Viele aufeinanderliegende rot-gelbe Äpfel der Sorte Elstar
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Äpfel der Sorte Elstar

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Pflanzenschutz: Bayerische Äpfel werden regelmäßig gespritzt

Pflanzenschutz: Bayerische Äpfel werden regelmäßig gespritzt

Gibt es makellose Äpfel ohne chemischen Pflanzenschutz? Eine BR-Recherche zum Einsatz von Pestiziden in Südtirol hatte kürzlich für Aufruhr gesorgt. Fragt man in Bayern nach, zeigt sich: Auch hier geht es nicht ohne das Spritzen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Natur- und Umweltschützer sprechen von Pestiziden, Landwirte von Pflanzenschutzmitteln. Gemeint ist dasselbe: Chemikalien, mit denen Nutzpflanzen geschützt werden sollen - vor Unkraut, Pilzen und Insekten. Manche Pflanzen brauchen mehr chemische Hilfe, andere weniger. Mais zum Beispiel wird relativ selten gespritzt, Äpfeln dagegen sehr häufig, sie sind Spitzenreiter.

Spritzmitteleinsatz in Südtirol sorgt für Aufregung

Im Vinschgau in Südtirol wurden im Jahr 2017 Apfelbäume im Durchschnitt an 21 Tagen gespritzt, mit insgesamt 38 Pestizidbehandlungen. Diese Zahlen, die der BR vor kurzem veröffentlicht hat, haben die Obstbranche aufgeschreckt, auch in Bayern. Wie ist die Situation hierzulande? Die BR Redaktion Landwirtschaft und Umwelt hat nachgefragt bei Hans Göding, dem Betriebsleiter des Lehr- und Beispielbetriebs für Obstbau des Bezirks Niederbayern in Adlkofen bei Landshut.

Wird in Bayern weniger gespritzt?

Der Anbau von Obst ist in Bayern eher eine Nischenproduktion, auf nur 859 Hektar werden Tafeläpfel angebaut, so das Landesamt für Statistik. Dennoch betreibt der Bezirk Niederbayern einen Demonstrations- und Versuchsbetrieb für modernen Obstbau auf 20 Hektar: mit Äpfeln, Birnen Quitten und Tafeltrauben - insgesamt 14 verschiedenen Kulturen. Wie wird dort Pflanzenschutz betrieben?

Angesprochen auf das Thema der 28 Pestizidbehandlungen bei Äpfeln in Südtirol, sagt Obstbaumeister Hans Göding: "Wenn ich für den eigenen Betrieb spreche und für die hiesigen Kollegen, liegen die Zahlen deutlich darunter." Eine genaue Zahl nennt er nicht, BR24 kann das also nicht überprüfen. Göding fügt hinzu: "Wir wollen schließlich saubere Lebensmittel erzeugen und damit zur Ernährungssicherung beitragen. Und nicht Verbraucher ärgern und die Umwelt schädigen."

Äpfel sind beim Spritzen Spitzenreiter

Der Grund, warum Äpfel so häufig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, sei einfach, sagt Hans Göding. Durchschnittliche Apfelsorten hängen ungefähr fünf Monate am Baum, während dieser Zeit können viele Infektionen passieren und auch schon vorher, im Vorblütebereich. Gespritzt wird gelegentlich gegen wurmige Äpfel und gegen Blattläuse, aber häufig und in erster Linie gegen Pilzbefall wie Schorf und Mehltau.

Der Schorfpilz verursacht grau-schwarze Flecken auf der Frucht, die sich vor der Ernte oder manchmal auch erst nach der Ernte bei der Lagerung über die Oberfläche ausbreiten. Diese Flecken dürfen nach Handelsklassenvorschrift maximal 0,25 cm² groß sein, es herrscht sozusagen Nulltoleranz. Zwar versucht man in der Obstzüchtung seit Jahrzehnten robuste, widerstandsfähige Sorten zu kreieren, wie zum Beispiel die Apfelsorte Topaz. Doch das sei schwierig, sagt Obstbaumeister Göding: "Manchmal wird eine Resistenz wieder durchbrochen und man muss wieder behandeln, damit die Sorte sauber bleibt."

Äpfel mit Schorf haben weniger Inhaltsstoffe

Ein schorfbefallener Apfel hat nicht nur einen Schönheitsfehler, sondern auch einen gesundheitlich eingeschränkten Wert. Hans Göding erklärt das so: "Der Baum merkt, dass mit dieser Frucht etwas nicht in Ordnung ist und versorgt sie deshalb nicht so vollwertig mit den Inhaltsstoffen, die wir drin haben wollen. Der Baum produziert die Äpfel ja nicht, dass wir uns daran erfreuen, sondern um seine Kerne, seine Samen, bestmöglich zu konservieren und attraktiv zu verpacken. Und das geht mit einem schorfigen oder wurmigen Apfel nicht. Also werden diese Früchte vom Baum schlechter versorgt."

Weniger Spritzungen durch Klimawandel?

Der Klimawandel habe auf den Obstanbau positive und negative Auswirkungen, so Göding. Zum einen gäbe es neue Schaderreger und wochenlange Trockenperioden, das seien die Nachteile. Der Vorteil: Die Äpfel werden schneller reif, werden drei Wochen früher geerntet als vor 30 Jahren oder 40 Jahren und dementsprechend fallen ein oder zwei Behandlungen mit Pflanzenschutzmitteln weg.

