Die Corona-Zahlen steigend derzeit wieder, vor allem im Süden und im Osten Deutschlands wird die Situation allmählich kritisch. Ärzte und Gesundheitsexpertinnen warnen vor zunehmender Überlastung in der Pflege und auf den Intensivstationen.
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Montgomery appelliert an Ungeimpfte
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte in der "Augsburger Allgemeinen" vor einer Überlastung der Kliniken durch ungeimpfte Corona-Patienten: "Wer sich jetzt nicht impfen lässt, obwohl er es machen könnte, riskiert sein Leben und das seiner Mitmenschen. Das Pflegepersonal der Intensivstationen und die Ärzte arbeiten längst am Anschlag." Viele hätten die Arbeit im Intensivbereich aufgegeben oder dächten darüber nach, ergänzte Montgomery, "auch weil sie es Leid sind, sich für die Unvernunft von Impfgegnern abzurackern".
Not auf den Klinik-Stationen nimmt zu
SPD-Gesundheitspolitikerin Claudia Moll, selbst ausgebildete Altenpflegerin, sagte im ARD-Morgenmagazin, der Druck auf die Pflegekräfte nehme immer weiter zu. Das System funktioniere nur durch eine Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oft früher kämen und länger blieben, um alle Aufgaben bewältigen zu können. Ebenfalls im ARD-Morgenmagazin beklagte der frühere Chef des Intensivmediziner-Verbands Divi, Uwe Janssens, zunehmende Probleme auf den Stationen. Das liege auch daran, dass die oft versprochenen Verbesserungen bei Arbeitsbedingungen und Bezahlung weiterhin auf sich warten ließen.
Krankenhausgesellschaft warnt
Auch der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, warnte im Gespräch mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" vor einer Überlastung der Intensivstationen. Er sprach von einer "kritischen Situation der Pandemie". Innerhalb einer Woche sei die Zahl der Patienten deutlich gestiegen, die mit einer Covid-Erkrankung in Kliniken versorgt werden müssten. "Wenn diese Entwicklung anhält, haben wir schon in zwei Wochen wieder 3.000 Patienten auf Intensivstation", warnte Gaß. "Auch wenn die Krankenhäuser dies leisten können, wird es dann nicht ohne Einschränkung des Regelbetriebs ablaufen können", sagte der Verbandschef. Dann müssten die Mediziner in den Kliniken wieder planbare, weniger dringliche Behandlungen verschieben.
Krankenhaus-Ampel in Bayern steht auf "grün"
Die für weitere Corona-Schutzmaßnahmen in Bayern ausschlaggebende Krankenhaus-Ampel steht derweil auf grün. Die Tendenz verheißt aber nichts gutes, seit nunmehr zehn Tagen steigen die Zahlen wieder. Im Zuge der vierten Corona-Welle verzeichneten die Kliniken im Freistaat am Mittwoch 359 Corona-Pateinten auf bayerischen Intensivstationen, darunter sieben Kinder.
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Grafik: Anzahl der Corona-Patienten auf bayerischen Intensivstationen
Corona-Zahlen im Freistaat außer Kontrolle?
Das Robert Koch-Institut meldete am Donnerstag in Deutschland über 28.037 neue Corona-Fälle, fast 12.000 mehr als vor einer Woche. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf über 130 gestiegen. Thüringen (259,8), Sachsen (238,6) und Bayern (208,7) verzeichnen die negativen Höchstwerte bei den Inzidenzen. Erstmals seit Dezember 2020 liegt der Wert für Bayern damit wieder über 200.
Besonders alarmierend: Die sechs Landkreise mit den höchsten Inzidenzen liegen allesamt im Freistaat: Traunstein (509,9), Straubing-Bogen (485,5), Berchtesgadener Land (459,9), Miesbach (425,2), Rosenheim (408,5) - und Mühldorf am Inn (621,5). Das Innklinikum sprach gestern bereits von einer angespannten Lage. Am Mittwoch seien 41 Covid-Patienten in Kliniken in Altötting, Mühldorf und Burghausen gewesen - sechs davon werden auf Intensivstationen beatmet.
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