Dem angeklagte Arzt werden im Gerichtssaal die Handschellen im Gerichtssaal abgelegt.
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Tote Krankenschwester: Arzt in Regensburg vor Gericht

Tote Krankenschwester: Arzt in Regensburg vor Gericht

In der Kelheimer Klinik ist Ende 2021 eine Krankenschwester während einer Nachtschicht gestorben. Jetzt steht ein ehemaliger Arzt der Klinik in Regensburg vor Gericht. Er wies den Vorwurf der Staatsanwaltschaft zurück und kritisierte die Ermittler.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

In Regensburg hat der Prozess um den Tod einer Krankenschwester am Krankenhaus Kelheim begonnen. Ein ehemaliger Arzt der Klinik muss sich vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Regensburg wirft ihm Aussetzung mit Todesfolge vor. Ihrer Ansicht nach soll der Mediziner der Krankenschwester Ende 2021 während einer Nachtschicht die Narkosemittel Propofol und Ketamin intravenös verabreicht haben, ohne anschließende Überwachungsmaßnahmen. Am nächsten Morgen war die Frau tot.

Die Krankenschwester soll zu Beginn ihres Dienstes über Migräne geklagt und sich im Krankenhaus hingelegt haben. Ein paar Stunden später soll sie laut Anklage eine Kollegin gebeten haben, ihr einen Zugang zu legen, um unter anderem ein Schmerzmittel nehmen zu können. Nach ihrem Tod sollen verschiedene Substanzen in ihrem Blut nachgewiesen worden sein.

Arzt weist Vorwürfe zurück

Der Mediziner wies zum Prozessauftakt alle Vorwürfe zurück. Er sagte, er habe nicht im Ansatz etwas mit dem Tod der 23-jährigen Krankenschwester zu tun. Außerdem bestritt er eine Beziehung zur ihr gehabt und gegen Richtlinien der Klinik verstoßen zu haben. Daneben kritisierte der Arzt die Arbeit der Ermittlungsbehörden. Eine offene und faire Ermittlung habe nicht stattgefunden.

Im Laufe des ersten Prozesstages wurden zwei ehemalige Krankenhausmitarbeiter – eine Pflegekraft und ein Arzt – sowie eine noch am Kelheimer Krankenhaus aktive Fachkrankenpflegerin vernommen.

Zeugenaussagen mit Lücken

Bei ihrer Vernehmung vor Gericht konnten sich die Zeugen immer wieder an etwaige Geschehnisse rund um den Tod der Krankenschwester nicht oder nur teilweise erinnern.

Ein Pfleger, der Ende 2021 nicht mehr an der Klinik beschäftigt war, sagte aus, dass der Angeklagte ihn ein paar Tage nach dem Tod der Krankenschwester angerufen hätte. Darin hätte er ihm von dem Tod erzählt. Daneben hätte der Arzt von den Kopfschmerzen der Krankenschwester berichtet und gesagt, dass man sie habe schlafen lassen. Bei expliziteren Nachfragen tat sich der Zeuge schwer. Er schloss aber aus, dass der Angeklagte zu ihm am Telefon sagte, dass er selbst der Krankenschwester Propofol gespritzt habe.

Propofol im Fokus

Einige Stunden später, so gab der Zeuge an, hatte er dann Kontakt zu einem früheren Arzt der Klinik. Der wurde am heutigen Prozesstag nach ihm vernommen. Dieser Arzt hatte von mehreren ehemaligen Kollegen erfahren, dass die Krankenschwester starke Kopfschmerzen gehabt habe und ihr eine kleine Menge Propofol gegeben worden sei. In der Früh sei sie dann tot gewesen und dass man davon ausgehe, dass sie Szuizid begangen habe. Dass eine Schmerzpatientin Propofol bekommen haben soll, sei ihm abstrus vorgekommen, sagte der Arzt aus.

Eine Fachkrankenpflegerin berichtete bei ihrer Vernehmung im Anschluss, dass es ungewöhnlich sei, dass man einen Zugang im Arm habe, wenn man Kopfschmerzen hat. Außerdem sei es nicht verständlich, wenn man jemandem bei Kopfschmerzen Propofol gebe. Weiterhin sprach sie davon, dass der Angeklagte eine verschlossene Propofol-Ampulle, die am Boden neben der Toten gelegen haben soll, an sich genommen und er den Leichnam in einen anderen Raum im Krankenhaus gebracht haben soll. Normalerweise gebe es in so einem Fall "Versiegelungen", man verschließe den Raum mit der Leiche, bis die Polizei kommt. Das wäre üblich gewesen.

Mediziner in weiterem Fall vor Gericht

Der Angeklagte hatte zuvor angegeben, dass der Raum, in dem die tote Krankenschwester lag, nicht hätte abgeschlossen werden können. Daraufhin habe er entschieden, die Tote in einen anderen zu bringen.

Der angeklagte Arzt steht seit Mitte Februar in einem weiteren Prozess vor dem Landgericht Regensburg, dabei geht es um Mord. Er soll nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft einem 79-jährigen Patienten im Kelheimer Krankenhaus eine Überdosis Morphin verabreicht haben. Ein Urteil in beiden Fällen wird Mitte April erwartet.

Dem angeklagten Arzt werden im Landgericht Regensburg die Handschellen abgenommen.
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Dem angeklagten Arzt werden im Landgericht Regensburg die Handschellen abgenommen.

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