Ein Schüler hält im Unterricht ein Handy in den Händen und schaut sich seine Mails an.
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Ein Schüler hält im Unterricht ein Handy in den Händen und schaut sich seine Mails an.

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Straftaten auf Schülerhandys: Bayern setzt auf Prävention

Strafbar machen mit nur einem Klick: Das geht schneller, als man denkt, will die Justiz in Bayern zeigen. Auch rund um Ingolstadt bietet die Staatsanwaltschaft dazu Workshops und Vorträge an Schulen an. Was es zu beachten gilt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Ein vermeintlich lustiges Bild im Klassenchat, auf dem aber auch ein Hakenkreuz zu sehen ist. Ein Video von einer Schulhofschlägerei oder einem Mitschüler in einer peinlichen Situation. Das Verschicken - und teils auch schon der Besitz - solcher Inhalte ist strafbar. Vielen Jugendlichen ist das so aber nicht bewusst, deshalb will die Justiz direkt an Schulen aufklären.

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Das ist strafbar auf dem Handy

  • Kinder- oder jugendpornografische Inhalte: Nicht nur das Verschicken, sondern allein schon der Besitz ist strafbar. Auch wenn man beispielsweise Nacktfotos ungefragt über einem Gruppenchat geschickt bekommt und diese nicht direkt wieder vom Handy löscht.
  • Volksverhetzende und gewaltverherrlichende Inhalte: Dazu zählen etwa vermeintlich lustige Sticker mit Hakenkreuzen oder Videos mit rassistischen Parolen.
  • Beleidigungen: Wer beleidigende Äußerungen beispielsweise in einem sozialen Netzwerk postet, macht sich strafbar.

Straftaten auf Schülerhandys: Zahlen steigen

Die Zahlen der Straftaten von Jugendlichen im Zusammenhang mit dem Handy nehmen laut dem Bayerischen Justizminister Georg Eisenreich zu. Das zeigt auch die polizeiliche Kriminalstatistik, etwa im Bereich Kinderpornografie: Während es 2018 bundesweit noch rund 1.400 minderjährige Tatverdächtige gab, waren es 2020 rund 7.600 und 2021 sogar rund 14.500. Auch die Ingolstädter Staatsanwaltschaft verhandelt immer öfter in den Bereichen Kinderpornografie und Volksverhetzung. Sie hält allerdings nicht gesondert fest, in wie vielen Fällen die Angeklagten minderjährig waren.

Auftaktveranstaltung am Ingolstädter Landgericht: Justizminister Eisenreich stellt einer 10. Klasse der Realschule Kösching die Kampagne "Mach dein Handy nicht zur Waffe" vor. 
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Justizminister Eisenreich stellt einer 10. Klasse der Realschule Kösching die Kampagne "Mach dein Handy nicht zur Waffe" vor. 

Online sinkt die Hemmschwelle

"Online gelten die gleichen Rechte wie offline", betonen die Ingolstädter Jugendstaatsanwältin Sophia Hager und die ehemalige Jugendrichterin Rebecca Hupke. Gleichzeitig sei die natürliche Hemmschwelle online niedriger als bei Interaktionen von Angesicht zu Angesicht. Die beiden Juristinnen empfehlen deshalb immer die Kontrollfrage: Würde ich das der Person auch ins Gesicht sagen? Würde ich mir das Bild auf ein T-Shirt drucken und damit zum Einkaufen gehen?

Interessierte Schulen können sich bayernweit melden

Für Jugendstaatsanwältin Hager und die langjährige Jugendrichterin Hupke ist die Präventionsarbeit ein Herzensanliegen: Sie wollen möglichst wenig jungen Leuten im Gericht in Robe gegenübersitzen müssen. Deshalb hoffen sie, dass sich viele Schulen aus der Region bei der Ingolstädter Staatsanwaltschaft melden und gemeinsame Informationsveranstaltungen planen. Auch Schulen aus anderen Regionen können sich laut dem bayerischen Justizminister bei den jeweils zuständigen Gerichten oder Staatsanwaltschaften melden, da die Präventionskampagne bayernweit angelegt ist.

Zehntklässler aus Kösching: Vor allem in 5./6. Klasse ein Problem

Den Auftakt machte bereits eine zehnte Klasse der Köschinger Realschule. Die Schülerinnen und Schüler erzählten im Ingolstädter Landgericht, dass bei ihnen gerade in den niedrigeren Klassen viele problematische Inhalte durch den Klassenchat gegangen seien. Jetzt sei es besser - vermutlich weil man das mit dem Alter einfach besser einschätzen könne, sagte ein Schüler im Gespräch mit BR24. Eine andere Schülerin erzählte von einer Freundin, die aus ihrer Klasse gemobbt wurde, nachdem ein Nacktbild von ihr herumging, weshalb sie letztendlich die Schule wechselte.

Schüler wollen nun anders reagieren

Nach dem Vortrag wollen die Zehntklässler in Zukunft anders mit strafbaren Inhalten umgehen, wenn sie etwas geschickt bekommen: Direkt melden und löschen - nicht einfach auf dem Handy lassen. Ein Schüler ergänzte auch, er wolle den Absendern in Zukunft sagen, dass sie den Inhalt nicht weiterschicken sollen und warum dieser falsch sei. Der bayerische Justizminister zieht auch beinahe zwei Jahre nach Kampagnenstart noch durch bayerische Städte und Landkreise - damit Schülerinnen und Schüler ihr Handy "nicht zur Waffe machen", wie der Slogan heißt.

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