Nur an wenigen Orten in Bayern können Mountainbiker legal auf interessanten Strecken bergab fahren. Die Heumödern-Trails in Treuchtlingen (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) gehören dazu. Sechs solcher Trails mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden hat eine Gruppe um den Treuchtlinger Outdoor-Unternehmer Robert Rieger vor wenigen Jahren gebaut, in Absprache mit den Staatsforsten und den Behörden. Das Miteinander zwischen Mountainbikern, Anwohnern und Nutzern des Waldes – hier funktioniert es, während es in vielen anderen Regionen in Bayern regelmäßig Kritik und Konflikte gibt. Am Hesselberg etwa beschweren sich regelmäßig Wanderer über angebliche "Pisten-Rambos".
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Mountainbiker in Treuchtlingen sollen neuen Skilift nutzen können
Jetzt könnte das Gebiet mit einem Lift noch attraktiver werden. Zwei junge Treuchtlinger Investoren wollen einen Skilift bauen. Er soll einen alten Lift ersetzen, der für Mountainbikes nicht geeignet ist. Damit könnten sich Mountainbiker bergauf ziehen lassen. "Ich fahre sehr gerne runter, aber weniger gerne nach oben", sagt Investor Christian Wißmüller. "Und ich sehe auch das Potenzial für Treuchtlingen." Bisher müssen Mountainbiker drei Kilometer Forstweg aufwärts zurücklegen.
Sieben Meter Schneise im Wald für den neuen Schlepplift
Für den neuen Schlepplift müsste eine Schneise von sieben Metern Breite in den Wald geschlagen werden. Im Gegenzug soll die alte Lift-Trasse aufgeforstet werden. Das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen prüft im Moment den Antrag auf Genehmigung. Derzeit wird ein artenschutzrechtliches Gutachten verfasst. "Es wurden keine bedrohten Pflanzen oder Tiere gefunden", so Wißmüller. Auch die Bayerischen Staatsforsten hätten keine Einwände, die Lifttrasse könne ohne Rückegasse verwendet werden, erklärt Wißmüller.
Anwohner fürchten Lärm durch neuen Skilift
Anwohnerinnen und Anwohner aber machen sich Sorgen. Sie befürchten Lärm und beklagen, dass sie den Wald rund um die Heumödern-Trails für Spaziergänge nicht mehr uneingeschränkt nutzen können. Allerdings: Der Lift soll nur am Wochenende betrieben werden. Investor Wißmüller rechnet mit 45 Mountainbike-Fahrerinnen und -Fahrern je Öffnungstag. "Wir wollen, dass es familiär bleibt." Im unterfränkischen Frammersbach funktioniert so ein Schlepplift schon gut. Dort sind die Mountainbiker willkommen, nachdem Skifahrer wegen der milden Winter den Lift nur noch selten brauchen.
Wegen Lockdown: Radler aus Südbayern in Treuchtlingen
In den Lockdowns des Corona-Jahres haben zahlreiche Biker die Heumödern-Trails für sich entdeckt. Eine Zeit lang waren die Mountainbike-Parks in den Alpen geschlossen, die Trails in Treuchtlingen hingegen ohne Eintritt frei zugänglich. Nutzer zahlen lediglich freiwillig eine Spende in die Heumödern-Kasse. Die Straßen im angrenzenden Wohngebiet in Treuchtlingen waren im Frühjahr 2020 deshalb verstopft – eine Erfahrung, die die Anwohner nicht wieder machen wollen.
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Zugeparktes Wohngebiet während der Coronakrise
Inzwischen wurden mehrere Parkplätze in Treuchtlingen speziell für Mountainbiker ausgewiesen, von denen aus sie in wenigen Minuten zu den Trails gelangen. Durch viele Gespräche und Appelle haben die Betreiber der Talstation die Mountainbiker dazu bewegt, diese auch zu nutzen. Die Parksituation im Wohngebiet an den Heumödern-Trails hat sich dadurch wieder entspannt. "Mich stören die Mountainbiker nicht", sagt Anwohnerin Ulrike Wölfel. Eine Zeit lang seien regelmäßig Quad-Fahrer durch die Straße gedonnert. "Von den Radfahrern hingegen höre ich hier in 500 Metern Entfernung nichts mehr."
Mountainbiker erschweren die Jagd
Etwas weiter hinten im Heumödern-Tal betreibt Jagdpächter Oswald Bayer ein kleines Wildgehege. Das Wild habe mit den Mountainbikern kein Problem, sagt er. Auch nähmen die allermeisten Radler Rücksicht. Das Jagen im Waldgebiet allerdings werde erschwert, wenn der Betrieb bis in die Abendstunden gehe. "Man kann nicht mehr so einfach schießen, weil man nicht weiß, hinter welchem Busch einer mit dem Fahrrad rauskommt." Er sieht die Skilift-Pläne aber insgesamt mit Wohlwollen. "Irgendwas stört immer", sagt Bayer, "aber wenn man nichts macht, hat man auch nichts."
Rundgang mit Kritikern des Heumödern-Lifts
Am kommenden Wochenende ist eine Begehung mit Kritikern des Heumödern-Liftes geplant. "Wir wollen offen auf alle zugehen", sagt Investor Christian Wißmüller, „und die ernst gemeinten Punkte abarbeiten“. Ab Mitte September liegen die Pläne dann öffentlich zur Einsicht aus. Wenn die Behörden alles genehmigen, kann Ende des Jahres 2021 mit dem Bau begonnen werden.
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