Mit Handy in der Hand steht Landwirt Anton Huber in seinem Stall bei Wolfratshausen. Vor Kurzem hat er die Liegeboxen für seine rund 50 Kühe verbessert. Denn durch die Tierwohl-App des LKV Bayern (LKV = Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V.) hat er festgestellt, dass seine Kühe nicht so gut aus ihren Boxen aufstehen, wie sie sollten. Jetzt will er kontrollieren, ob seine Anpassungen Wirkung zeigen.
Die App hilft ihm dabei. Demnach gibt es vier Möglichkeiten: Im besten Fall steht die Kuh ganz leicht auf. Im schlimmsten Fall jedoch bleibt sie auf den Knien liegen und muss dann zurückrobben. Anton Huber geht zu Kuh Alina und klopft ihr auf den Rücken. Langsam erhebt sie sich und geht auf die Knie. Einen Moment bleibt sie so, steht dann aber auf, ohne zurückzurobben. Huber ist zufrieden – und trägt das Ergebnis in seine App ein.
Laut Tierschutzgesetz: Landwirte müssen Tierwohl kontrollieren
Tierwohl ist für Landwirte nicht nur wirtschaftlich relevant. Laut Tierschutzgesetz sind Landwirte dazu verpflichtet, zwei Mal im Jahr das Tierwohl zu kontrollieren. Wie, das ist nicht näher beschrieben. Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat daher in einer Studie untersucht, welche Indikatoren geeignet sind, um Tierwohl zu messen. Die Ergebnisse sind in die LKV-Tierwohl-App eingeflossen.
Das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern (LKV) berät Landwirte und unterstützt sie beim Qualitätsmonitoring. Mit der App wollen sie ein weiteres Hilfsangebot bereitstellen. Mit Fokus auf die Ansprüche von bayerischen Bauern, die häufig kleinere Betriebe und Fleckvieh haben.
App überprüft Indikatoren für Tierwohl
Anton Huber kann mit der App nicht nur das Aufstehverhalten seiner Kühe dokumentieren. Er kann auch andere Indikatoren für Tierwohl erfassen: Die Körperkondition und die Verschmutzung der Kühe zum Beispiel. Wären seine Kühe sehr schmutzig, hieße das, dass die Liegeboxen nicht gut gepflegt sind oder dass die Kuh Durchfall hat und anderes Futter braucht.
Fotos von anderen Kühen in der App zeigen Huber, wie die vier unterschiedlichen Verschmutzungsgrade aussehen würden. Damit kann Anton Huber seine Kuh vergleichen – und das Ergebnis in die App eintragen.
- Zum Artikel: Wie viel Platz im Stall braucht eine Kuh?
Zahlreiche Tierwohl-Apps auf dem Markt
Die LKV-Tierwohl-App ist nicht die einzige auf dem Markt. Auch andere Apps mit Namen wie Q-Wohl und Pro Q wollen Landwirte bei der Erfassung des Tierwohls unterstützen. Professor Rolf Mansfeld von der Ludwig-Maximilians-Universität in München schätzt die Zahl der Tierwohl-Apps für Rinder auf rund 50.
Seiner Einschätzung nach sind solche Apps in der Regel nützliche Hilfsmittel. Denn sie schärfen das Bewusstsein für Tiergesundheit und vor allem: Sie bieten die Möglichkeit, beides systematisch zu erfassen. Das fehle Landwirten in der Praxis oft. Zwar gebe es durchaus Landwirte, die einen guten Blick für ihre Tiere haben und auch ohne App erfassen können, ob es den Tieren gut geht. Aber was sie nicht leisten könnten, so Mansfeld, ist die systematische Erfassung mit der Zeit.
Daten machen Tierwohl vergleichbar
Hier setzen Apps wie die LKV-Tierwohl-App an. Die Daten zu den einzelnen Kühen werden gespeichert. So kann der Landwirt beim nächsten Kontrollgang vergleichen: Haben seine Anpassungen Wirkung gezeigt? So ist das auch bei Landwirt Anton Huber. Seitdem er die Liegeboxen verbessert hat, können seine Tiere einfacher aufstehen. Anton Huber ist mit der App zufrieden. Er gehe nun mit anderen Augen durch den Stall, sagt er.
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