Mit einer Großplastik "Der Hängemattenbischof" und der adaptierten Bild-Schlagzeile "Wir sind schuldig!" demonstrierten am Donnerstagvormittag rund 20 Vertreter verschiedener Bündnisse vor der Katholischen Akademie in München-Schwabing.
Während sich drinnen Kardinal Reinhard Marx ausführlich zum Missbrauchsgutachten äußerte und sich bereit erklärte, "moralische Verantwortung" zu übernehmen, forderten die Mitglieder der Bündnisse mehr Unterstützung für Missbrauchsopfer. Außerdem müsse sich die Rolle der Kirchen in Staat und Gesellschaft generell wandeln.
Bund für Geistesfreiheit: "Kirchen wie normale Vereine behandeln"
Der Bund für Geistesfreiheit forderte etwa konkret, dass Kirchen ihren Sonderstatus verlieren und straf- und arbeitsrechtlich wie "normale Vereine" behandelt werden. "Die Konsequenz wäre, dass man das Strafrecht ganz normal anwendet, dass man kirchliches Arbeitsrecht abschafft und dass man auch die Zahlungen von altrechtlichen Staatsleistungen abschafft", so Michael Wladarsch, Vorsitzender des Bundes für Geistesfreiheit München, im Gespräch mit dem BR.
Mit Privilegien, die sich die Kirchen über viele Jahre erworben und "sehr sehr geschickt" behalten hätten, müsse nun endlich Schluss sein, forderte Wladarsch.
Ernst-Günther Krause, ebenfalls Mitglied im Bund für Geistesfreiheit München, kritisierte vor allem die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals innerhalb der Kirche: "Ich beteilige mich hier vor allem, weil mir schon seit Jahren nicht gefällt, wie die Kirche mit Missbrauchsfällen und mit Verbrechen in den eigenen Reihen umgeht."
Symbolische Übergabe von Ermittlungsakten
Am Nachmittag sollen vor dem Archiv des Erzbistums München und Freising symbolisch 26 Aktenkartons an die Staatsanwaltschaft übergeben werden. Damit wollen die Organisatoren der Protestaktion auf den "fehlenden Ermittlungseifer" von Seiten des Staates hinweisen.
Zur Protestkundgebung aufgerufen hatte die Giordano-Bruno-Stiftung (eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die sich für die Werte der Aufklärung einsetzt) gemeinsam mit dem Bund für Geistesfreiheit München und dem Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen. Diesem gehören zahlreiche Betroffenenorganisationen an, unter anderem "Eckiger Tisch e.V." und die "Betroffeneninitiative kirchlicher Missbrauch Süddeutschland e.V."
Initiative Eckiger Tisch: "Aufarbeitung nicht den Kirchen überlassen!"
Auch Matthias Katsch, Geschäftsführer des Bündnisses Eckiger Tisch, appellierte an Politik und Gesellschaft: "Überlassen Sie die Aufarbeitung nicht den Kirchen! Helfen Sie den Betroffenen!" Der Verein will unter anderem ein Opfergenesungswerk gründen, das den Betroffenen eine angemessene finanzielle Entschädigung zukommen lässt. Außerdem sollen in naher Zukunft ein Dachverband gegründet und die Arbeit weiter ausgebaut werden.
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