50 Jahre Olympische Spiele in München: Das Stadtmuseum plant dazu ein Ausstellung, bei der jeder mitmachen kann. Wer Erinnerungsstücke besitzt oder einfach nur Erinnerungen an Olympia 1972 schildern möchte, kann dazu ins Erzählcafe des Museums kommen.
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50 Jahre Olympische Spiele in München: Das Stadtmuseum plant dazu ein Ausstellung, bei der jeder mitmachen kann.

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Erzählcafé: Erinnerungen an 50 Jahre Olympische Spiele München

Erzählcafé: Erinnerungen an 50 Jahre Olympische Spiele München

Im Münchner Stadtmuseum entsteht eine ganz besondere Ausstellung zu den Olympischen Sommerspielen 1972: Jeder kann derzeit Exponate in ein "Erzählcafé" bringen, und da sind auch einige kuriose Stücke dabei.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Vor 50 Jahren fanden in München die Olympischen Sommerspiele statt – ein Jubiläum, das dieses Jahr auf viele Arten begangen wird. Das Münchner Stadtmuseum plant dazu eine Ausstellung, und alle können mitmachen. Wer Erinnerungsstücke hat oder auch einfach Erinnerungen an Olympia 1972 schildern möchte, kann ins "Erzählcafé" kommen, das im Museum eigens eingerichtet wurde.

Boten brachten Ergebnislisten der Wettkämpfe zu Journalisten

Franz Tonkovic legt zwei dicke Bände auf den Tisch. Es sind Sammelwerke, die davon zeugen, wie die Welt 1972 auch mit seiner Hilfe von den Leistungen der Sportler erfahren hat. Denn als es noch kein Internet gab, gab es nur Ergebnislisten auf Papier, die dann von Boten zu den Journalisten gebracht wurden. Nach einem Aufruf im Bayerischen Rundfunk hatte er sich seinerzeit dafür gemeldet. Wenn Franz Tonkovic davon in allen Details erzählt, dann klingt es fast so, als wäre es erst gestern gewesen. Die Olympischen Sommerspiele 1972 sind Teil seiner Lebensgeschichte.

Anstecknadeln, Gedenkmünzen und Hostessen-Dirndl

Das trifft auch auf Wolfgang Birkle zu. Er war damals zwar erst sieben Jahre alt und lebte zu dieser Zeit noch gar nicht in München. Der 57-Jährige ist aber ein leidenschaftlicher Sammler in Sachen Olympia. Eine Anstecknadel und eine Gedenkmünze gibt er zum Beispiel im Museum ab – und dann zeigt er stolz ein Foto auf seinem Handy: eine Frau im hellblauen Hostessen-Dirndl von 1972. Es ist seine Freundin, für die er das Dirndl vor einiger Zeit im Internet ersteigert hat.

Deko-Fliesen mit Olympiaturm und Zeltdach

Am Nachbartisch im "Erzählcafé", das ganz in den olympischen Pastellfarben von 1972 gehalten ist, sitzt Florian Eibert. Der Kaminkehrer hilft manchmal beim Ausräumen alter Häuser und rettet das eine oder andere Fundstück vor dem Müllcontainer. Vor Kurzem ist er dabei auf eine alte Deko-Fliese gestoßen: der Olympiaturm und das Zeltdach ganz in weiß auf blauem Untergrund. Zu den Mitbringseln gehören aber auch eine Eintrittskarte für einen Wettkampf und eine Zündholzschachtel, auf dem eine Kuh abgebildet ist – die Olympischen Ringe sind ihr Euter.

Zündholzschachtel aus dem Olympia-Jahr 1972 mit buntgestreifter Kuh und Inschrift "Mitmelken ist alles"
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Zündholzschachtel aus dem Olympia-Jahr 1972

Zu viele Waldis

Nicht mehr gebraucht werden im Museum "Waldis" – also Dackel-Maskottchen von 1972. Da wurden schon ziemlich viele in allen denkbaren Ausführungen abgegeben. Noch Seltenheitswert hat dagegen eine elektrische Minifackel. Tausende davon wurden bei der Abschlussfeier an die Zuschauer verteilt. Die Frau, die eine brachte, hatte bei der Erinnerung Tränen in den Augen, erzählt die Historikerin Luisa Rupprich.

Erinnerung an das Olympia-Attentat

Auch das Attentat vom 5. September 1972, bei dem elf Mitglieder der israelischen Mannschaft und ein Polizist ums Leben kamen, soll bei der geplanten Ausstellung im Stadtmuseum breiten Raum bekommen. Dafür werden ebenfalls Erinnerungen gesammelt – solche zum Anfassen genauso wie solche, von denen man nur erzählen kann.

Reden ist besser als Lesen

Luisa Rupprich empfindet das "Erzählcafé" als echte Bereicherung. Man könne "noch so viel lesen" und werde doch nie so viel erfahren, wie wenn man mit den Menschen rede, sagt sie. Das müsse man auch für die Nachwelt erhalten. Das Team führt deshalb viele Interviews mit den Besuchern.

Frau fürs Leben bei Olympischen Spielen kennengelernt

Dabei haben die Mitarbeitenden auch noch eine weitere Geschichte von Franz Tonkovic erfahren. Der Bote für die Wettkampfergebnisse 1972 hat in seiner damaligen Unterkunft im Kolpingheim auch seine Frau kennengelernt, die dort Bedienung war – und das, so sagt er, war doch "das Wichtigste in meinem Leben".

Olympia-Eröffnungsfeier im Münchner Olympiastadion | Archivbild vom 26.08.1972
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Olympia-Eröffnungsfeier im Münchner Olympiastadion | Archivbild vom 26.08.1972

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