Dackel schaut  durch Gitterstäbe in seinem Zwinger im Tierheim
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Dackel schaut durch Gitterstäbe in seinem Zwinger im Tierheim (Symbolbild)

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Überlastete Tierheime: Ein Grund ist der Tierhandel im Internet

Überlastete Tierheime: Ein Grund ist der Tierhandel im Internet

In Bayern platzen viele Tierheime aus allen Nähten. Die Gründe sind vielfältig, wie etwa gestiegene Kosten bei Tierärzten. Doch besonders oft ist der boomende Online-Handel schuld, wie Tierheimleiter aus Oberbayern berichten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ob Hund, Katze oder Maus: Haustiere sind in Deutschland sehr beliebt. 2022 lebten 34,4 Millionen Tiere in deutschen Haushalten – über elf Millionen mehr als noch 2007. Doch manchmal kommt es zur Trennung: Das Haustier muss ins Tierheim. Allerdings sind diese oft am Limit. Das betrifft unter anderem auch das größte bayerische Tierheim in München.

Monatelange Warteliste für Hundebesitzer

Bei Kleintieren wie Hasen, Vögeln und Meerschweinchen sei das Münchner Tierheim an der Belastungsgrenze angekommen, sagt die Leiterin Eva-Maria Natzer im BR-Interview. Wer einen Hund abgeben will, kommt derzeit auf eine Warteliste. Rund dreißig Hunde stehen darauf. Bis das Tier abgegeben werden kann, vergehen laut Natzer teils Monate.

Mehr Geld für Tierarztbehandlung

Ein Grund für die vollen Tierheime sind laut Aussage der Betreiber die gestiegenen Kosten für die Behandlung von kranken Haustieren. Seit Ende 2022 gilt die neue Gebührenordnung für Tierärzte und die hat viele Preise für Behandlungen nach oben getrieben.

Online-Handel immer häufiger

Den Hauptgrund sehen Tierheimleiter oft im Online-Handel. Immer mehr Menschen kaufen Tiere im Internet. "In Dachau machen Hunde, die über das Internet erworben und dann im Tierheim abgegeben wurden, mittlerweile über fünfzig Prozent aus", sagt die dortige Tierheimleiterin Silvia Gruber. Das Problem: Online gebe es keine Aufklärung über die Rasse oder darüber, was das Tier brauche, um nicht krank oder psychisch auffällig zu werden. Oft würden die frischen Besitzer ihre Tiere nur wenige Tage behalten, seien dann überfordert und würden die Tiere schnellstmöglich, teilweise mitten in der Nacht, abgeben wollen.

Käufer entscheiden nach Aussehen der Vierbeiner

"Die Tiere sind Austauschmodelle für die Leute" seufzt Gruber. Viele Käufer würden nur nach dem Aussehen der Tiere gehen. "Wenn ein hübsches Foto vom Tier im Internet ist, wird es gekauft." Was das Tier für eine artgerechte Haltung brauche, interessiere viele nicht. "Manchmal verzweifle ich an der Menschheit", so Gruber. Das bestätigt auch Andrea Thomas, die erste Vorsitzende des Tierheims Rosenheim. Bei ihr landete zum Beispiel eine Französische Bulldogge, die fünfmal über eine gängige Internetplattform verkauft worden war, bis sie schließlich im Tierheim abgegeben wurde.

Was Probleme macht, muss weg

Kürzlich habe jemand einen Hund online gekauft und bereits wenige Stunden später direkt im Tierheim abgegeben, sagt Andrea Thomas vom Tierheim Rosenheim im Gespräch mit dem BR. Weil es beim ersten Gassigehen Probleme gab. Mehrere oberbayerische Tierheime appellieren an die Politik; sie fordern ein Verbot des Online-Handels mit Tieren.

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