"Was das Mikroplastik in unseren Meeren, Seen und Böden, ist das Kunstlicht in unserer Atmosphäre!“ sagen die Aktivisten von "Paten der Nacht". Eine Initiative, die sich gegen die zunehmende Lichtverschmutzung stark macht. Denn die hat Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Pflanzen.
Was ist Lichtverschmutzung?
Vor Jahren kannte das Wort kaum jemand, jetzt wird es verstärkt diskutiert. Vereinfacht gesagt, bezeichnet das Wort Lichtverschmutzung die Tatsache, dass es gerade in den Städten nicht mehr richtig dunkel wird. Das Problem dabei ist, dass der Biorhythmus nicht nur vom Menschen, sondern auch von Tieren aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann.
Dark Sky Week
In dieser Woche ist die internationale Dark Sky Week, mit der auf das Thema aufmerksam gemacht werden soll. Manuel Philipp begrüßt das. Er hat vor eineinhalb Jahren die Initiative "Paten der Nacht" in Rimsting im Landkreis Rosenheim gegründet. Er beobachtet, dass das Thema zwar immer mehr Aufmerksamkeit erfährt - aber das reicht ihm noch nicht.
"Der Himmel schwimmt uns davon"
So formuliert es der Physiker Manuel Philipp. Er wünscht sich, dass der "Funke an die Menschen überspringt". So, dass allen klar wird, dass sie mitbeteiligt sind, dass der Himmel immer heller wird.
Jeder kann Licht sparen
Philipp wünscht sich, dass die Menschen überlegen, ob sie unbedingt jede Lampe brauchen. Dabei geht es ihm nicht um das notwendige Licht. Er will verschwenderisches Licht reduzieren - etwa nachts im Garten oder an Seen und Parks. Dafür sind oft die Gemeinde- und Stadt-Verwaltungen verantwortlich. Und die würden zunehmend reagieren, so Philipp. Im letzten Jahr hätten sich viele Gemeinden an ihn und sein Team gewandt, weil sie Lichtverschmutzung reduzieren wollten.
Dramatische Auswirkungen auf die Tierwelt
In den Nächten finden etwa Glühwürmchen-Männchen und -Weibchen nicht zueinander, Fische produzieren weniger Geschlechtshormone, Zugvögel und Fledermäuse kommen vom Kurs ab und nachtaktive Insekten lassen im Licht sogar ihr Leben. Eine Milliarde Fluginsekten stirbt in einer einzigen Sommernacht an deutschen Straßenlaternen. Sie fressen nicht, sie paaren sich nicht, sie bestäuben keine Blüten. Stattdessen kreisen sie um Laternen, bis sie verbrennen, an Erschöpfung sterben oder von Feinden verspeist werden.
Künstliches Licht bring die innere Uhr durcheinander
Das Schlafhormon Melatonin, das bei Wirbeltieren den Tag-Nacht-Rhythmus steuert, wird nur bei Dunkelheit gebildet. Helligkeit dagegen bremst die Melatonin-Produktion. Auch die Pflanzen brauchen die dunkle Nacht zur Erneuerung. Sie reparieren Schäden an Blättern und Stängeln und nutzen die lichtlose Zeit zur Erholung.
Folgen für Gesundheit beim Menschen
Auch bei uns steuert das Melatonin den Schlaf-Wach-Rhythmus und die Zellregeneration. Produziert die Zirbeldrüse unter Lichteinfluss zu wenig Melatonin, kommt es zu Schlafstörungen, möglicherweise auch zu Depressionen, Übergewicht und sogar Krebs.
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