Der Gemeindewald von Rottendorf bei Würzburg: Hier läuft ein bundesweit einmaliger Versuch. 9.000 junge Bäume werden bewässert, weil sie wegen der zunehmenden Dürre sonst nicht mehr wachsen würden. Das hat die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt. Auch der Mai und Juni dieses Jahres waren zu trocken: Es regnete nur 40 Prozent der Menge, die es im Mittel noch vor 30 bis 50 Jahren war, wie Zahlen des Bayerischen Landesamts für Umwelt zeigen. Eine beängstigende Entwicklung, sagt Förster German-Michael Hahn: "Wir müssen offensichtlich bewässern, sonst bekommen wir keinen neuen Wald mehr hin."
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Künstliche Bewässerung über Rohrsystem
Die kleinen Bäume sind in Reihen angepflanzt. Entlang der Reihen verläuft direkt über dem Boden eine Leitung. Die ist mit einem Wassertank verbunden, der 10.000 Liter fasst. Ein Aggregat sorgt für den nötigen Wasserdruck in den Schläuchen, die auf dem etwa drei Hektar großen Waldstück verlegt sind. Erforscht werden soll, welche Bäume mit wenig Wasser im Wald zurechtkommen. Zudem will man wissen, ob sich die Tröpfchenbewässerung im Wald bewährt und flächendeckend einsetzbar wäre.
40.000 Liter werden hier heute in die Baumreihen gepumpt. Das Wasser ist zwar aus einem Brunnen, aber wegen zu hoher Nitratwerte nicht als Trinkwasser geeignet. Zu den Bäumchen kommt das Wasser per Tropfbewässerung. Und das alle paar Wochen, den ganzen Sommer über.
Methode im Weinbau längst bekannt
Im Weinbau ist so eine Tropfbewässerung längst gängige Praxis. Wenn in Frankens Weinbergen bewässert wird, dann zu 90 Prozent mit Tropfschlauch. Die Methode sei extrem sparsam, sagt Winzerin Franziska Galena aus Sommerach. "Wir haben das Wasser direkt da, wo wir es benötigen: am Stock, an der Wurzel." Außerdem verdunste kaum etwas von dem kostbaren Gut Wasser.
Hitzetage pro Jahr werden mehr
Ein entscheidendes Kriterium mit Blick in die Zukunft: Die Anzahl der Tage, an denen es mindestens 30 Grad warm ist, steigt. Bis 2050 könnten diese sogenannten Hitzetage pro Jahr in der Region auf 17 ansteigen und sich damit mehr als verdoppeln. Das hat ein Team des Bayerischen Rundfunks anhand von Daten des Landesamts für Umwelt ausgewertet.
Die Konsequenzen im Weinbau sind schon jetzt spürbar. "Gerade der Bacchus ist anfällig für Sonnenbrand", sagt Galena. Die Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim beobachte schon jetzt einen Rückgang an Rebflächen mit dieser empfindlichen Sorte.
Aufwändige Bewässerung im Wald lohnt sich
Zurück zum Wald: Vier Stunden lang dauert es, 40.000 Liter Wasser zu den Jungbäumen zu pumpen. Ein Aufwand, der sich aber lohne, sagt Förster German-Michael Hahn: "Man sieht in dieser bewässerten Reihe hier: Es ist jedes Pflänzchen da." Die Vergleichsreihe hingegen, die nicht bewässert wird: Fast alle jungen Bäume sind vertrocknet.
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