Die vielen kleinen Teile des Christuskopfs
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Die vielen kleinen Teile des Christuskopfs

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Rätselhafter Christuskopf kehrt nach Straubing zurück

Im Straubinger Gäubodenmuseum ist ab sofort ein bis zu eintausend Jahre alter Christuskopf erstmals öffentlich zu sehen. Fast 50 Jahre nach seiner Entdeckung kehrte das mittelalterliche Wandbildfragment restauriert nach Niederbayern zurück.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

1974 haben Archäologen bei einer Grabung in der Straubinger Basilika Sankt Peter eine besondere Entdeckung gemacht: Etwa einen halben Meter unter dem frühromanischen Fußboden stießen sie auf Schutt, der aus kleinen Putzstücken mit anhaftender Malerei bestand. In akribischer Kleinstarbeit setzte ein Restauratoren-Team in den Werkstätten des Landesamtes für Denkmalschutz 92 Puzzleteile zusammen. Zum Vorschein kam dabei ein lebensgroßer Männerkopf mit Heiligenschein.

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Viele Fragen zum Christuskopf offen

Seine Entstehung wird auf einen Zeitraum zwischen den Jahren 1025 und 1180 datiert. Generalkonservator Mathias Pfeil sprach von einem "faszinierenden Kuriosum" mit einer "besonderen Strahlkraft". Viele Fragen um das spektakuläre Bildnis sind jedoch weiter ungeklärt. Ob es sich um eine Christusdarstellung handelt, ist strittig. Das liegt auch an der speziellen Fundsituation.

Heiliger Müll oder Füllmaterial?

Die isolierte Scherbensammlung unter dem Fußboden lässt manche Forscher vermuten, dass das Bildnis dort absichtlich niedergelegt, als "heiliger Müll" gleichsam bestattet wurde. Diese Praxis der pietätvollen Entsorgung liturgisch bedeutender Kunstwerke habe es vom Spätmittelalter bis in die Barockzeit gegeben.

Andere sind der Ansicht, dass der abgenommene Putz im Zuge der Umbaumaßnahmen an der Kirche um 1180 schlicht zur Bodenverfüllung verwendet wurde.

Wandmalerei nun zurück in Straubing

Ein Drittel der Bruchstücke wurden noch vor Ort in Straubing provisorisch zusammengesetzt. Dann wurde der Fund in die Werkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege nach München gebracht, wo sich ein Restauratoren-Team mit allen Bruchteilen befasste.

Weil es eine solch alte Wandmalerei - losgelöst von ihrem Kontext - nur extrem selten gibt, so das Landesdenkmalamt, diente das Fragment lange als Anschauungsobjekt für den Restauratoren-Nachwuchs. Nun ist es zurück in Niederbayern und kann im Gäubodenmuseum besichtigt werden.

Mit Material der KNA

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