Zweierseilschaft stürzt 1.000 Meter in die Tiefe - Bergsteiger kommt aus unbekannten Gründen beim Abstieg zu Fall - Alpinist wird auf 3.650 Meter Höhe von einem Steinschlag überrascht und stürzt daraufhin ab. Das Matterhorn macht seit Ende Juli Schlagzeilen. Immer wieder kommt es zu tödlichen Abstürzen. Insgesamt sieben Menschen haben nach Angaben der Zermatter Bergrettung in dieser Saison bereits ihr Leben am Berg gelassen, darunter zwei Deutsche.
Anjan Truffer, Bergführer und Chef der Bergrettung von Zermatt, der selbst schon mehr als 230 Mal auf dem Gipfel stand, möchte aber nicht von einer Unglücksserie sprechen. Diese Häufung sei nicht außergewöhnlich und liege immer noch unter dem Durchschnitt der letzten 40 Jahre. Falsche Ausrüstung, Abseilunfälle, Gewitter und Unachtsamkeit sind die häufigsten Unfallursachen. Das Matterhorn verzeiht keinen Fehler und keinen Fehltritt.
Jeder Fehltritt kann tödlich sein
Das Matterhorn, der Berg der Berge und das Schweizer Nationalsymbol, ist nicht nur berühmt wegen einer bekannten Schokolade. Mit 4.478 Metern zählt es zu den höchsten Gipfeln der Alpen, zu den schönsten – und zu den tödlichsten. 1865 wurde das Matterhorn über den Hörnligrat erstbestiegen. Diesen Weg nehmen auch heute noch die meisten Bergsteiger von der Hörnlihütte aus.
Die Hauptschwierigkeit sei dabei nicht die Technik, sondern die Konzentration, meint Bergnotfallexperte und Bergführer Bruno Hasler vom Schweizer Alpenclub SAC. Bereits fünf Minuten hinter der Hörnlihütte beginne die Kletterei. Und dann müsse man mindestens acht Stunden voll konzentriert sein, bis auf den Gipfel und zurück zur Hütte. "Jede Unkonzentriertheit kann einen tödlichen Absturz zur Folge haben", so der Schweizer Bergführer.
Eine weitere Besonderheit des Matterhorns ist auch, dass der Berg so frei steht - nach allen Seiten hin. Genau das macht ja das Matterhorn so einzigartig. Blitzgefahr, Schneefall und Hagel – komme ein Gewitter, dann werde es sehr schnell sehr gefährlich. Der Berg könne sich binnen Minuten total verändern.
Besonders kurze Hochsaison 2024
2.500 bis 3.000 Bergsteiger versuchen jede Saison, den Gipfel zu bezwingen, an Spitzentagen bis zu 100 bis 150 Alpinisten. Weil es dieses Jahr noch so viel Schnee bis in den Sommer gab, sei 2024 die Saison besonders kurz, weiß Dirk Groeger, Bergführer bei der Bergschule Mountain Spirit in Bolsterlang im Allgäu. Und darum sei die Aufstiegsroute besonders frequentiert.
Der Aufstieg zum Gipfel ist nach Meinung des Allgäuer Bergführers das kleinere Problem. Der Abstieg sei besonders fordernd. Viele Unfälle passierten, wenn die Anspannung abfalle, so der Bergführer. Außerdem sei die Wegfindung am Matterhorn ein großes Problem. Und komme man vom Weg ab, so lande man sehr schnell in brüchigem Absturzgelände. "Da haben dann auch nicht alle mehr die Reserven, körperlich und mental sauber zu arbeiten", so der Allgäuer Bergführer.
Nicht ohne Bergführer empfohlen
Wer das Matterhorn besteigen will, der muss Geld in die Hand nehmen. Allein die Übernachtung mit Verpflegung auf der Hörnlihütte kostet 150 Schweizer Franken pro Person. Und für einen Bergführer legt man mindestens noch 1.200 Euro drauf. Ohne Bergführer zu gehen, davon rät Anjan Truffer von der Zermatter Bergrettung unbedingt ab. Der finanzielle Aufwand lohne sich da extrem, so Truffer, denn ein Bergführer sei am Matterhorn quasi eine Lebensversicherung. Dem pflichtet auch Extremkletterer Alexander Huber bei, für den das Matterhorn einer der schönsten Berge der Welt ist. Man sei gut beraten, an Bergen dieser Kategorie mit Bergführern unterwegs zu sein, da sich die gesamte Wegstrecke im Absturzgelände bewege.
Seit der Erstbesteigung im Jahr 1865 ist am Matterhorn so gut wie kein Jahr vergangen ohne tödliches Unglück. In den letzten 25 Jahren waren es nach Angaben des Schweizer Alpenclubs insgesamt 115 Todesfälle.
Dieser Artikel ist erstmals am 31.08.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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