In Bayern gab es 2021 fast 580.000 Pflegebedürftige. Der Blick in die Zukunft: Für 2050 gibt es unterschiedliche Berechnungen. Experten gehen im Maximalfall von fast einer Million pflegebedürftiger Menschen aus. Die Tendenz ist eindeutig und die Herausforderung klar – der Pflegebedarf in Bayern und auch im Rest des Landes wird in den kommenden Jahren massiv steigen.
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Um dieses Problem besser verstehen zu können und die Struktur der Pflege für die kommenden Jahren zu organisieren, setzen Experten auf Daten. Die AOK hat die anonymisierten Informationen ihrer 2,2 Millionen Versicherten in Deutschland ausgewertet – immerhin rund 43 Prozent aller Pflegebedürftigen. Die Ergebnisse im Überblick.
Bedarf an Pflege ist deutschlandweit höchst verschieden
Die Analysten der AOK haben für den Pflege-Report (externer Link) untersucht, wie viele Pflegebedürftige es im Vergleich zur Bevölkerungszahl eines Landkreises gibt. Die Kreise mit dem höchsten Pflegeaufkommen gab es – Stand 2023 – in Ostdeutschland, in Nordrhein-Westfalen, Hessen und im Saarland. In einigen Brandenburger Kreisen beispielsweise war fast jede sechste Person pflegebedürftig.
Anders dagegen ist die Situation vor allem im südlichen Bayern und im Südwesten Baden-Württembergs. Hier sind im Schnitt weniger als 5,6 Prozent der Kreisbevölkerung betroffen. München, Freising und Rosenheim führen das untere Skalen-Ende an. Hier liegt die Pflegebedürftigkeit im Schnitt nur zwischen 3,4 und 3,7 Prozent.
Die Pflegebedürftigkeit ist immer höher als erwartet
Ausgewertet wurde auch, inwiefern der Pflegebedarf im Vergleich zu 2017 angestiegen ist, und ob das im Hinblick auf die demographische Entwicklung – also die Alterung der Gesellschaft – so zu erwarten war.
Laut der regionalen Analyse gibt es die geringsten Steigerungsraten bei der Pflege – ein Plus von 37 bis 56 Prozent – in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Die stärksten Anstiege wurden in Nordrhein-Westfalen und in Teilen Sachsens festgestellt. Im Schnitt gibt es über alle Kreise hinweg 30 Prozent mehr Pflegebedürftige als aufgrund der Bevölkerungsentwicklung prognostiziert wurde.
Regionale Unterschiede bei Pflegeleistungen
Große regionale Unterschiede zeigt auch Analyse, welche Leistungen pflegebedürftige Menschen in Anspruch nehmen. Während in Westdeutschland viele Pflegebedürftige ausschließlich Pflegegeld in Anspruch nehmen, setzen die Bedürftigen im Osten auf sogenannte Sach- und Kombinationsleistungen, beispielsweise ambulante Pflege.
Bei der Vollstationären Pflege gibt es kein klares Muster. Höchststände gibt es in Schleswig-Holstein und Teilen Bayerns. Hier lebt bis zu ein Drittel der Pflegebedürftigen im Pflegeheim.
Ursachen müssen noch erforscht werden
Die Forschungsabteilung bei der AOK hat auch analysiert, was die Gründe für die teils erheblichen regionalen Unterschiede bei der Pflege sind. Die Experten machen vor allem das durchschnittliche Alter, den Demenzanteil und das Vorhandensein von Pflegepersonen in den Landkreisen dafür verantwortlich.
"Diese Zusammenhänge und Muster müssen aber noch genauer erforscht werden", sagt Susann Behrendt. Sie ist die Forschungsbereichsleiterin Pflege im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO). Sie macht sich dafür stark, dass die gesammelten Daten genutzt werden, um die lokalen Versorgungsstrukturen besser gestalten zu können, denn die Ergebnisse zeigen: Der Bedarf an Pflege und die abgerufenen Pflegeleistungen unterscheiden sich regional stark.
Im Interview: Thomas Zöller, Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung
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