Hauptargument der einreichenden Gruppierungen ist, dass durch erwartete Preisteigerungen die Stadt auf einem hohen Defizit sitzen bleiben könnte. CSU und Grüne bilden im Stadtrat eine Koalition und sind in ihren bisherigen Stellungnahmen weiterhin für die Durchführung der geplanten Landesgartenschau auf einem nordwestlichen Areal der ehemaligen US-Ledward-Kaserne. Die Stadt Schweinfurt argumentiert, dass neben einer fünf Millionen Euro hohen Förderung für die Landesgartenschau die Blumenschau mit weiteren sieben Millionen Euro aus anderen Fördertöpfen finanziell gefördert werden könnte. Die Investitionskosten wurden ursprünglich auf knapp elf Millionen Euro kalkuliert.
Vertragsklauseln regeln Ausstieg
Im Vertrag mit der Landesgartenschau GmbH hat die Stadt Ausstiegsklauseln mit eingearbeitet. Die sehen vor, dass die Stadt mit sechsmonatiger Kündigungsfrist bis Ende 2022, ab Anfang 2023, ab Anfang 2025 und ab Anfang 2026 aus dem Vertrag aussteigen könnten. Es würden dabei – abhängig vom Ausstiegsdatum – steigende Ausgleichszahlungen im sechsstelligen Eurobereich anfallen. Würde die Stadt ab 2026 aussteigen, würden die Ausgleichszahlung bis zu eine Million Euro teuer werden.
Grüne und CSU befürworten Landesgartenschau
Die Stadtratsfraktionen von CSU und Grünen sehen bislang mit dem Schweinfurter Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) die Landesgartenschau als Klimaprojekt. Über unter anderem zu begrünende Flächen am Schuttberg, Spitalseeplatz oder Schelmsrasen sollen Besucher dann bis zur Gutermann-Promenade am Main in die Innenstadt finden.
Pläne für alternativen Stadtwald gescheitert
Schon in der Vergangenheit gab es Kritik an der geplanten Landesgartenschau. Ein Bürgerentscheid wollte statt einer Landesgartenschau auf dem Areal Baumpflanzung für einen künftigen Stadtwald erreichen. Wegen nicht erreichter Quoren bei den Wählerstimmen blieb der Bürgerentscheid ungültig.
Kritiker fürchten auch, dass die anvisierte Besucherzahl von 574.000 Menschen an geplant 164 Öffnungstagen zwischen April und Oktober 2026 auf dem zehn Hektar großen Areal nicht erreicht werden könnte.
Pläne für Bürgerpark und Grünes Band
Ende Oktober 2020 entschied der Schweinfurter Stadtrat mit 24:18 Stimmen – und zwar von CSU und Grünen – endgültig, die Landesgartenschau auszurichten. Die Opposition im Stadtrat lehnte schon da die Blumenschau ab, unterstützte aber die Idee eines Bürgerparks auf dem vorgesehenen Landesgartenschau-Gelände und eine Art "Grünes Band" durch die Innenstadt am Main. "Grünes Band" würde bedeuten, dass einzelne Plätze begrünt werden. Die Kosten für die Ausgestaltung auf dem Gelände hinter der ehemaligen US-Ledward-Kaserne wurden bei Unterzeichnung des Landesgartenschau-Vertrags auf rund 10,6 Mio. Euro netto geschätzt. Bei erwartet 3.500 Besuchern am Tag sollten rund 8,6 Mio. Euro Einnahmen aus Eintrittsgeldern erzielt werden.
Negative Erfahrungen aus Würzburg
Die Stadt Würzburg musste bei ihrer Landesgartenschau 2018 fünf Millionen Euro nachschießen. Statt erwarten 950.000 Besuchern kamen nur knapp 700.000 auf das rund 30 Hektar große Areal auf dem Gelände eines ehemaligen US-Militärflugplatzes am Hubland. Die Landesgartenschau 2018 in Würzburg war die erste, bei der die Kosten der Durchführung nicht durch Einnahmen gedeckt werden konnten. Um den Besuch attraktiver zu machen, wurde eine Besucherbahn angeschafft. Die aber kostete 250.000 Euro. Und auch die außergewöhnliche Sommerhitze forderte ihren Tribut: Zusätzliches Gießwasser für 100.000 Euro war nötig.
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