In Deutschland sorgen traditionelle Rollenbilder bei jungen Männern teils für eine hohe Akzeptanz von Gewalt in der Partnerschaft. Das geht aus einer bundesweit repräsentativen Umfrage der Organisation Plan International Deutschland hervor, die den Funke-Zeitungen vorab vorliegt. 33 Prozent der befragten Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren gaben demnach an, es "akzeptabel" zu finden, wenn ihnen im Streit mit der Partnerin gelegentlich "die Hand ausrutscht".
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), schrieb auf Twitter: "Eine aufrüttelnde Studie! Gewalt gegen Frauen ist niemals akzeptabel. Wir müssen sie besser schützen und falsche Rollenbilder aufbrechen."
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Handgreiflichkeiten zum "Respekt einflößen"
34 Prozent seien gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden, um ihnen Respekt einzuflößen, heißt es weiter. "Erschrocken" davon zeigte sich Karsten Kassner, Fachreferent des Bundesforums Männer, im Gespräch mit den Funke-Zeitungen. "Problematisch ist, dass ein Drittel der befragten Männer Handgreiflichkeiten gegenüber Frauen verharmlosen. Das muss sich dringend ändern", sagte Kassner.
Aus der Umfrage geht demnach auch hervor, dass das Bild der traditionellen "Hausfrau" in den Köpfen vieler Männer verankert zu sein scheint: 52 Prozent der Befragten sähen ihre Rolle darin, genug Geld zu verdienen - sodass sich die Frau hauptsächlich um den Haushalt kümmern könne. Jeder zweite junge Mann will laut den Daten keine Beziehung mit einer Frau eingehen, wenn diese bereits viele Sexualpartner gehabt hat.
Expertin: Klassische Rollenbilder in den Köpfen verankert
51 Prozent hätten zudem angegeben, sich selbst als schwach und angreifbar zu sehen, wenn sie Gefühle zeigten, heißt es weiter. Dabei sagten 63 Prozent, dass sie sich manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen würden. "Die klassischen Rollenbilder sind eben doch noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert", sagte Alexandra Tschacher, Sprecherin von Plan International Deutschland, den Funke-Zeitungen.
Viele Männer seien zwar grundsätzlich bereit, sich für mehr Gleichberechtigung und gegen Rollenklischees einzusetzen, würden dies aber nicht in konkrete Taten umsetzen, sagte Kassner dazu. Es sei auch Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen zu verändern. Ein gutes Beispiel sei die von der Bundesregierung geplante bezahlte Freistellung nach der Geburt für Väter.
Zeigen von Homosexualität stößt auf hohe Abneigung
Hohe Abneigung äußerten die Befragten zudem gegen öffentliches Zeigen von Homosexualität. 48 Prozent erklärten, sie fühlten sich davon "gestört". 42 Prozent gaben an, sie würden anderen Männern einen "Spruch drücken", wenn die feminin auf sie wirkten.
Für die Umfrage wurden vom 9. bis zum 21. März bundesweit 1.000 Männer sowie 1.000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren mit einer standardisierten schriftlichen Online-Befragung befragt. Auf der Website von Plan International ist die Umfrage inzwischen abrufbar.
Mit Informationen von AFP und KNA
Sollten Sie selbst von Gewalt betroffen sein: Die Hilfetelefone "Gewalt gegen Frauen" und "Gewalt an Männern" beraten kostenfrei und anonym. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" erreichen Sie unter 08000/116016, das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" unter 0800/123 9900.
Im Audio: Warum Gewalt gegen Frauen zunimmt - eine Expertin erklärt
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