Andreas Neumeyer sticht mit seinem Spaten tief in die Erde und hebt ein kleines Loch aus. Dann nimmt er die noch etwa 40 Zentimeter kleine Linde und steckt sie in die steinige Erde. Er und seine Helfer haben heute einiges vor: 1.600 Bäume wollen sie auf dem Feld hinter Menning bei Vohburg im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm pflanzen. Das Ziel: eine erste Trüffelernte in sieben Jahren. So lange muss der Trüffel wachsen.
Vergangenes Jahr ging die Arbeit schon los
1.600 Bäume hat Andreas Neumeyer mit seinen Helfern bereits im vergangenen Frühjahr gepflanzt. Darunter Linden, Buchen, Haselnüsse und Eichen. Aber es sind nicht nur Bäume, sondern an ihren Wurzeln hängen Trüffelsporen. Die Bäume sind quasi damit geimpft worden, da Trüffel nur in Verbindung mit einer Wirtspflanze wachsen kann.
Andreas Neumeyer hat vor Kurzem den Hof seines Vaters übernommen und zählt als Trüffelbauer in Oberbayern zu den Pionieren. Fest stand, er wollte in der Landwirtschaft einiges anders machen: "Wir haben lange überlegt, was wir machen. Und durch einen Zeitungsartikel sind wir dann auf Trüffel gekommen."
Tipps für Trüffelbauer gibt es kaum
Doch das Projekt "Trüffel" ging schon schwierig los, denn viel abschauen konnte sich der 36-Jährige nicht. "Man bekommt nur Hilfe, wenn man sie sucht. Alle Anbauversuche stecken noch in den Kinderschuhen", erzählt er. Auch Literatur zu Thema gebe es nur wenig. Gemeinsam mit dem Verkäufer der Bäume haben sie sich dann auf den Weg gemacht.
Gute Bedingungen auf dem Feld
Wichtig beim Trüffelanbau ist, wie bei so vielem, der richtige Boden. Und der Trüffel liebt kalkhaltigen Boden. "Bei uns liegen halt noch viele Steine auf dem Acker, was eigentlich schlecht ist, aber für den Trüffel ist das genau richtig. Und war für unser Vorhaben perfekt." Ein bisschen nachgeholfen hat er dann auch noch und zusätzlich Schotter ausgebracht.
Für seinen Vater Anton Neumeyer eine heftige Umstellung. Er hat konventionell angebaut und jahrzehntelang versucht, die Steine vom Feld zu bekommen: "Als er dann noch mal Steine rausgebracht hat, musste ich schon schlucken. Jedes Jahr hatte ich sie bis dahin abgeklaubt."
Unterstützung von Familie und Freunden
Mittlerweile hat er sich an die Idee gewöhnt und unterstützt seinen Sohn und dessen Frau. Er pflanzt mit, schlägt Pflöcke als Wachstumshilfe in die Erde und zieht Schutzdrähte für die kleinen Bäume, damit sie vor Hasen und anderen Tieren geschützt sind. "Man muss den Jungen ihre Chance geben uns als Senior hilft man mit, so gut wie man kann", meint er lächelnd. Zahlreiche Freunde und Familienmitglieder packen beim Pflanzen der Trüffelbäume mit an – und unterstützen Andreas bei seiner außergewöhnlichen Idee.
Trüffelanbau erfordert Geduld
Doch es ist ein risikoreiches Vorhaben, denn der Trüffel gedeiht nur langsam. Erst in sieben bis zehn Jahren wird Andreas Neumeyer die ersten Trüffel ernten können. Dazwischen kann er nur mal den Stand der Dinge überprüfen. "Wir haben bei den ersten Bäumen schon Wurzelproben entnommen und im Labor analysieren lassen. Und das sah schon sehr positiv aus", berichtet Neumeyer.
- Zum Artikel: Erste Trüffel auf Brachfläche in Franken gefunden
Doch ob sich der Anbau auch finanziell lohnt, ist noch unklar. Die Investition jetzt ist jedenfalls groß. Zwischen 20 und 30 Euro kosten die mit Trüffel geimpften Bäume. Dazu kommt weiteres Material und die Pflege des über 5 Hektar großen Feldes. Zum Beispiel zahlreiche Bodenproben, die Andreas Neumeyer analysieren hat lassen und die Bewässerung der jungen Pflanzen. Doch er und seine Frau Damaris sind von der Idee überzeugt: "Wir haben das gemeinsam entschieden und wir glauben ganz fest daran, dass es funktioniert", sagt sie.
Schwierige Ernte beim Trüffel
Doch selbst wenn es soweit ist, bleibt es ein anspruchsvolles Projekt. Schließlich ist auch die Ernte beim Trüffel eine Herausforderung. Andreas Neumeyer wird einen Trüffelhund brauchen und dann läuft bei der Ernte alles ohne Maschinen: "Jeder Trüffel muss einzeln mit einer kleinen Spachtel, kleinen Schaufel freigelegt werden und mühselig gewaschen werden", erklärt Neumeyer. So seien die hohen Preise auch gerechtfertigt, meint er.
Nebeneffekt: Blühwiese
Doch bis er selbst von der Mühe profitieren wird, haben die Insekten und Tiere jetzt schon was von der neuen Plantage. Nicht nur, dass die Bäume in Zukunft einen lichten Wald ergeben, Neumeyer hat dazwischen auch großflächig Blühmischungen gesät "Das war in diesem Jahr schon eine große Fläche mit sämtlichen Blüten. Das war ein Traum, das hat nur so geschwirrt und gesummt im Sommer", schwärmt er.
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