Bis heute sind einzelne Pilzarten vor allem in Bayern als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 radioaktiv belastet. Nach dem am Montag vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlichten Pilzbericht trifft dies vor allem auf einzelne Wildpilzarten im Bayerischen Wald, am Alpenrand und im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt zu.
"In diesen Gebieten sollte man selbst gesammelte Pilze nur in Maßen verzehren, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden", empfiehlt die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz, Inge Paulini.
Strahlenschutzamt misst etwa sechsfach höheren Wert
Der Pilzbericht fasst die Untersuchungsergebnisse der Jahre 2019 bis 2021 zusammen. Besonders hohe Werte bis über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse wiesen in diesem Zeitraum Semmelstoppelpilze und Rotbraune Semmelstoppelpilze auf. Das ist in etwa das Sechsfache des zugelassenen Grenzwertes für Pilze, die in den Handel kommen. Für Speisepilze gilt ein Grenzwert von 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse.
Über 1.000 Becquerel pro Kilogramm lagen die Messwerte von verschiedenen Schnecklingsarten, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Gemeinen Rotfußröhrlingen, Maronenröhrlingen, Mohrenkopfmilchlingen, Ockertäublingen, Rotbraunen Scheidenstreiflingen, Seidigen Ritterlingen, Violetten Lacktrichterlingen und Ziegenlippen.
Strahlenschutzamt rät zum Verzehr nur in Maßen
Das Strahlenschutzamt rät, in den betroffenen Gebieten selbst gesammelte Pilze nur in Maßen zu verzehren, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden. Zum Vergleich: Ein Erwachsener, der jede Woche eine Mahlzeit aus 200 Gramm Pilzen mit 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm isst, erhält demnach eine zusätzliche jährliche Strahlendosis vergleichbar mit rund 20 Flügen von Frankfurt am Main nach Gran Canaria.
Zuchtpilze mit anderen landwirtschaftlichen Produkten vergleichbar
Zuchtpilze wie Champignons und Austernseitlinge wurden für den Bericht nicht untersucht. Ihr Cäsium-137-Gehalt ist äußerst gering und mit dem anderer landwirtschaftlicher Produkte vergleichbar.
Die Behörde untersucht jährlich wildwachsende Speisepilze auf Cäsium-137. Das Cäsium stammt hauptsächlich aus dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986. Ein geringer Anteil geht demnach auf die oberirdischen Atomwaffentests der 50er- und 60er-Jahre zurück.
Mit Material von AFP und epd
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