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Der dritte schwere Wintersturm innerhalb weniger Tage hat in Teilen Deutschlands Bäume umgeworfen und Unfälle verursacht. In der Nacht zum Montag brachte die Kaltfront von "Antonia" schwere Böen, die auch tagsüber noch zu spüren waren. Doch zunächst wurden deutlich weniger Schäden bekannt als nach den beiden vorherigen Sturmtiefs "Ylenia" und "Zeynep". Bis zum Abend sollte es vor allem über der Mitte und dem Süden Deutschlands stürmisch bleiben. Dann ist ein Abflauen der heftigen Stürme in Sicht.
Ab Dienstag wieder weitgehend normaler Bahnverkehr
Wegen Unwetterschäden fielen erneut viele Züge der Deutschen Bahn aus oder kamen später. Ab Dienstag werde wieder ein weitgehend normaler Fernverkehr mit nur noch einzelnen Einschränkungen erwartet, teilte die Deutsche Bahn mit. Zwischenzeitlich waren nach Unternehmensangaben 6.000 der rund 33.000 Kilometer Streckennetz nicht befahrbar gewesen. Restschäden an rund 300 Kilometern Strecke sollten im Laufe der Woche behoben werden. In Nordrhein-Westfalen fuhren ab dem Mittag nach Bahnangaben wieder die meisten Regionalzüge planmäßig - am Sonntagabend war dort der Regionalverkehr eingestellt worden. Ab dem Nachmittag sollten auch die Züge der Eisenbahngesellschaft Metronom, die viele Regionallinien in Niedersachsen, Hamburg und Bremen betreibt, wieder fahren.
In Unterfranken hatte die Westfrankenbahn den Zugverkehr von Sonntagabend bis Montagfrüh komplett eingestellt. Schüler aus dem Landkreis Miltenberg, die aus diesem Grund nicht zur Schule kommen konnten, waren entschuldigt.
Schuldach abgedeckt: Unterricht in Würzburg fällt aus
Das Würzburger Siebold-Gymnasium bleibt auch am Dienstag aufgrund von Sturmschäden geschlossen. Die Schüler dort gehen in den Distanzunterricht. Jedoch nicht Sturmtief "Antonia", sondern Zeynep hatte das Dach des Schulgebäudes bereits in der Nacht zum Samstag beschädigt. Mithilfe eines großen Baukrans sichern Dachdecker derzeit die losen Ziegel. Nach Abschluss der Arbeiten soll der Schulbetrieb voraussichtlich am Mittwoch wieder aufgenommen werden.
Auch im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen entfiel am Montag wegen der Warnung des DWD vor Orkanböen die Schule.
"Antonia" gibt bis in die Nacht keine Ruhe
Die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war am Montagmittag aber noch für alle Regionen Deutschlands mindestens orange eingefärbt, mit Warnungen vor markantem Wetter.
Landesweit könnte es teils schwere Sturmböen geben, im Westen und in der Mitte Deutschlands gebietsweise Dauerregen, wenn nach seiner Kaltfront das Sturmtief "Antonia" selbst über Deutschland zieht. Auf dem Brocken könnte es der Prognose zufolge zudem weiter extreme Orkanböen geben, im Bayerischen Wald und auf dem Fichtelberg rechneten die Meteorologen mit orkanartigen Böen und Orkanböen. Für die Nacht zum Dienstag erwartete der DWD dann eine "leichte Wetterberuhigung". "Der Wind wird die Woche weiter Thema bleiben", erklärte ein DWD-Meteorologe in Offenbach. "Allerdings wird das eine ganz andere Hausnummer als das, was wir in diesen Tagen erleben."
Abgedeckte Dächer und beschädigte Fassaden
Nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) zog "Antonia" in der Nacht zu Montag mit Windgeschwindigkeiten von teilweise mehr als 100 Stundenkilometern über das Land. Die Feuerwehren und Polizeien in etlichen Bundesländern von Baden-Württemberg bis Niedersachsen meldeten diverse Sturmeinsätze und -schäden. Starke Winde deckten Dächer ab, ließen Bäumen umstürzen und Gegenstände herumwirbeln.
