Kaufhaus inmitten der Regensburger Innenstadt
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Regensburger Kaufhof-Koloss: Mega-Leerstand im Welterbe?

Regensburger Kaufhof-Koloss: Mega-Leerstand im Welterbe?

Ende August gehen bei Galeria Kaufhof am Regensburger Neupfarrplatz die Lichter aus. Die Filiale schließt. Wie geht es dann mit dem Gebäude mitten in der Altstadt weiter? Noch sind viele Fragen offen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Das Kaufhof-Gebäude in der Regensburger Innenstadt ist nicht zu übersehen. Es steht mit seinen mehr als 20.000 Quadratmetern Gesamtfläche prominent im Zentrum unweit des Doms. Aber nicht nur durch seine Größe bildet der Komplex einen Kontrast zu den umliegenden Häusern – auch durch seine Betonplatten. Der Kaufhof verschwindet zum 31. August, was dann mit der Immobilie passiert, ist unklar.

Stadt: "Vertrauliche Gespräche mit Eigentümern"

Die Eigentumsstrukturen dahinter sind offenbar weitverzweigt und undurchsichtig. Auch das machte Verhandlungen für die Stadt in der Vergangenheit wohl schwierig. Derzeit befinde man sich in "vertraulichen Gesprächen mit den Eigentümern des Objekts", so die schriftliche Auskunft einer Sprecherin auf BR-Anfrage. Grundsätzlich sieht die Stadt "die Eigentümer in der Verantwortung, eine geeignete Nachnutzung zu finden und gegebenenfalls umzusetzen." Man sei jedoch unterstützend tätig und prüfe parallel, welche Maßnahmen im Gebäude sowie dessen Umfeld perspektivisch umgesetzt werden könnten.

Christian Spielvogel, Bezirksgeschäftsführer Niederbayern/Oberpfalz beim Handelsverband Bayern, hofft, dass die Gespräche zügig vorangehen und schnell eine Lösung gefunden wird. "Ich denke, die große Schwierigkeit ist, dass der Eigentümer sich überhaupt präsentiert und seine eigenen Vorstellungen auf den Tisch bringt", so Spielvogel. Er sieht die Aufenthaltsqualität rund um den Bau in Gefahr, sollte der sich selbst überlassen werden.

Abriss historischer Gebäude für Neubau

Der ist in seiner heutigen Form Anfang der 1970er-Jahre entstanden. Die Kaufhauskette Horten zog hier mit einer Filiale ein. Historische Bausubstanz musste dafür weichen, einzig die Hauptfassade der ehemaligen Alten Wache aus dem Jahr 1818 blieb erhalten und wurde in den Neubau integriert. In den 1990er-Jahren übernahm Kaufhof die Horten AG und firmierte die Standorte um – auch jenen in der Regensburger Altstadt.

Hohe Investitionen und möglicher Denkmalschutz

Wie es von der Stadt heißt, beinhaltet die einstige Baugenehmigung klare Regelungen für das Gebäude hinsichtlich einer Einzelhandelsnutzung. Bei einer Abweichung davon würden die geltenden bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen Vorschriften greifen, die eine Nachnutzung deutlich erschwerten. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass an dem Gebäude aufgrund seines baulichen Zustands größere Investitionen nötig sind. Ein Abriss des massiven Baus würde ebenfalls hohe Kosten bedeuten – auch wenn sich das der eine oder andere Regensburger wünschen würde.

Außerdem prüft das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege schon seit Längerem, ob der Komplex denkmalschutzwürdig ist. Er ist Teil eines bayernweitern Erfassungsprojekts zu Bauten des Konsums von 1960 bis 1980. Wann hier ein Ergebnis vorliegen könnte, ist offen. Die Fassade der Alten Wache ist bereits seit 1973 in die Denkmalliste eingetragen.

Langer Leerstand befürchtet

Im Regensburger Verein "Faszination Altstadt" sind Händler, Gastronomen und Handwerker organisiert. Dessen Geschäftsführerin, Maria Müller, befürchtet einen jahrelangen Leerstand und dass der Ort verkommen könnte – für sie die "größte Horror-Vorstellung". Sollte sich keine oder zumindest nicht so schnell eine Nachnutzung finden, wünscht Müller sich, die großen Schaufenster des Gebäudes gemeinsam mit lokalen Geschäftsleuten gestalten zu können.

Angedacht sind unter anderem Verweise auf den Handel an anderen Orten in der Innenstadt. Auch hier bräuchte es das Einverständnis der Eigentümer. Doch die Verantwortlichen des Vereins könnten sich noch mehr vorstellen: "Wir überlegen, ob wir mit Kulturaktionen oder zeitlich beschränkten Märkten das Gelände rund um das Kaufhaus-Gebäude beleben könnten", sagt Maria Müller. Dafür brauche es allerdings Partner, die mitmachten.

Letzter Verkaufstag am 20. August

Der letzte Verkaufstag im Kaufhof am Neupfarrplatz ist für den 20. August geplant, danach wird es größere Aufräum- und Entrümpelungsarbeiten geben. Momentan arbeiten in der Filiale nach Angaben des örtlichen Betriebsratsvorsitzenden, Hans-Jürgen Burkert, noch rund 30 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 40 Aushilfen.

Etwa die Hälfte der Festangestellten geht voraussichtlich zum 1. September in die Transfergesellschaft, so Burkert. So wurde es zwischen Verantwortlichen des Galeria-Konzerns und dem Gesamtbetriebsrat ausgehandelt. Die Transfergesellschaft ist auf acht Monate angelegt und soll der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt dienen. Ein kleinerer Teil wird in die Kaufhof-Filiale im Regensburger Donau-Einkaufszentrum wechseln. Viele Kunden würden sich in diesen Tagen von den Beschäftigten verabschieden, sagt Burkert. "Hier im Haus war die Verbundenheit immer sehr stark, das war wie eine Familie."

Go Asia sucht neuen Standort

Der Edeka im Untergeschoss des Kaufhof-Komplexes in der Innenstadt ist bereits seit 3. August geschlossen. Er wird in ein Nachbarhaus ziehen. Beim asiatischen Supermarkt Go Asia, der erst vergangenen Oktober im Untergeschoss eröffnet hatte, werden am 17. August die letzten Waren über die Scanner an der Kasse gezogen. Aus der Unternehmenszentrale in Berlin heißt es, dass die Suche nach einem anderen Standort in Regensburg weiterhin laufe.

Dritte Galeria-Insolvenz innerhalb weniger Jahre

Galeria Karstadt Kaufhof hatte im Januar zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre Insolvenz angemeldet – eine Folge der Pleite der Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko. Zu ihr gehörte die Warenhauskette. Der Kaufhof in der Regensburger Altstadt wird neben anderen Filialen im Zuge eines Insolvenzplans geschlossen.

Zum 1. August hob das Amtsgericht in Essen das Anfang des Jahres begonnene Insolvenzverfahren auf. Seitdem läuft der Neustart für den Konzern unter dem Namen "Galeria". Weitergehen soll es mit 83 Standorten. Eigentümer ist inzwischen ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und einer Beteiligungsfirma des deutschen Unternehmers Bernd Beetz.

Drohnen-Aufnahme eines Betongebäudes in einer Innenstadt
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Wie geht es dann mit dem Galeria-Gebäude mitten in der Regensburger Altstadt weiter? Noch sind viele Fragen offen.

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