Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat Anklage gegen einen 66-jährigen Landwirt und seine beiden Söhne erhoben. Sie sollen 2019 durch Unterlassen mehrfach gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben. Laut Staatsanwaltschaft hatten sie 32 kranke Rinder nicht tierärztlich behandeln lassen, obwohl dies aus Sicht der Anklage erforderlich war. Den Tieren seien so länger anhaltende und sich wiederholende Schmerzen oder Leiden entstanden. Das Gesetz sieht dafür eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren vor.
- Missstände auf Bad Grönenbacher Milchviehhof noch lange nach Ermittlungsbeginn
Sehr aufwendige Ermittlungen im Allgäuer Tierschutzskandal
Für die umfangreichen Ermittlungen zum "Bad Grönenbacher Tierschutzskandal" haben die Behörden eigens eine Sonderkommission namens "Fundus" eingerichtet. Die Ermittler hatten im August 2019 den Hof durchsucht und dabei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft holte für jedes einzelne Tier ein Sachverständigengutachten beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ein. Im nächsten Schritt muss nun das Landgericht Memmingen über die Eröffnung des Hauptverfahrens und schließlich über die Zulassung zur Anklage zur Hauptverhandlung entscheiden.
Zwei weitere Anklagen sind noch nicht verhandelt
Das Landgericht Memmingen hat noch zwei weitere Anklagen gegen andere Beschuldigte vorliegen, die noch nicht verhandelt sind. Ursprünglich sollte das erste Verfahren im vergangenen Jahr beginnen, es wurde aber verschoben, weil die Strafkammer vorrangige Verfahren abarbeiten musste. Laut einem Gerichtssprecher könnte es im Juli zu einem ersten Prozess in Memmingen kommen.
Der Allgäuer Tierschutz-Skandal - aufgedeckt im Jahr 2019
Der Skandal war im Sommer 2019 bekannt geworden. Damals gab es Medienberichte, wonach in einem der größten Milchviehbetriebe Bayerns Kühe getreten, geschlagen oder mit einem Traktor durch einen Stall geschleift werden. Andere Betriebe gerieten ebenfalls ins Visier der Ermittler. Mit der nun vorgelegten dritten Anklage hat die Staatsanwaltschaft in Memmingen das Großverfahren abgeschlossen.
Drei Angeklagte haben Bewährungsstrafen bekommen
Auch die Justiz in Kempten ist mit dem Skandal befasst. Dort hatte das Landgericht Mitte Dezember 2021 im ersten Verfahren des Allgäuer Tierschutz-Skandals drei Angeklagte wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu Bewährungsstrafen verurteilt. Dabei ging es um einen Hof im Oberallgäu.
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