Thomas Hofmann ist seit 2009 Geschäftsführender Vizepräsident für Forschung und Innovation der TU München. Der 50-Jährige war nervös am Tag der Wahl - Wolfgang A. Herrmann als TU-Präsident nachzufolgen ist eine große Veränderung im Leben; aber mit seiner Familie hatte er vorher seine Entscheidung gut abgesprochen.
"Ich habe zwei Kinder und eine tolle Frau, ohne die ich so weit gar nicht gekommen wäre. Denn entscheidend ist die Unterstützung von zuhause. Die habe ich immer gehabt." Thomas Hofmann
Thomas Hofmann und die Kraft des Teams
Thomas Hofmann ist kein Einzelkämpfer. Er setzt auf die Kraft des Teams. Das gilt auch für die Art, wie er die TU München führen will. Aber auch dafür, wie er wissenschaftliche Probleme angeht. Die technischen Universitäten sieht Hofmann im Wandel. Es reiche nicht aus, den Fokus auf die Entwicklung von Hightech-Verfahren zu beschränken.
"Die großen Herausforderungen, die wir haben, sei es in der Mobilität, Gesundheit, Prävention, die sind so interdisziplinär und können nicht von Einzelpersonen gelöst werden, sondern Sie müssen passfähig beste Wissenschaftler, Ingenieure, Mediziner in Kohärenz bringen, zu Teams am Ende zusammenstellen, die teilweise auch gar nicht innerhalb der eigenen Universität alleine schulterbar sind, wo Sie die Allianz mit Partnern brauchen, um international wirklich wirkungsvolle Lösungen zu entwickeln." Thomas Hofmann
München ist dabei ein idealer Standort für solche Vernetzungen mit Partnern: hier sitzen mit der Helmholtz-Gesellschaft, dem Leibniz- und dem Max-Planck-Institut, der LMU und der Fraunhofergesellschaft exzellente Partner für die Forschung. Hofmann hat in seinem Bereich bereits viele Kooperationen entwickelt. Er hat außerdem das Karrieresystem Tenure Track aufgebaut. Damit holte die TU 100 junge Professoren nach München; etliche davon waren vorher an internationalen Spitztzenunis wie Stanford, Berkley oder dem MIT.
Wissenschaft im Wandel
In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Studenten an der TU München verdoppelt, und auch der Anteil ausländischer Studenten ist sehr stark gestiegen. Auch darauf ist Hofmann stolz, denn neue Innovationen brauchen den Blick von außen. Wer eine andere Bildung mitbringt, kann anders inspirieren, und genau darum geht es in der Teamarbeit, ist Hofmann überzeugt. Die wichtigsten Entdeckungen und Entwicklungen erwartet er an den Schnittstellen und Reibeflächen bereits bekannter Forschungsfelder.
"Die Medizin in der Zukunft wird nicht ausschauen, wie sie heute ausschaut. Die wird sich der Künstlichen Intelligenz bedienen. Das sind Dinge, die brauchen neue Technologien, und die schaffen Sie nur, indem Sie dann die Medizin mit einer Elektrotechnik, mit der Informatik, der Datenwissenschaft zusammenbringen, mit einer Medizinphysik zum Beispiel." Thomas Hofmann
So könnte Krebs etwa viel früher erkannt und behandelt werden.
Kein technischer Fortschritt ohne ethische Fragen
Unverzichtbar sei aber auch, dass die Forschung sich immer vergewissert, was die Gesellschaft akzeptiert und die ethischen Fragen früh mitdiskutiert.
"Jede Technische Universität ist gut beraten, wenn sie sich nicht mehr als reine Technikschmiede sieht, sondern eigentlich als ein wichtiger Motor der Gesellschaft. Und einen Motor der Gesellschaft können Sie nicht ohne die Gesellschaft machen, sondern der muss mit der Gesellschaft gemacht werden, mit den Menschen. Denn am Ende laufen wir sonst Gefahr, die tollsten Techniken zu entwickeln, die am Ende niemand braucht." Thomas Hofmann
Schließlich soll die Forschung neue Arbeitsfelder erschließen, nicht Arbeitsplätze vernichten. Das gilt für die Gentechnik ebenso wie für die Künstliche Intelligenz.
Lehre muss Studenten begeistern
Nicht zuletzt sollen die Professoren an der TU München aber auch gute Lehrende sein. Als Vorbild hat der Lebensmittelchemiker Hofmann da seinen Chemielehrer aus der Schulzeit im oberfränkischen Lichtenfels in Erinnerung:
"Die Begeisterung für die Chemie kam bei mir relativ spät, eigentlich in den letzten zwei Jahren vor dem Abitur. Davor fand ich die Chemie eigentlich furchtbar, langweilig. Und dann habe ich aber in den letzten zwei Jahren einen Lehrer gehabt, der war sowas von begeisterungsfähig, der hat wirklich von einem Fach, das ich nie mochte, mich völlig gedreht. Und innerhalb von zwei Jahren fand ich das das absolut tollste Fach. Und wie er gelehrt hat! Gar nicht der Inhalt, es kommt an auf das Wie und darauf: Wie zeigt man den Schülern, warum dieses Fach wichtig ist." Thomas Hofmann
Glückwünsche von Präsident Wolfgang A. Herrmann
Studenten begeistern, die Fachbereiche der TU noch besser vernetzen, die Uni in den Rankings noch weiter nach oben bringen und gleichzeitig die bayerischen Regionen mit den Wissenschaftlern versorgen, die die Wirtschaft dort braucht: All das traut der jetzige TU-Präsident Wolfgang Herrmann seinem Nachfolger zu:
"Großartig! Ich bin dem Hochschulrat dankbar, dass er mit solcher Weitsicht eine Person gewählt hat, die es wirklich kann. Ich bin überglücklich darüber, fühle mich richtig erleichtert!" Wolfgang A. Herrmann