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Siemens: Welche Rolle spielt das Radolfszeller Abkommen?

Zwei Standorte werden geschlossen – in anderen Werken zahlreiche Stellen abgebaut. Der Betriebsrat und die IG Metall drohen Widerstand an und berufen sich auf ein Abkommen. Von Birgit Harprath

Nur drei DIN-A4-Seiten umfasst das Papier, das dem Bayerischen Rundfunk vorliegt. Das Abkommen von Radolfzell wurde 2010 unterschrieben – auf Siemensseite noch von Peter Löscher an der Spitze. Es sichert zu, dass keine Standorte geschlossen oder verlagert werden. Außerdem können betriebsbedingte Kündigungen nur im Einvernehmen mit der IG Metall und dem Betriebsrat erfolgen. Und selbst wenn es irgendwo im Konzern überhaupt nicht rund läuft, sieht das Abkommen vor, dass unverzüglich verhandelt wird.

Rechtlich wenige Chancen

Gekündigt werden können die 8 Paragraphen von einer Seite durchaus – doch Siemens hat schon bekräftigt, das nicht tun zu wollen. Die IG Metall wirft dem Vorstand nun aber vor, mit seinen gestern veröffentlichten Plänen gegen die Abmachungen von Radolfzell zu verstoßen. Juristisch dagegen vorzugehen dürfte nicht leicht werden. In der Praxis aber haben Gewerkschaft und IG Metall durchaus Druckmittel. Zum einen kann der Betriebsrat Überstunden verweigern. Das trifft dann die Sparten bei Siemens, wo es volle Auftragsbücher gibt. Der andere Hebel ist der Aufsichtsrat. Der hat zwar beim Personalabbau direkt nicht mit zu entscheiden. Aber Siemens braucht die Arbeitnehmerbank, will der Vorstand nicht gegen sie etwas durchsetzen wie den Börsengang der Medizintechnik.