NS-Raubkunst ist auch ein Thema in Niederbayern: Die Stadt Passau gibt jetzt zwei Gemälde aus jüdischem Besitz zurück. Sie waren während des Zweiten Weltkriegs als NS-Raubkunst in das Oberhausmuseum gekommen. Nun werden die Kunstwerke an die rechtmäßigen Eigentümer übergeben. Wie die Stadt mitteilt, werden die Bilder eingepackt und in den kommenden Wochen von einer Kunstspedition nach Frankreich gebracht.
- Zum Artikel: BGH-Urteil: Suche nach NS-Raubkunst wird erleichtert
Eigentümer in Auschwitz ermordet
Es handelt sich um ein Ölgemälde von Camille Bombois und ein Gemälde des Jugendstil-Malers Maurice Denis. Die Bilder gehörten dem jüdischen Kunstsammler Marcel-Joseph Monteux, dessen gesamter Bestand 1942 von den Nazis beschlagnahmt wurde. Monteux wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Dass die Bilder aus seiner Sammlung erst jetzt zurückgegeben werden, liegt daran, dass lange nicht bekannt war, wem sie zustehen.
Stadt Passau will weiter forschen
Bereits vor 22 Jahren stellte die Stadt Passau Gemälde aus ehemaligem NS-Besitz in eine öffentlich zugängliche Datenbank ein. Erst 2019 wurden Anwälte auf die Gemälde aufmerksam. Wie die Stadt berichtet, konnte die Erbfolge nach dem ursprünglichen Eigentümer zweifelsfrei dokumentiert werden. Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) spricht von einem wichtigen Schritt im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der NS-Verbrechen. Die Stadt wird nun ein Forschungsprojekt auf den Weg bringen. So sollen die Geschichte des Oberhausmuseums im Nationalsozialismus und die Provenienzen der Museumsbestände systematisch erforscht werden. Dafür hat der Kulturausschuss bereits im Mai den Weg freigemacht.
Weg der Bilder unklar
Wie die Werke während des Zweiten Weltkriegs nach Passau kamen, ist bis heute nicht geklärt, teilt die Stadt mit. 1946 wurden mehrere dutzend Bilder von den US-Besatzungsbehörden aus dem Oberhaus in den "Central Collecting Point" nach München gebracht, um die rechtmäßigen Eigentümer zu ermitteln. Da keine Ansprüche angemeldet wurden, kamen 88 Werke wieder zurück in das Oberhausmuseum.
Silbernes Salzgefäß in Landshut übergeben
Erst Anfang des Monats war in Landshut vom Bayerischen Nationalmuseum ein silbernes Salzgefäß an die rechtmäßige Eigentümerin übergeben worden. Es gehörte einst Adolf Hirsch, einem angesehenen jüdischen Kaufmann aus Landshut. Er sah sich gezwungen, das Gefäß an das Münchner Leihamt abzugeben. Hirsch wurde Opfer des Holocaust: Er starb im Jahr 1943 im Ghetto Theresienstadt. Miriam Landor, Nachfahrin der Kaufmannsfamilie, nahm das Salzgefäß entgegen. Anschließend übergab sie es an die städtischen Museen. Ab Ende Januar 2024 wird es als Dauerleihgabe einen besonderen Platz in der Ausstellung "Landshut im Nationalsozialismus" im LANDSHUTmuseum einnehmen.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!