Ein Elektroauto von VW mit Software von Cariad
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Stellenabbau bei VW-Tochter Cariad beschäftigt Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat der VW-Softwaretochter Cariad befasst sich mit dem geplanten massiven Stellenabbau. Die Rede ist von knapp einem Drittel der insgesamt 6.000 Jobs in Deutschland, 2.000 davon in Ingolstadt. Die Firma hatte immer wieder Lieferprobleme.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Positionen sind abgesteckt: Die Unternehmensleitung der kriselnden VW-Softwaretochter Cariad will die Kosten und deshalb auch die Zahl der Mitarbeiter deutlich senken. Der Betriebsrat will das verhindern. Beide Seiten sitzen im Aufsichtsrat, der am heutigen Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Berlin getagt hat. Die Ergebnisse werden wohl erst am kommenden Freitag bekannt gegeben, was vor allem im oberbayerischen Ingolstadt aufmerksam verfolgt wird. Denn hier ist der größte Standtort von Cariad mit rund 2.000 Mitarbeitern.

Betriebsrat nennt geplante Jobstreichung "völlig unverständlich"

Der Betriebsrat hat sich bereits im Vorfeld deutlich gegen einen derart heftigen Stellenabbau positioniert. In Berlin, dem zweitgrößten Standort, haben bereits vor einigen Tagen mehrere Hundert Cariad-Mitarbeiter dagegen demonstriert. Stefan Henze, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates bei Cariad, nennt die vom Unternehmen geplante Streichung von "fast einem Drittel der Stellen völlig unverständlich".

Ein Sprecher des Gesamtbetriebsrats verweist darauf, dass es beim Software-Unternehmen einen IG Metall-Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung gebe, der mindestens bis Mitte 2025 laufe: "Betriebsbedingte Kündigungen sind damit ausgeschlossen." Das widerspräche aber wohl dem vom Unternehmen angepeilten Zeitplan, so der Sprecher. Wie von Insidern zu hören ist, sollen die Umstrukturierungen und damit auch der Stellenabbau bereits 2024 beginnen.

Stillschweigen über den genauen Inhalt der Sitzungen

Über den Ausgang der heutigen Sitzung des Cariad-Aufsichtsrats will sich der Betriebsrat noch äußern. Vermutlich wird das aber erst nach der Sitzung des VW-Aufsichtsrates sein. Dieser tagt am kommenden Freitag, 17. November. Bis dahin dürfte Stillschweigen herrschen.

Cariad hat Lieferprobleme

Unstrittig ist, dass Cariad in der Krise steckt. Die Tochter des Volkswagen-Konzerns entwickelt grundlegende Software wie etwa Fahrassistenten und Infotainment-Systeme für die Marken des Gesamtkonzerns. Doch sie konnte wiederholt nicht termingerecht liefern. Mehrere Modelle des Konzerns konnten in der Folge nicht planmäßig in Serie gehen. Betroffen waren davon unter anderem der elektrische Porsche Macan und der Audi Q6 e-tron. Dessen Start wurde sogar mehrfach verschoben. Nun ist auch der Start Ende 2023 nicht mehr haltbar. Der neue Cariad-Vorstandschef Peter Bosch ist seit diesem Juni im Amt und arbeitet an der Umstrukturierung des Unternehmens.

Auswirkungen auf den gesamten VW-Konzern

Das 2020 vom Ex-VW-CEO Herbert Diess als Software-Flaggschiff entworfene Unternehmen sollte nach den ursprünglichen Plänen mit rund 10.000 Mitarbeitern den Löwenanteil der gesamten Konzernsoftware liefern. Aktuell hat Cariad im In- und Ausland insgesamt rund 6.500 Mitarbeiter. Tendenz: deutlich fallend.

Die schlechte Performance gilt als ein wesentlicher Grund, warum Herbert Diess im Sommer 2022 seinen Posten räumen musste. Sein Nachfolger Oliver Blume hat Peter Bosch an die Spitze von Cariad geholt, um die Probleme des Software-Unternehmens zu lösen.

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