Wer gerne wandert, pilgert oder auf Skitour geht, hat vielleicht schon die leidvolle Erfahrung gemacht und ist mit Blasen heimgekommen. Besonders belastend sind die schmerzhaften Wunden auf Mehrtagestouren und Fernwanderwegen, wenn man weiterlaufen muss und die Beine nicht einfach hochlegen kann. Deshalb probiert jeder, der gerne länger zu Fuß unterwegs ist, etwas Anderes aus, um Blasen vorzubeugen oder auch zu behandeln. Doch was ist wirklich sinnvoll? Das weiß Waltraud Sendlbeck, denn sie wandert und pilgert sehr gerne und ist Wund-Expertin im Klinikum Nürnberg.
Unterschiedliche Ursachen
Damit Blasen entstehen, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Und je besser man die Ursachen versteht, umso einfacher lassen sich die lästigen Blasen verhindern, erklärt Wund-Expertin und Krankenschwester Waltraud Sendlbeck: "Blasen entstehen durch Druck oder Reibung sowie durch Wärme und Feuchtigkeit. Deshalb ist es wichtig, dass ein Wanderschuh nicht drückt und höchstens am Strumpf reibt, aber nicht der Strumpf auf der Haut reibt." Es versteht sich eigentlich von selbst, dass man deshalb unbequeme Schuhe aussortieren sollte. Komplizierter wird es allerdings bei der Strumpf-Wahl, denn da gibt es mehrere Möglichkeiten.
Strümpfe mit Mehrwert
Beispielsweise haben doppellagige Wandersocken den Vorteil, dass eine innere und eine äußere Lage an drei Stellen miteinander verbunden sind und sich somit entgegengesetzt zueinander bewegen können. Dadurch fangen sie die Reibung auf und der Fuß wird geschont. Gleichzeitig transportieren sie die Feuchtigkeit nach außen. Man kann aber auch selber zwei Strümpfe auswählen und übereinander anziehen, allerdings sollten sie keine Falten werfen und gut passen. "Ich persönlich bevorzuge Funktionsstrümpfe mit Kompression", sagt Waltraud Sendlbeck, da sie gut am Fuß sitzen und auf sportlichen Bewegung ausgelegt seien. Manche wählen lieber einen feinen Seidenstrumpf unter den Wollsocken, denn dadurch entsteht eine Reibung zwischen den beiden Strumpf-Schichten und nicht auf der Haut.
Auch die Haut will gut vorbereitet sein
Das A und O ist eine gute Fußgesundheit und Pflege, um Blasen vorzubeugen. Denn rissige und trockene Haut ist anfälliger als eine geschmeidige Oberfläche. Regelmäßiges Eincremen ist daher sinnvoll, oder zumindest vor der Wanderung. Dazu eignen sich beispielsweise Hirschtalg-Creme oder Vaseline. Wer an den Füßen allerdings größere Probleme hat, sollte sich Hilfe bei einer professionellen Fußpflege suchen. Vor langen Wanderungen oder Bergtouren ist es natürlich auch sinnvoll, dass man die Füße langsam an die bevorstehende Belastung gewöhnt und vorher kürzere Etappen geht und sich dann steigert.
Vorbeugen mit Tapes
Wer bereits weiß, dass er zu Blasen neigt, kann die entsprechenden Stellen am Fuß vorab präparieren. Oftmals sind vor allem die Fersen und die kleinen Zehen anfällig für Blasen. Zum Schutz eignen sich hochwertige Tapes, also Klebestreifen, die feuchtigkeitsdurchlässig sind. Sie puffern die Reibung auf der Haut ab und können daher vor Blasen schützen. Sie müssen allerdings faltenfrei aufgeklebt werden und gut haften. Wenn sie verrutschen oder Kanten bilden, schaffen sie für den Fuß zusätzliche Probleme.
Blasen richtig behandeln
Kleine Blasen sticht die Wund-Expertin Waldtraud Sendlbeck nicht auf. Sie empfiehlt: Am besten mit einem speziellen Blasen-Pflaster schützen, damit sie von selber abheilen können. Dabei ist wichtig, dass das Pflaster auf der Haut bleibt bis alles abgeheilt ist. Denn sonst besteht die Gefahr, dass das dünne Häutchen, das die Wunde schützt, abgerissen wird. Anders sieht es bei großen Blasen aus: Aufstechen ja, aber richtig! "Es ist wichtig, die Blase zunächst mit einem Wunddesinfektionsmittel zu behandeln, bevor man sie vorsichtig aufsticht. Dazu sollte man ausschließlich eine sterile Nadel oder Kanüle verwenden und dann die Flüssigkeit vorsichtig herausdrücken. Das Häutchen muss unbedingt erhalten bleiben. Danach desinfiziert man den gesamten Bereich nochmal und erst wenn alles getrocknet ist, kommt ein Blasenpflaster drauf", erklärt Wund-Expertin Waltraud Sendlbeck vom Klinikum Nürnberg. Sie empfiehlt hochwertige Blasen-Pflaster, die wie sogenannte Hydrokolloid- Verbände in der Klinik funktionieren: Sie verbinden sich mit der obersten Hautschicht, nehmen Feuchtigkeit auf und wirken wundheilend.
Erste-Hilfe-Set im Rucksack
Wer also eine Fernwanderung macht oder mehrere Tage in Skischuhen oder Wanderstiefeln unterwegs ist, sollte entsprechend ausgerüstet sein: Ins Erste-Hilfe-Set gehören ein Wunddesinfektionsmittel, eine sterile Kanüle und Blasen-Pflaster in unterschiedlichen Größen. Denn es ist ganz wichtig, dass sich die Wunde nicht infiziert. "Am Fuß liegt zwischen Haut und Knochen nur wenig Gewebe, und wenn eine Infektion auf einen Knochen übergreift, entstehen schwerwiegende gesundheitliche Probleme. Das muss man unbedingt verhindern", sagt die Krankenschwester und Wund-Expertin Waltraud Sendlbeck. Notfalls müsse man eine Wanderung abbrechen, auch wenn dies schwerfalle.
Körper und Füße gut vorbereiten
Die passionierte Wanderin pilgert auch heuer wieder auf dem Jakobsweg und bereitet sich entsprechend vor. Auf kürzeren Touren schultert Waltraud Sendlbeck dabei auch einen vollgepackten Rucksack. Denn nicht nur die Schultern und der Rücken müssen sich an diese Belastung gewöhnen, sondern auch die Füße. Das ist daher auch ein Teil der Blasen-Vorbeugung. Je weniger Beschwerden man unterwegs auf einer längeren Tour hat, umso schöner ist natürlich das Erlebnis.
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