Streuobstmanager Andreas Hofmann geht mit Richard Bloß durch dessen Streuobstwiese auf einer Anhöhe bei Markt Berolzheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen). Die Bäume hängen über und über voll mit Obst. Die "Rote Renette" trägt heuer besonders viel. "Ist das nicht herrlich? Das ist ein Traum", schwärmt Obstbaumbesitzer Bloß. Die "Rote Renette" sei im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen selten, weiß Streuobstmanager Hofmann. Bloß hat Sorge, dass die Äste seiner "Roten Renette" unter dem Gewicht der Äpfel brechen könnten. Der Streuobstmanager empfiehlt einen Schnitt im Winter.
Gesund und gut für die Natur
Der Job des Streuobstmanagers ist es, Menschen in Sachen Streuobst zu beraten – vom Pflanzen über die Pflege bis hin zur Ernte. Unter "Streuobstbau" fällt eine Form des Obstbaus, "bei dem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig 'verstreut' in der Landschaft", wie der NABU auf seiner Webseite erklärt.
Mit dem Streuobstpakt sollen in Bayern bis 2035 eine Million Streuobstbäume gepflanzt werden. Die Bestände sind in den vergangenen Jahrzehnten um bis zu 70 Prozent verschwunden. Damit die Streuobstwiesen eine Zukunft haben, investiert der Freistaat 600 Millionen Euro.
Streuobst: Gesund, natürlich und artenreich
Streuobst habe viel Vorteile, erklärt Hofmann. Es sei sehr gesund. Viele Apfelsorten haben laut Andreas Hofmann einen hohen Vitamin C-Gehalt. Außerdem würden die Streuobstbestände weder gespritzt noch gedüngt. Auch für die Natur haben die Wiesen viele gute Aspekte, so der Streuobstmanager. "Die Arten, die früher in den Wäldern gelebt haben mit ihren Totholzbeständen mit Biotopbäumen, die sind in die Streuobstbestände hinausgewandert über die Jahrhunderte und haben sich angepasst", so Hofmann. Richard Bloß hat deshalb zwei abgestorbene Zwetschgenbäume stehenlassen und pflanzt daneben wieder neue nach.
Kaiser Wilhelm für den Kuchen, Bohnapfel für den Saft
Wenn die Bäume dann erst einmal auf der Streuobstwiese stehen, sei der Pflegeaufwand gering, findet Streuobstmanager Hofmann. "Alle fünf Jahre sollte ein professioneller Baumwart die Bäume schneiden und dann ist eigentlich Ruhezeit. In dieser Zeit ist es eigentlich nur noch ernten und genießen", sagt er.
Auch bei Richard Bloß in Markt Berolzheim steht die Obsternte an. Die verschiedenen Apfelsorten, nutzt er für ganz verschiedene Produkte, sagt er. Aus den Bohn-Äpfeln wird Apfelsaft und Kaiser Wilhelm- und Boskop-Äpfel werden gerne zum Backen genutzt.
Streuobsttag in Heidenheim
Was noch alles aus dem Obst produziert werden kann und wie lange es zum Beispiel gelagert werden kann, wird beim Altmühlfränkischen Streuobsttag am 29. September in Heidenheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) gezeigt. An diesem Tag erhalten Interessierte aber auch Informationen darüber, wie eine Streuobstwiese angelegt werden kann und welche Fördermöglichkeiten es dafür gibt. Bis zu 90 Prozent der Kosten für die Bäume könnten – je nach Programm – übernommen werden, heißt es.
12.000 Streuobstbäume im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen
Insgesamt ist der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Sachen Streuobst schon gut aufgestellt, sagt Streuobstmanager Hofmann. Allein rund 1.000 verschiedene Apfel- und Birnensorten würden auf 12.000 Bäumen wachsen. Beim Streuobst ziehen laut Hofmann alle an einem Strang. Landwirte genauso wie Naturschützer und Privatleute. "Jeder hat einen Erfahrungsschatz und man lernt ständig was dazu. Man tauscht sich aus – das is einfach schön find ich."
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