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Wenn jede Behörde ihr Kreuz zu tragen hat

Wenn jede Behörde ihr Kreuz zu tragen hat

Das Kreuz ist ein Nischenprodukt, sagt ein Fachhändler. Noch. Ministerpräsident Söder möchte, dass jede Behörde ein Kreuz an der Wand hängen hat. Macht der Devotionalien-Handel bald ein göttliches Geschäft?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Ganz Deutschland reibt sich noch verwundert die Augen: Ministerpräsident Söder ist es ein sehr wichtiges Anliegen, dass in jeder bayerischen Behörde ein Kreuz an der Wand hängt. Auch wenn der Erlass politisch und in Kirchenkreisen auf viel Kritik stößt, könnte die Entscheidung für die Hersteller und Händler des christlichen Symbols ein Glücksfall sein.

Die ersten Erfahrungen seit dem Kabinettsbeschluss sind unterschiedlich. "Nachfragen kamen schon am Dienstag", sagt Andreas Puettmann, Geschäftsführer bei Schreibmayr, einem Fachgeschäft für Kirchenbedarf in München. Bei ihm erkundigten sich schon die ersten Behördenmitarbeiter - telefonisch und direkt im Geschäft. Jetzt will Puettmann Anzeigen bei Google schalten.

Wie viele Kreuze braucht es?

Der Holzbildhauer Michael Pfaffenzeller ist von seinen Kunden dagegen noch nicht ins Kreuzverhör genommen worden. "Mit einem Ansturm rechne ich nicht," sagt der Künstler. Aber falls die Anfrage steigen sollte, wäre das natürlich "wunderbar". Sein Idealbild für das Behörden-Kreuz: circa 30 Zentimeter hoch, alles Handarbeit, aus Lindenholz. Arbeitszeit: 20 Stunden. Kostenpunkt: rund 500 Euro.

Raus aus der Nische

Lange hatte das Kirchenbedarf-Handwerk sein Kreuz zu tragen: "Ein Kreuz hat man", sagt eine Sprecherin der Messe Augsburg. Der Bedarf nach Nachschub war folglich lange gering. Kreuze gehen eher selten kaputt und vererbt werden sie auch gerne.

"Das sind uralte Handwerksbetriebe und Künstler, die speziell im Kirchenbereich arbeiten," erklärt sie. Sie müssten die Techniken beherrschen, wie Kreuze gefräst oder geschnitzt werden.

Deswegen könnten Söders Pläne eventuell durchkreuzt werden: Dem Handwerk mangelt es an Nachwuchs. Im Februar fand in Augsburg die Kirchen-Messe Gloria statt: 90 Aussteller aus zehn Ländern und 4.200 Besucher. Kreuze waren da noch kein Verkaufsschlager.

Identitätsstiftung aus dem Online-Shop

Fündig wird man natürlich auch im Internet. Auf der Seite Marienfiguren.de etwa werden Kreuze unterteilt in: Hochzeitskreuze, Kommunionskreuze, Kreuze zur Taufe, welche mit Engel, einem Spruch, Segen, Gebet oder anderem Motiv, spezielle Anfertigungen für Kinder, schlichte und Schmuckkreuze, Sterbekreuze sowie Kruzifixe. Letztere spielten aber eine "sehr untergeordnete Rolle", wie die Betreiber der Seite mitteilen. Besonders gefragt seien Rosenkränze gefolgt von Holzkreuzen.

Im Trend: Kreuze aus Glas oder Edelstahl

Auch das Geschäft Schreibmayr hat auf seiner Internetseite eine große Auswahl: 207 Varianten stehen hier zum Kauf bereit. Besonders die Varianten aus Glas und Edelstahl gehen gut. Ein solches würde Puettmann auch den Deko-Verantwortlichen in den bayerischen Landesbehörden empfehlen. Da müssten dann rund 50 Euro Steuergeld pro Stück auf den Tisch gelegt werden. Wie viele Kreuze zur Umsetzung der Söderschen Anordnung erworben werden müssen, ist noch unklar.