In den meisten Fällen blieben die Folgen überschaubar, es kam aber auch zu einigen größeren Einsätzen. In Worms in Rheinland-Pfalz riss der Sturm laut Feuerwehr Dachbalken und Dachplatten von einem Gebäude und schleuderte sie in ein anderes Haus. Zudem wurden die Fassade eines dritten Gebäudes und einige parkende Autos beschädigt.
In Herdecke in Nordrhein-Westfalen löste sich durch den Sturm das Flachdach eines Mehrfamilienhauses, Teile schlugen im Dachstuhl eines weiteren Gebäudes ein und verteilten sich auf einer Straße. Nach Angaben der Feuerwehr wurde auch dabei jedoch niemand verletzt.
Heftige Schneefälle sorgten für Unfälle - auch in Bayern
Im Süden sorgte Antonia am Montag örtlich für Schneeglätte. Bei Wolfegg (Baden-Württemberg) kam am Morgen deshalb ein Schulbus von der Straße ab und rutschte in einen Straßengraben. Die Türen waren zunächst verklemmt, weshalb die rund 30 Kinder den Bus für etwa eine halbe Stunde nicht verlassen konnten, sagte eine Polizeisprecherin. Niemand sei verletzt worden.
Auch im Landkreis Garmisch-Partenkirchen überraschte das Sturmtief am Morgen einige Autofahrer mit heftigen Schneeschauern. Am Ettaler Berg auf der Bundesstraße 23 standen mehrere Lastwagen auf schneeglatter Fahrbahn quer. Nördlich von Murnau landeten zwei Fahrzeuge wegen Schneeglätte im Graben. Auf der Bundesstraße 2 bei Ohlstadt kollidierten vier Fahrzeuge, kurz darauf weitere zwei. Menschen kamen bei den Unfällen nicht zu Schaden.
- Zum Artikel: "Was einen Sturm zum Orkan macht"
Bäume stürzten um, Stromleitungen unterbrochen
In der Oberpfalz wurde ein Mann in Nittenau im Landkreis Schwandorf verletzt, als ein Baum auf die Straße fiel, dem er nicht mehr ausweichen konnte. Insgesamt traf der Sturm in der Oberpfalz laut Polizei hauptsächlich den Landkreis Schwandorf, wo er die meisten Bäume umgeknickte. Bei Tittling im Kreis Passau krachte ein Autofahrer gegen einen Baum und wurde dabei leicht verletzt, in Kelheim in Niederbayern landete ein Autofahrer im Straßengraben, als er versuchte, einem umstürzenden Baum auszuweichen. In Passau und den Landkreisen Deggendorf und Regen riss der Sturm verschiedene Leitungen ab. In Schwaben rückte die Feuerwehr ebenfalls mehrmals aus, dort blieb es bisher bei Sachschäden.
Die Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes für Bayern:
Schwere Schäden besonders im Norden
Hamburg erlebte beim Durchzug von "Zeynep" erstmals seit 2013 wieder eine sehr schwere Sturmflut mit mehr als 3,5 Metern über dem mittleren Hochwasser. In Bremen krachte ein 55 Meter großer Baukran in ein im Rohbau befindliches Bürogebäude, in Hamburg stürzten bei einem viergeschossigen Wohnhaus Teile der Fassade ein.
In Bad Zwischenahn in Niedersachsen kippte eine rund neun Meter hohe Fichte auf ein Klinikgebäude. Die Nordseeinseln Wangerooge und Langeoog büßten erhebliche Teile ihres Badestrandes ein.
Warnung vor Hochwasser in Teilen Frankens
Wenn sich das Wetter am Dienstag beruhigt, könnte Hochwasser ein Thema werden. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern gibt bereits Hochwasserwarnungen der Stufe zwei von drei für Teile Ober- und Unterfrankens heraus. Betroffen sind die Landkreise Kronach, Coburg, Lichtenfels, Kulmbach und Forchheim in Oberfranken, sowie Main-Spessart, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld in Unterfranken. Konkret handelt es sich um "Warnungen vor Ausuferungen und Überschwemmungen". Für den Landkreis Hassberge gibt es eine Vorwarnung vor Hochwasser. Als einziger Fluss in Bayern hat die Steinach an der Messstelle Fürth am Berg im Landkreis Coburg die Meldestufe zwei von vier erreicht.
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