Mit schnellen Bewegungen wechselt er die Hände und schießt ein Tor nach dem anderen. Der 18-jährige Louis ist beim Kickern kaum zu schlagen. Mehrmals die Woche kommt Louis in die Räume von "Move On", einem Projekt, das schwierigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen hilft. Louis war schon einige Male in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, er sei dann mit seinen Gefühlen überfordert, sagt der 18-jährige und fasst sich an den Arm, der übersät ist von kleinen Narben. Die Verletzungen hat er sich selbst zugefügt.
Louis ist das, was im Fachjargon Systemsprenger heißt. Kinder und Jugendliche wie er haben meist schon viele Betreuungs- und Hilfsangebote durchlaufen und immer haben sie die Unterstützung abgebrochen. Kindergärten, Schulen und Wohnheime sind mit dem oft aggressiven Verhalten überfordert.
Halt und Stabilität schaffen
13 Kinder und Jugendliche betreut der Verein für sozialpädagogische Jugendbetreuung derzeit bei "Move On". Das Projekt gibt es seit knapp fünf Jahren. Die acht Pädagoginnen und Sozialarbeiter in dem Projekt arbeiten eins zu eins mit den Jugendlichen, das heißt mindestes ein Betreuer pro Klienten, oft sind es auch zwei. Das geht, weil die Jugendlichen nur stundenweise in die Ambulanz kommen. Wenn es nötig ist, geht die Hilfe viele Jahre lang.
Das fordernde und oft auch aggressive Verhalten haben diese Jugendlichen als Überlebensstrategie entwickelt. Pädagoge Michael Scharrer kann damit umgehen. Er sagt, den Jugendlichen fällt es schwer Bindungen aufzubauen, nicht alle sind aggressiv, aber bei allen sind die üblichen Hilfsangebote gescheitert. "Das Besondere an 'Move On' ist, dass es kein vorgefertigtes Setting gibt, an das sich die Personen anpassen müssen. Wir passen das Setting individuell an die Person an und das führt zum Erfolg", erklärt der Pädagoge. Bei Problemen werden die Jugendlichen nicht aus der Einrichtung geworfen, sondern es wird nach einer Lösung gesucht. Das haben die Jugendlichen bisher in ihrem Leben nicht erfahren und genau diese Bindung bringt Halt und Stabilität in das Leben der Jugendlichen.
Haus für Wohngruppe dank Sternstunden
Der Verein für Sozialpädagogische Jungendbetreuung (VSJ) konnte für sein "Move On"-Projekt dank Sternstunden ein größeres Haus kaufen und renovieren. 340.000 Euro hat der Verein insgesamt von Sternstunden erhalten. Im kommenden Jahr wird die Ambulanz dann umziehen.
Mit den Spenden ist es auch möglich, eine feste Wohngruppe für vier Systemsprenger einzurichten. Der Bedarf dafür ist groß, sagt der Geschäftsführer des Vereins Christian Kuhn. "Jetzt können wir jungen Menschen eine dauerhafte Bleibe bieten, die sich oft in Drehtür-Situationen befinden, das heißt sie sind mal in der Psychiatrie, dann in einer Inobhutnahmestelle und ein anderes Mal sind sie wieder kurz zuhause. Mit einem stationären Angebot können wir erreichen, dass sie einen sicheren Ort haben, wo sie bleiben können."
Louis könnte im kommenden Jahr in die Wohngruppe einziehen. Er hat es trotz seiner Probleme geschafft, eine Ausbildung als Kinderpfleger zu beginnen. Dank "Move On" und den Sternstunden hat er eine Zukunft.
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