Bei Unterliezheim schlängelt sich der Nebelbach durch die Wiesen, normalerweise. Wo sonst das Wasser zumindest knietief ist, gehen Susanne Kling und Georg Eggenmüller durch das ausgetrocknete Bachbett.
Die ersten Muscheln sind der Trockenheit schon zum Opfer gefallen
Es hat in den vergangenen Tagen zwar ein wenig geregnet, aber das hat nur dafür gereicht, den Schlamm etwas feucht zu halten. Georg Eggenmüller aus Lutzheim ist Bachmuschelbeauftragter im Ehrenamt. Mit geübtem Auge findet er gleich eine der seltenen Muscheln: Sie ist schon ausgetrocknet.
"Normalerweise können die sich bis zu 20 Zentimeter in den Schlamm eingraben, dort können sie auch eine Weile überleben." Aber der Boden ist zu hart, keine Chance für die Muschel.
Die Trockenheit kam heuer noch früher als sonst
Die Trockenheit hat auch Experten wie Susanne Kling vom Landschaftspflegeverband überrascht. "Dieses Jahr ist es extrem, dass es schon so früh kommt. Das hatten wir eigentlich noch nie."
Vom Aussterben sind die Bachmuscheln ohnehin bedroht. Wenn man einige Exemplare findet, dann ist das ein sicheres Zeichen: Die Wasserqualität ist dort besonders gut, denn das brauchen die Tiere. Und sie haben eine wichtige Aufgabe: Sie filtern ihre Nahrung aus dem Wasser heraus und reinigen es dabei: Eine kleine Muschel schafft vier Liter in der Stunde.
Grundwasser soll die Durststrecke am Nebelbach überbrücken
Jetzt also sind die Bachmuscheln – etwa am Nebelbach – auf aktive Hilfe durch den Menschen angewiesen. Den Schlamm zumindest feucht halten, das ist das Ziel.
Dafür haben Ehrenamtliche und Fachleute bei Unterliezheim eigens einen Brunnen geschlagen. Bis aus sechs Metern Tiefe kann demnächst eine Pumpe das Grundwasser fördern und in den Bach leiten. Aber nur, wenn es nötig ist. "Wir betreiben ja hier keinen Zoo", sagt Susanne Kling, wir versuchen nur den Bestand zu retten."
Wenn es besonders trocken wird, dann ist Georg Eggenmüller jeden Tag unterwegs am Nebelbach. "Und dann reagier' ich, sobald es vom Wasserstand her schlecht wird. Also die Pumpe regel' ich."
Bachmuscheln sind – eigentlich – Überlebenskünstler
Dabei gibt sich die seltene Bachmuschel gar nicht so einfach geschlagen: Wird das Wasser knapp, bewegen sich die Bachmuscheln mit ihrem "Fuß" zuerst in die Bachmitte; sie können sich sogar zehn bis 20 Meter weit bewegen, etwa in eine rettende Pfütze vor dem nächsten Biberdamm.
Am Nebelbach bei Unterliezheim hat der Landkreis Dillingen sogar noch zwei ungenutzte Fischteiche kaufen können. Die werden jetzt als Rückhaltebecken genutzt. Zwei Wochen könne er den Bach so mit dem nötigen Wasser versorgen, sagt Eggenmöller.
Aber die Sorge ist groß, dass all das nicht ausreicht: die Teiche, die Grundwasserpumpe. Es wird seit Jahren schlimmer, sagen die Retter der Bachmuschel. Irgendwann lässt sich das einzigartige Ökosystem womöglich nicht mehr retten.
Wasser-Krise: Der Wind trocknet die Natur weiter aus
In einem Abschnitt, der noch Wasser führt, findet der Bachmuschelbeauftragte Georg Eggenmüller dann noch einige Bachmuscheln. Ihr kleiner Fuß, ähnlich dem einer Schnecke, schaut aus dem Schalen-Spalt heraus. Der Muschel geht es offenbar gut, sagt Eggenmüller.
Die frühe Trockenheit und der trockene Wind bereitet den Helfern jetzt Sorge. Und sie hoffen, dass sie gut vorbereitet sind, sollte der Hochsommer so heiß und trocken werden, wie vor zwei Jahren – oder noch heißer.
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