Klimaschutz soll regional stattfinden: Das ist das Credo des Initiators der Regionalwährung "Chiemgauer", Christian Gelleri. In Zusammenarbeit mit der Stadt Traunstein wird ein bis dato einmaliges Klimaschutzprojekt zwischen einer Kommune und dem Verein "Chiemgauer" umgesetzt: der "Klimabonus". Jeder Häuslebauer, der eine Photovoltaikanlage errichten lässt, kann einen Antrag stellen und bekommt als Zuschuss der Stadt Traunstein bis zu 1.500 Chiemgauer (umgerechnet 1.500 Euro) als Bonus ausbezahlt.
Das Regionalgeld muss in der Region in einer bestimmten Zeitspanne wieder ausgegeben werden und erzeugt dadurch mehr Wertschöpfung im Vergleich zum Euro. Über 70 Mitgliedsbetriebe akzeptieren das regionale Zahlungsmittel: vom Bekleidungsgeschäft über eine Buchhandlung bis zum Elektrofachbetrieb.
1.000 Chiemgauer für Sonnenstrom vom Dach
Das Traunsteiner Ehepaar Stang hat im vergangenen Jahr einen Antrag auf einen "Klimabonus" gestellt. In Zeiten der Klimaerwärmung stand für die Eltern zweier Kinder bereits bei der Planung des neuen Hauses fest, dass das Eigenheim energieeffizient werden soll. Zum Beispiel mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Der Zuschuss von 1.000 Chiemgauern durch den "Klimabonus" kam da gerade recht. So kann sich die Familie eine Anschaffung leisten, die zunächst nicht geplant war: eine Duschkabine für das Gästebad, die von einem regionalen Handwerker eingebaut wird. Auch er nimmt Chiemgauer als Zahlungsmittel an.
Ein Projekt mit Vorbildcharakter
Das Projekt, das den regionalen Klimaschutz und die Regionalwährung Chiemgauer zusammenbringt, kommt bisher gut an: Bei der Stadt Traunstein wurden von Bürgern inzwischen mehr als 70 Anträge gestellt, um an den "Klimabonus" durch die Stadt Traunstein zu kommen. Im vergangenen Jahr standen dafür 50.000 Chiemgauer oder umgerechnet 50.000 Euro zur Verfügung. Im Jahr 2022 dürften es zwischen 75.000 und 100.000 Euro sein, mit der die Kommune neue Hausbesitzer unterstützen will.
Es ist ein Win-Win-Projekt für alle Beteiligten: Die privaten Klimaschützer erhalten den "Klimabonus", die Stadt Traunstein wird auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützt und der Verein "Chiemgauer" kommt seinem Ziel näher, regionale Wirtschaftskreisläufe zu erhalten und zu stärken.
Regionalwährungen stützen Wirtschaft in der Region
Die Regionalwährung "Chiemgauer", die in den Landkreisen Traunstein und Rosenheim neben dem Euro ein anerkanntes Zahlungsmittel ist, ist das derzeit größte Regio-Geld-System im deutschsprachigen Raum. Im ersten Jahr akzeptierten 50 Firmen die Regionalwährung und setzten 70.000 Chiemgauer um. Das war vor knapp 20 Jahren, seitdem erfährt das Regio-Geld stetig wachsenden Zuspruch.
Über 400 Betriebe machen mittlerweile mit und der Umsatz ist auf über sechs Millionen Chiemgauer angestiegen. Besonders erfreulich war in der Stadt Traunstein trotz pandemiebedingter Einschränkungen ein zusätzlicher Umsatzanstieg dank des Klimabonus-Förderprogramms.
Auch andere Länder beschäftigen sich mit Regio-Geld
Die Erfolge des Chiemgauers sprechen sich mittlerweile herum: Eine ganze Woche lang schauten sich Initiatoren aus dem Baskenland vor Ort den Chiemgauer an, bevor sie mit identischen Regeln gestartet sind. Die "Eusko" zirkulieren mittlerweile so erfolgreich, dass über 70 Regionen im französischsprachigen Raum ebenfalls Regionalgeld in Umlauf bringen wollen. Und auch in Spanien und Belgien werden Regionalwährungen nach dem Vorbild des Chiemgauer in Umlauf gebracht und sogar von der Europäischen Union unterstützt.
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