Seit Tagen klingelt das Telefon im Büro der Haustechnik-Firma Pflügl in Gars am Inn ohne Unterbrechung. Der Grund: Immer mehr Haus- und Wohnungsbesitzer wollen weg von der Gasheizung. "Seit 14 Tagen brennt das Telefon", sagt Firmenchef Sepp Pflügl. Seitdem Russland Krieg gegen die Ukraine führt, steigen die Gaspreise rasant an - und die Menschen machen sich Sorgen, ob in nächster Zeit überhaupt genügend Gas zur Verfügung stehen wird.
Alternative Heizungen: Die Wartezeiten sind lang
Viele Menschen kämen lieber heute als morgen weg von dem Brennstoff. Doch so schnell geht das nicht. Sepp Pflügl, Innungsmeister für die Landkreise Traunstein-Altötting-Mühldorf, kommt mit der Abarbeitung der Aufträge kaum hinterher. Wer jetzt von einer Gasheizung auf eine Pelletsheizung oder eine Wärmepumpe umstellen möchte, müsse mit einer Wartezeit von bis zu einem Jahr rechnen, sagt Pflügl.
Auch Kommunen müssen sich überlegen, wie sie eine Versorgung mit Energie gewährleisten und die Heizkosten senken können. Die beiden Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Unterreit/Gars, Christian Seidl (FWG) und Robert Otter (CSU), sind der Meinung, dass im Schulverband etwas passieren muss. In der Grund- und Hauptschule in Gars am Inn werden die erst sieben Jahre alten Gaskessel ausgebaut; die Schule wird an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die Kosten seien zwar hoch, doch bei den steigenden Gaspreisen hätte sich die Investition in etwa fünf Jahren gerechnet, glaubt Robert Otter.
Innungsmeister setzt auf erneuerbare Energien
Sepp Pflügl selbst beschäftigt sich seit vielen Jahren mit erneuerbaren Energien. Sein Unternehmenssitz ist energieautark und er ist ein Pionier in Sachen Pellets. Er war der Zweite in Bayern, der sich vor vielen Jahren so eine Heizung einbauen ließ.
Beim Umstieg von einer Gasheizung auf eine Heizung mit erneuerbaren Energien rät der Innungsmeister auf jeden Fall zu einer individuellen Beratung durch einen Fachbetrieb. Eine Heizung mit Holzpellets koste zum Beispiel für ein Vier-Personen-Haus rund 40.000 Euro, werde jedoch mit 50 Prozent bezuschusst. Da Pellets nicht an der Börse gehandelt werden, hätte sich diese Investition in etwa sieben Jahren amortisiert, rechnet Pflügl vor.
Es fehlt an Material und Fachpersonal
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 940.000 Heizungen eingebaut. Zwei Drittel davon waren allerdings Gasheizungen. In den kommenden Jahren stehen 14 Millionen Häuser in Deutschland zur Sanierung an. Doch in der Bundesrepublik fehlt es zum Beispiel an Wärmepumpen, an Material und vor allem auch an Fachpersonal, das sich mit alternativen Heizungen auskennt und sie fachgerecht einbauen kann.
Vor allem der Personalmangel sei bei allen Betrieben derzeit ein eklatantes Problem, sagt der Firmenchef aus Gars am Inn. Die Energiewende wird die Heizungsbauer noch lange Jahre beschäftigen - ob mit russischem Gas oder ohne.
- Zum Artikel "Preisexplosion bei Öl und Gas: Was können Verbraucher tun?"
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