Sind Wachstumsregulatoren verzichtbar?

In Südtirol werden im Erwerbsobstbau auch sogenannte Wachstumsregulatoren gespritzt, damit die Äpfel groß und wohlgeformt werden. Denn der Kunde will Äpfel mit einem Durchmesser zwischen 75 und 80 Millimeter - auch in Bayern, bestätigt Hans Göding: "Aber diese Kaliber macht der Baum nicht freiwillig. Das heißt, wir müssen die Anzahl der Früchte reduzieren, damit genügend Energie für die restlichen verbleibt."

Dazu gebe es verschiedene Methoden, die wichtigsten Maßnahmen seien rein mechanischer Natur. So werden etwa frühzeitig Blütenknospen abgeschlagen. Dann gebe es ohnehin natürliche Fruchtfall-Perioden am Baum und danach werde nochmal per Hand die Zahl der Äpfel auf das gewünschte Maß reduziert. Außerdem werden Schnitt- und Entblätterungsmaßnahmen durchgeführt, damit genügend Licht an die Früchte kommt.

"Zwischendurch gibt es die Möglichkeit, allerdings mit sinkender Tendenz, mit synthetisch hergestellten hormon-identischen Stoffen die natürlichen Fruchtfall-Perioden zu verstärken, dann fallen rund zehn Prozent mehr Früchte ab." Am Lehrbetrieb Deutenkofen hat man allerdings festgestellt, dass es im Zuge des Klimawandels immer seltener geeignete Witterungsbedingungen gibt, um solche Mittel einzusetzen.

Mehr Einsätze - weniger Wirkstoff

Die Zahl an Spritzmitteleinsätzen klinge oft erschreckend hoch, sei aber nicht aussagekräftig, sagt Hans Göding. Bereits seit 1987 versuche man im deutschen und bayerischen Obstbau, Pflanzenschutzmitteleinsätze zu reduzieren. Das Ziel sei damals gewesen, Mittel, Kosten und Arbeitszeit zu sparen. Das sei nur halbwegs gelungen, denn die Anzahl der Fahrten mit einer Pflanzenschutzspritze sei in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Der Grund: "Die Wirksamkeit und Wirkdauer der heute zulässigen Wirkstoffe ist nicht mehr so anhaltend wie damals."

Außerdem spritze man im Gegensatz zu früher nur im Ausnahmefall sogenannte Cocktails, das heißt Mischungen mehrerer Wirkstoffe. Denn eine Tankmischung verschiedener Wirkstoffe habe immer zur Folge, dass nicht jeder Wirkstoff zum optimalen Zeitpunkt eingesetzt werde. "Lieber fahren wir jeden Wirkstoff separat, das bedeutet zwar mehr Überfahrten, ist aber umweltschonender."

"Bis 2030 Pflanzenschutzmittel halbieren: unrealistisch!"

Die EU will den Spritzmitteleinsatz bis 2030 halbieren, in Bayern will man dieses Ziel sogar schon bis 2028 erreichen. Hans Göding ist skeptisch: "Wir wissen nicht, wie diese Regelung ausgestaltet werden soll. Die Hälfte von was? Von einem bestimmten Jahr? Von einem bestimmten Zeitraum? Oder von einer bestimmten Menge?"

Er hält dieses Ziel für nicht realisierbar, weil man sich im Obstbau seit über 30 Jahren bemühe, sowohl die eingesetzte Wassermenge pro Hektar, die Anzahl der Wirkstoffe und die Wirkweise der Wirkstoffe so zu verändern, dass insgesamt weniger in der Summe ausgebracht wird. Die Einsparungen, die in den vergangenen 30 Jahren passiert seien, beziffert er mit mehr als 50 Prozent. "Jetzt von diesem niedrigen Niveau noch einmal auf die Hälfte zu reduzieren, halte ich angesichts des Klimawandels und anderer neuer Herausforderungen nicht für realistisch."

Weniger Abdrift durch moderne Spritzdüsen

Vor allem die Abdrift, also das, was der Wind wegbläst, konnte in der Vergangenheit reduziert werden: durch moderne Düsentechnik und die Anpassung des Luftstroms an niedrige kompakte Baumformen. Auch Überdachungssysteme oder Hagelschutznetze helfen, die Abdrift zu reduzieren. Demnächst wird am Betrieb in Deutenkofen eine PV-Anlage über den Apfelbäumen gebaut. Davon erwartet sich Hans Göding - neben der Stromerzeugung - für die Bäume nicht nur einen Schutz vor Hagel und Starkregen, sondern auch eine Windbrechung, so dass sich die Abdrift von Spritzmitteln verringert.

Welche Rückstände findet man auf dem Apfel?

Als Otto Normalverbraucher finde man auf einem Apfel keine Rücksände, dazu müsse man in ein Labor gehen, sagt Hans Göding. Dort würde man mit feinsten Messmethoden eventuell zwei oder drei zugelassene Wirkstoffe analysieren können, aber alles unter dem gesetzlich vorgegebenen Höchstwert. Nach der Ernte würden die Äpfel regelmäßig von staatlicher Stelle kontrolliert. "Bei uns war bisher alles in Ordnung, die Äpfel gelten als rückstandsfrei und können ohne Waschen verzehrt werden."

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