Über dieses Thema berichtet: ARD-Morgenmagazin am 23.11. um 6:15 Uhr
Bevor es in die Geschäfte geht, legt Hartwin Maas sich fest: Den 14- bis 28-Jährigen gehe es beim Shopping nicht in erster Linie um Nachhaltigkeit und Umweltschutz - anders als es bei der Generation Z immer wieder behauptet wird. Entscheidend sei am Ende auch für diese Altersgruppe der Preis. Hat Hartwin Maas vom Institut für Generationenforschung recht? Wir gehen mit ihm auf Shopping-Tour in der Augsburger Innenstadt.
Die erste Station ist ein Einkaufszentrum. Hier sind die großen Ketten zu finden. Alina hat gerade eine Handtasche gekauft. "Wenn es mir gefällt, dann trage ich es einfach", sagt die 20-Jährige. Ist ihr der Umweltgedanke unwichtig? "Vielleicht", antwortet sie schmunzelnd nach kurzem Zögern. Dass es ihrer Generation vor allem um Nachhaltigkeit geht, ist aus ihrer Sicht "gelogen".
Forscherin: Es fehlt an nachhaltigen Produkten
Annalena, die mit einer neuen Winterjacke aus einem Geschäft kommt, denkt länger über diese Frage nach. Auch ihr komme es am Ende auf den Preis an. Der Umweltgedanke sei ihr aber dennoch wichtig. "Das ist interessant", sagt Forscher Maas: "Es wird viel über Nachhaltigkeit nachgedacht und gesprochen. Es umzusetzen ist aber schwierig." Welchem Öko-Label kann man trauen? Und unter welchen Bedingungen wird Kleidung letztlich produziert? Das ist oft schwer zu durchschauen.
Petra Süptitz von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) teilt diese Sicht. Für sie ist die Generation Z die Gruppe der 11- bis 25-Jährigen. Diese würden häufiger als Ältere angeben, nachhaltig einzukaufen - oder das zumindest zu planen. Es würde aber an umweltfreundlich verpackten und nachhaltig hergestellten Produkten fehlen, die auch den Ansprüchen genügen. Hier seien Hersteller und Händler gefragt, das Sortiment entsprechend auszubauen.
Geld-Sorgen plagen auch die Generation Z
"Die Gen Z würde gerne etwas für die Umwelt tun, weiß aber häufiger als andere Menschen nicht wie. Es fehlt also am Wissen", sagt Süptitz. Die Forscherin betont aber auch: Die Inflation und die Angst, nicht genügend Geld zu haben, um die Rechnungen bezahlen zu können, das seien aktuell die größten Sorgen der Generation Z.
Wie alle anderen Gruppen ist natürlich auch die Generation Z nicht homogen. Es gebe durchaus eine sehr aktive Gruppe, "die sich sehr für Umweltbelange einsetzt und bereit ist, sich für Nachhaltigkeit einzuschränken", sagt Süptitz. Allerdings sei diese Gruppe kleiner als bei älteren Menschen. "Der weitaus größte Teil der Gen Z handelt hauptsächlich dann nachhaltig, wenn es zum eigenen Lebensstil passt und convenient ist."
Secondhand ist der Trend
Ein Beispiel dafür der Secondhand-Laden in der Augsburger Innenstadt. Simon und Minh begutachten Kapuzenpullis und Jeans. "Ralph Lauren geht immer", meint Simon. Auch "all black" funktioniere gut. Gemeint ist ein Outfit nur aus schwarzen Kleidungsstücken. Vor allem zwei Dinge zieht die 14 und 15 Jahre alten Gymnasiasten in das Geschäft: der Trend zu Vintage und der teils günstige Preis. "Für eine Levi's zahle ich neu um die 100 Euro, hier bekomme ich sie für 30 Euro", sagt Minh.
Der Secondhand-Markt ist inzwischen ein großes Business. Alle aus der Generation Z, die wir in Augsburg treffen, kaufen Secondhand-Klamotten ein. Die einen mehr, die anderen weniger. Und natürlich findet dieser Trend auch online statt. Shopping-Apps wie "Vinted" sind gefragt. "Weil es günstig und nachhaltig ist", sagt Mara, eine 24-jährige Studentin.
Das Fazit von Forscher Maas nach dem Feldversuch in den Augsburger Geschäften: "Nachhaltigkeit ist zwar präsent bei den jungen Menschen. Aber letztendlich ist die Umsetzung sehr schwer und beim Konsum zählt nach wie vor der Preis."
Im Video: Generation Z – Zwischen Weltrettung und Lebensängsten
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