Geschäftsführer Richard Weis steht vor einem großen Becken, gefüllt mit 70 Grad warmen Wasser. Darin badet seit drei Tagen die Rekordeiche. So wird ihr Holz weicher und kann besser verarbeitet werden. Richard Weis hat die alte Eiche aus dem Spessart für mehr als 18.000 Euro ersteigert. Reinschauen konnte er vorher nicht. "Stämme wie der, der ist jetzt mal etwa 400 Jahre alt. Was weiß ich, was da vor 200 Jahren passiert ist. Ist da irgendwie mal ein Baum runtergerutscht, ja, dann habe ich schon eine Narbe, die man von außen im Prinzip nimmer sieht", sagt Weis und zuckt mit den Schultern. Doch jetzt habe er einen der schönsten Stämme, die er in den letzten 20, 30 Jahren gesehen hat, fügt er grinsend hinzu. Der ursprünglich vier Tonnen schwere und acht Meter lange Eichenstamm scheint makellos. Vor dem Bad wurde er in vier Teile zerlegt.
Kleinste Fehler können zu kompletten Wertverlusten führen
Ein Kran hebt eines der tonnenschweren Stücke aus dem heißen Wasserbad. Bevor das begehrte Holz in die Messermaschine kommt, muss der Stamm noch gereinigt werden. Denn schon ein einzelnes Sandkorn in der Maschine könnte das Messer beschädigen. "Diese Scharte hinterlässt einen Kratzer, der sich dann durch das ganze Holz zieht. Das kriegen sie nie wieder weg", erklärt Richard Weis. Das käme einem Totalverlust gleich.
Vier Tonnen Eiche in hauchdünnen Scheiben
Jetzt kommt der teuerste Baum, der aktuell in Bayern versteigert wurde, unters Messer. Ein aufregender Moment für alle Beteiligten, vor allem für Bastian Rockenmaier, den Produktionsleiter. "Ja, der Puls ist etwas erhöht", gibt er lachend zu.
Wie ein Hobel jagt die tonnenschwere Maschine über den ebenso schweren und jetzt noch vier Meter langen Baumstamm und schneidet das teure Holz in 0,65 Millimeter dünne Blätter. Dabei kann so ziemlich alles schiefgehen. Bastian Rockenmaier überprüft die ersten Holzblätter. Sofort entdeckt sein geschultes Auge eine kritische Stelle. "Wir haben jetzt hier eine kleine Druckstelle auf der Messermaschine, so dass die Klinge praktisch an dieser Stelle mehr Druck aufs Holz ausgeübt hat", erklärt er. Beim Trocknen kann das Holz an dieser Stelle bröselig werden und so die Qualität des Furniers mindern. Schnell ist die Messermaschine justiert und es geht ohne Qualitätseinbußen weiter.
Naturtrocknung erhält begehrte Farbe
Im Anschluss kommen die Holzblätter zum Trocknen. Hier in Lohr setzt man auf die alte Methode der Naturtrocknung aus der Anfangszeit der industriellen Furnierproduktion. Die einzeln in sogenannte Hordenwägen behutsam abgelegten Holzblätter kommen in einen riesigen Trockenkanal, an dessen Ende ein Heizregister angeschlossen ist. Darin wird warme Luft über die noch nassen Holzblätter "gezogen", bis sie eine Restfeuchte von etwa zwölf Prozent enthalten.
Der Vorteil dieser Methode: Die natürliche, honiggelbe Farbe des Eichenholzes bleibt eins zu eins erhalten. Auch das macht das Furnier aus der langsam, über Jahrhunderte gewachsenen Spessarteiche so begehrt. Nur noch zwei Furnierwerke wenden diese Methode hierzulande an. Danach wird es noch zugeschnitten. Circa 3.000 Quadratmeter edles Eichenfurnier kommen am Ende dabei raus. Ein Quadratmeter davon kostet etwa zweieinhalb mal so viel wie normales Furnier.
Der ganze Stolz von Burgsinn
Der Burgsinner Bürgermeister Robert Herold freut sich über den Rekord-Stamm aus seinem Gemeindewald. Schon öfter wurde dort eine sogenannte "Braut" versteigert, der schönste und teuerste Baum einer öffentlichen Holzversteigerung. Natürlich sei die ganze Gemeinde stolz auf ihre Bäume und die Erlöse, die sie bringen.
- Zum Podcast: Die Spessart-Eiche: Ein Symbol am Scheideweg
Über 7.000 Eichen stehen im Burgsinner Gemeindewald, die viele von Ihnen über 300 Jahre alt. "Da sind schon zehn Generationen von Förstern um den Baum rumgelaufen. Die haben die Arbeit gemacht und wir ernten jetzt", sagt er. Man wolle aber auch für die nachfolgenden Generationen noch etwas hinterlassen. Den Erlös aus der Rekord-Eiche steckt er ins Burgsinner Schwimmbad. Und die rund 3.000 Quadratmeter edles Eichenfurnier schwimmen vielleicht bald auf Bill Gates‘ Yacht über die Weltmeere oder schmücken einen Apple-Store.
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