoch können Gläubige bei ihrem Arbeitgeber unbezahlten Urlaub beantragen. Für Schülerinnen und Schüler gilt: Deren Erziehungsberechtigte können bei Schulen eine Befreiung vom Unterricht beantragen.
Wer Muslimen zum Opferfest Glückwünsche schicken möchte, wünscht Ihnen am besten "ein gesegnetes Opferfest". Auf Türkisch geht das so: "Kurban bayraminiz mübarek olsun."
Mit Informationen von epd
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