Wenn auf der Würzburger Talavera nicht gerade ein Volksfest wie Kiliani stattfindet, zählt der Parkplatz zu den beliebtesten Stellflächen der Stadt. Die Talavera liegt abseits des Zentrums, doch fußläufig zu den Einkaufsstraßen. Parken ist dort bislang kostenlos. Mehrere Stadträte wollen das jedoch ändern. Eine Mehrheit galt als wahrscheinlich. Doch nun könnte die Abstimmung spannender werden als zunächst erwartet.
Antrag: Talavera soll ab Juni kostenpflichtig werden
Gebühren für einen der größten Würzburger Parkplätze diskutieren die Stadträte nicht zum ersten Mal. Neuen Schwung bekamen die Überlegungen jedoch im letzten Oktober, als ein fraktionsübergreifendes Bündnis ein gemeinsames Verkehrs- und Mobilitätskonzept vorstellte. Ausgearbeitet haben es Grüne, Linke, FDP, Freie Wähler/FWG, ÖDP, Würzburger Liste und Zukunft für Würzburg. Zusammen kommen sie auf eine Mehrheit im Stadtrat.
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Ihr Ziel: weniger Autos im Stadtkern, dafür mehr ÖPNV und Grünflächen. Bezahlparkplätze am Straßenrand sollen wegfallen. Allerdings soll auch ein neues Innenstadtparkhaus entstehen – genauso wie ein neues Park-and-Ride-Parkhaus am Stadtrand. Teil des Konzeptes sind auch höhere Parkgebühren. Ganz konkret soll auch die innenstadtnahe Talavera ab Juni nicht mehr kostenlos sein.
Ausschüsse stimmen für und gegen Talavera-Parkgebühren
Soweit die Überlegung. Nun stehen Beschlüsse zu ersten Teilanträgen des Konzepts an – unter anderem zur Talavera. Wie üblich tagten in dieser Woche zunächst die Ausschüsse. Im sogenannten Planungs- und Mobilitätsausschuss (PUMA) blieb es bei den erwarteten Mehrheiten. Im Hauptausschuss jedoch ergab sich ein anderes Bild. SPD-Stadtrat Alexander Kolbow forderte, dass die Talavera aus dem Antrag gestrichen wird.
Kolbow verweist im Gespräch mit BR24 unter anderem auf die Kosten für Arbeitnehmer. Viele von ihnen würden auf der Talavera parken und von dort in die Innenstadt aufbrechen. Er spricht von einer „sozialen Frage“. Bevor die Talavera kostenpflichtig wird, sei es wichtig den öffentlichen Nahverkehr aus dem Würzburger Umland zu stärken. Für seinen Änderungsantrag gab es eine knappe Mehrheit. Der Hauptausschuss stimmte also gegen Talavera-Parkgebühren ab Sommer.
Kritik von CSU und Wirtschaftsverbänden
Mit seiner Sicht ist Kolbow nicht allein. Auch Würzburger Wirtschaftsverbände kritisieren die Umsetzung des Verkehrskonzepts – vor allem mit Blick auf die Talavera. "Die Frage ist, ob der ÖPNV zurzeit so ausgebaut ist, dass auch Schichtpendler an ihre Arbeitsstätte kommen", sagt Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt.
Deutliche Kritik kommt auch aus der CSU. Bis zu einem Euro pro Stunde soll das Parken auf der Talavera laut Verkehrskonzept zukünftig kosten. Für ein Tagesticket wären 12 Euro fällig. Die CSU verweist darauf, dass sich das viele Berufstätige nicht leisten könnten.
Würzburger Klimabürgermeister will an Vorhaben festhalten
Würzburgs 2. Bürgermeister Martin Heilig (Bündnis 90 / Grüne) hält dagegen. Weniger Autoverkehr sei notwendig – zur Innenstadtentwicklung, aber auch mit Blick auf den Klimawandel. "Dass so ein großer Parkplatz im Zentrum einer Großstadt nicht bepreist ist, ist eigentlich ein Ding, das gehört eher ins 20. Jahrhundert – nicht ins 21. Jahrhundert", sagt Heilig. Er verweist auf den ÖPNV, der ebenfalls kostenpflichtig ist. "Wenn ich hier aber reinfahre und parke, dann ist es kostenlos. Das steht eigentlich in keinem guten Verhältnis."
Die Entscheidung im Würzburger Stadtrat steht voraussichtlich kommenden Donnerstag an.
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