Damit in der Kneipe eine Halbe auf den Tisch kommt, braucht Brauerin Gisela Meinel einiges: Hopfen und Malz natürlich, aber auch Kohlensäure – und jede Menge Energie. Denn der Kessel muss brodeln. Allein die Energie kostet die Brauerin derzeit 190 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
Preise für Malz um 90 Prozent gestiegen
Das BR-Politikmagazin Kontrovers besucht die Brauerin in Hof. Vor wenigen Wochen erst hat Gisela Meinel den Familienbetrieb in 13. Generation übernommen, schon muss sie die Preise erhöhen. Denn nicht nur die Energie ist sprunghaft teurer geworden. Laut dem Deutschen Brauerbund sind zum Jahresende die Preise für Hopfen um 35 Prozent, für Braumalz sogar um 90 Prozent gestiegen. Zudem sind Flaschenglas um 70 Prozent und Kronkorken um 120 Prozent teurer geworden.
Auch in der Brauerei Gut Forsting in Oberbayern denkt man über Dinge nach, die früher nebensächlich waren. Geschäftsführer Georg Lettl nimmt uns mit in den Keller. Er will uns zeigen, was dort in den Kontroll-Röhren der Edelstahltanks blubbert: die Kohlensäure. Die müsse raus, weil sonst der Tank explodiere, erklärt Lettl. Bisher verpufft diese hauseigene Kohlensäure, die aus der Gärung entsteht, einfach ungenutzt, auch wenn später wieder welche benötigt wird.
Kohlensäure so teuer, dass sich Rückgewinnungsanlage lohnt
Bisher war es praktischer, die Kohlensäure in Flaschen zuzukaufen. Doch in den vergangenen drei Jahren habe sich der Preis dafür von 250 Euro auf 650 Euro pro Tonne erhöht, berichtet Georg Lettl. Vor einigen Monaten war es sogar schwer, überhaupt an Kohlensäure zu kommen. Aber ohne Kohlensäure kann er kein Bier machen, so Lettl, er braucht sie als Druckmittel für den Tank. Der Wirt braucht sie zum Zapfen. Darum will die Brauerei Gut Forsting ihre Kohlensäure künftig zurückgewinnen, selbst herstellen statt zukaufen – mit einer Anlage, die laut Georg Lettl 160.000 Euro kostet. Was für einen Betrieb dieser Größe bis vor Kurzem noch völlig unrentabel erschien, ist heute eine sinnvolle Investition.
Kommt die Bierpreisbremse zurück?
Nachdem der Brauerbund Berlin-Brandenburg wegen der steigenden Kosten Alarm schlug, machten Horrorschlagzeilen die Runde: 7,50 Euro solle ein Bier in der Kneipe bald kosten. Bei einer kleinen Umfrage des Politikmagazins Kontrovers im Stammhaus der Brauerei Kneitinger in Regensburg wünschte sich ein Gast eine bayerische "Bier-Obergrenze" von fünf Euro für die Halbe. Einen solchen Preisdeckel hat Bayerns Regierung schon vor genau 100 Jahren diskutiert: Während der Krisenzeit der Inflation waren nicht nur Preisbremsen bei Mieten und Heizung im Gespräch, tatsächlich wurde auch eine Bierpreisbremse umgesetzt.
Georg Lettl von der Brauerei Gut Forsting glaubt nicht, dass die Halbe im Wirtshaus bald 7,50 Euro kosten wird. Gerade eine regionale Brauerei könne nicht einfach den Preis erhöhen. Man müsse sich als regionaler Anbieter preislich an den großen Brauereien orientieren, die richtig Masse machten. Wenn Georg Lettl das regionale Bier sehr viel teurer anbietet als das großer Konzerne, sorgt er sich, dass sein Forstinger zum Ladenhüter wird. Trotzdem wird die Brauerei Gut Forsting teurer werden müssen: Derzeit plant sie eine Anhebung von 17,50 auf 19,50 Euro je Kasten.
Abnehmender Bierkonsum in Deutschland
Die Konkurrenz in der Bierindustrie in Deutschland ist riesig. Gerade mal 4,2 Prozent der Braustätten produzieren 83 Prozent des deutschen Biers. Hinzu kommt, dass auch der Verbrauch pro Kopf eine klare Tendenz hat. 1990 liegt der Konsum bei 143 Litern, 2021 sind es 92 Liter. Damit entfernt sich der Konsum in Deutschland weiter von der 100-Liter-Marke. Der Bayerische Brauerbund macht dafür nicht nur die während der Corona-Pandemie lange geschlossene Gastronomie und abgesagte Feste verantwortlich, sondern sieht seit den 1970er-Jahren einen Trend des abnehmenden Konsums.
Brauerin Gisela Meinel aus Hof in Oberfranken hat ihre Preise nach der Übernahme des Familienbetriebs bereits erhöht. Sie hofft, dass die Kundschaft dem regionalen Bier treu bleibt, das es seit 300 Jahren gibt. Für die Faschingszeit hat die Brauerin etwas Spezielles auf Lager: Vier Monate hat sie am so genannten "Absolvinator", dem dunklen Fastenbock, gearbeitet – und der wartet jetzt auf seinen Einsatz.
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