Grundsätzlich hat der Spessart das Potenzial zum Biosphärenreservat. Das geht aus einer Machbarkeitsstudie hervor. Zur Vorstellung der Studie waren am Donnerstagabend rund 400 Neugierige in die Lohrer Stadthalle gekommen.
- Zum Artikel: "Biosphärenreservat Spessart wäre Gewinn für Mensch und Natur"
Für Biosphärenregion noch kein Alleinstellungsmerkmal vorhanden
Zunächst stellten Raphael Süßenbacher vom E.C.O. Institut für Ökologie und Florian Lintzmeyer vom Institut für Umweltplanung und Raumentwicklung die Machbarkeitsstudie vor, die sie in den letzten anderthalb Jahren erstellt haben. Ja, der Spessart habe das Potenzial zur Biosphärenreservat, doch könne er noch kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal vorweisen und es mangele an einer "Spessart-Identität".
Süßenbacher: "Ein verbindendes Element im Naturpark haben wir noch nicht feststellen können, doch das könnte die Eiche sein. Als Bewirtschaftungsbaum im Lichte des Klimawandels, im Lichte der zukünftigen generationenumgreifenden Entwicklung." Auch könne die Region ihren urbanen Charakter am Rande des Ballungsraums Rhein-Main mit dem Main als Wirtschaftsader herausarbeiten.
Spessart: Fehlende Waldfläche für Kernzone
Ein weiterer Knackpunkt: Es fehlt an Waldfläche. Mehr als 2.000 Hektar Staatswald sind bereits stillgelegt, doch davon eigne sich nur die Hälfte für eine Kernzone, in die der Mensch tatsächlich nicht eingreifen darf. Die Studie umfasste das gesamte Gebiet des Naturparks Spessart – insgesamt 170.000 Hektar. Sollte die komplette Fläche Biosphärenreservat werden wollen, müssten rund 5.000 Hektar für eine Kernzone stillgelegt werden.
Doch auch eine Minimal-Variante, ein kleineres Biosphärenreservat, wäre denkbar. Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf erklärte dazu gegenüber dem BR: "Jetzt müssen sich die Gemeinden überlegen, ob sie eine Chance in dem Projekt sehen, dann brauchen wir auch kommunale Waldanteile."
Unterstützung aus München, wenn Region es will
Wenn seitens der Gemeinden eine Bereitschaft da sei, dann könne das Landratsamt "auch in München sagen – schaut, die Region will es. Wenn die Region es will, dann haben wir die Unterstützung des Freistaats, die Zusage haben wir aus München", so Scherf.
Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie werden ihre Auftraggeber – Landrätin Sabine Sitter (Main-Spessart), die Landräte Jens Marco Scherf (Miltenberg) und Alexander Legler (Aschaffenburg) sowie Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing – nun ihren Kreis- bzw. Stadträten vorstellen. Und noch mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten. Denn auch dieser Abend zeigte: Das Thema polarisiert. Lohrs Bürgermeister Mario Paul mahnte nicht umsonst zu Beginn des Abends: "Verstricken wir uns nach der unsäglichen Nationalparkdebatte nicht wieder in unheilvollen Grabenkämpfen."
Im Video: Spessart auf dem Weg zur UNESCO-Biosphärenregion?
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