Das Rappenalptal im Mai 2023. Sieben Monate nach den Baggerarbeiten im Rappenalpbach. Dank der zahlreichen Niederschläge der letzten Wochen rauscht der Wildbach wieder im alten Bett. Im Herbst vergangenen Jahres war der Bach nach den Baggerarbeiten im Untergrund verschwunden, das Bachbett weitgehend ausgetrocknet. Der breite Kanal mit den meterhohen Steinufern ist geblieben, aber das Wasser fließt, erholt sich also der Bach?
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BN: "An den wertvollen Uferböschungen hat sich nichts erholt"
Wir treffen Alfred Karle-Fendt vom Bund Naturschutz Oberallgäu an der Zufahrt ins Rappenalptal. Das Tal darf er nicht betreten und dort auch keine Interviews geben, so steht es im Schreiben des Anwalts der Alpgenossenschaft. "An den wertvollen Uferböschungen hat sich nichts erholt, das sind im Grunde nach wie vor Steinwüsten", so Karle-Fendt. Seiner Meinung nach müsste die zum Teil massive Tieferlegung des Wildbachs baldmöglichst zurückgebaut werden, damit es zur Auflandung verschiedener Materialien kommen kann.
Alpgenossenschaft: Ausbaggern "aus Naturschutzgründen"
Auch Vertreter der Alpgenossenschaft hatten eigentlich ein Interview vor Ort zugesagt, dann aber mit Hinweis auf ein Stillschweigeabkommen mit dem Landratsamt Oberallgäu wieder abgesagt. Umso deutlicher unterstreicht die Alpgenossenschaft an prominenter Stelle ihren Standpunkt: Zwei große Tafeln wurden im Rappenalptal aufgestellt. Darauf wird Wanderern erklärt, warum man den Bach auch aus Naturschutzgründen ausbaggern muss. Auch von illegalen Baggerarbeiten könne keine Rede sein. Dazu wird aus der E-Mail des Landratsamtes Oberallgäu zitiert, was alles erlaubt wurde.
Sanierung des Rappenalpbachs vorübergehend zurückgestellt
Vom Landratsamt selber gibt es auch nur allgemeine Aussagen. Man unterstütze das Gutachten, das die Staatsanwaltschaft Kempten in Auftrag gegeben hat und äußere sich ansonsten wegen der laufenden Ermittlungen und der bevorstehenden Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Augsburg am 17. Juli nicht. Und was ist mit den "umgehenden Sanierungsarbeiten", die Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) noch im vergangenen Jahr angekündigt hat? Die schriftliche Antwort aus dem Ministerium: "Um die laufenden Untersuchungen nicht zu beeinträchtigen, werden Maßnahmen zur Sanierung des Rappenalpbachs bis zum Abschluss der Untersuchungen vorübergehend zurückgestellt."
Stillstand - voraussichtlich bis 2024
Und das kann dauern. Denn wie die Staatsanwaltschaft Kempten dem BR mitgeteilt hat, soll das Gutachten alle Wachstumsperioden eines Jahres beobachten, untersuchen und dokumentieren. Das heißt, vor 2024 wird wohl im Rappenalptal nichts passieren. Die Wanderer werden sich vorerst an den Anblick des ausgebaggerten Wildbachs gewöhnen müssen.
Landtags-Grüne fordern umgehende Sanierung
Die Grünen kritisieren, dass der Rappenalpbach nicht umgehend saniert wird. "Nach dem massiven Eingriff in die Natur kann es nicht sein, dass der Freie-Wähler-Umweltminister die Wiederherstellung des Ökosystems nun auf den Sankt Nimmerleinstag verschiebt" beklagte die Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Umweltausschusses Rosi Steinberger.
Für zahlreiche Tierarten sei es fatal, dass der Bachabschnitt so lange auf dem Trockenen liege. Umweltminister Glauber müsse deshalb ein Machtwort gegenüber dem Landratsamt sprechen. "Andernfalls werden wir Grüne den Fall Rappenalpbach erneut in den Umweltausschuss bringen", erklärte Steinberger.
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