Mit einem teilweisen Lohnverzicht wollen die Mitarbeiter das angeschlagene Porzellanunternehmen Rosenthal retten. Am Donnerstagabend haben die Beschäftigten der beiden Rosenthal-Standorte Selb und Speichersdorf bei einem Treffen in Wunsiedel einem Standortsicherungs-Tarifvertrag zugestimmt.
Rosenthal in Selb: Mitarbeiter verzichten auf Geld
Nun sei der Weg für eine neue Konzeption von Rosenthal bereitet, so der Verahndlungsführer der IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie), Gerd Hammerl, am Abend zum BR. Die Mitarbeiter verzichten demnach in den kommenden drei Jahren und rückwirkend für 2024 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Zudem werde laut Hammerl nur die Hälfte der Tariferhöhungen, die Ende 2025 in der Fläche verhandelt werden, an die Mitarbeiter weitergegeben. Ab 2028 sollen die Mitarbeitenden wieder den vollen Tarif erhalten.
Im Gegenzug gebe es pro Jahr eine Prämie in Höhe von 500 Euro. Das Monatseinkommen der Porzelliner bliebe somit unangetastet. Diesen Eckpunkten haben die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter Rosenthals am Donnerstagabend bei einer Versammlung in Wunsiedel zugestimmt.
Einsparungen von rund sechs bis sieben Millionen Euro
Von den rund 600 oberfränkischen Mitarbeitern Rosenthals sind laut Gewerkschaft etwa die Hälfte Mitglieder der IG BCE. Am Abend waren 61 Personen anwesend: 60 stimmten für den Standortsicherungstarifvertrag. Die Einsparungen durch diesen Verzicht lägen laut Hammerl bei etwa sechs bis sieben Millionen Euro.
Im Verhältnis dazu stehen die zu tätigenden Investitionen für rund 16 Millionen Euro. Die Investition in eine neue Produktionslinie sei an den Standortsicherungs-Tarifvertrag geknüpft, damit wolle man die Zukunft des Unternehmens sichern, so Hammerl weiter. Mit dem Ende des Vertrages im Jahr 2027 wird es nur noch eine Produktionsstätte in Oberfranken geben, mit etwa 330 Beschäftigen. Nur so könne aus Sicht der Gewerkschaft die Produktion in Oberfranken bestehen bleiben.
Endgültige Entscheidung bis Ende Januar
Laut IG BCE werde der Standortsicherungs-Tarifvertrag nun in den jeweiligen Gremien bei Rosenthal und der Gewerkschaft besprochen und im besten Falle unterzeichnet. Die endgültige Entscheidung, welcher der beiden oberfränkischen Rosenthal Standorte geschlossen werde, soll Ende Januar fallen. Aktuell sind in Oberfranken rund 600 Menschen bei Rosenthal beschäftigt, sie sollen bis Ende 2026 auf 490 reduziert werden, dieser Prozess hatte bereits im Frühjahr 2024 begonnen.
Bisher standen noch zwei weitere mögliche Rettungs-Szenarien im Raum: einerseits die Schließung beider Werke. Dann würde lediglich noch die Verwaltung, der Vertrieb und die Dekorationsabteilung in Selb bestehen bleiben. Das dritte Szenario wäre die Insolvenz.
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