Verwundeter Soldat im Krankenbett
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Auch in Bayern werden Verwundete aus der Ukraine behandelt.

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Ukrainische Verwundete in Deutschland: Der Krieg im OP-Saal

Ukrainische Verwundete in Deutschland: Der Krieg im OP-Saal

Seit dem Sommer nimmt Deutschland ukrainische Verwundete auf. Ärzte, wie die am Universitätsklinikum Regensburg, haben plötzlich mit Kriegsverletzungen zu tun – und mit deren Folgen. Die Verwundeten werden teils monatelang in der Klinik behandelt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bevor die Ärzte Volker Alt und Borys Frankewycz das Patientenzimmer in der Uniklinik Regensburg betreten, ziehen sie über ihre Kittel noch Schutzanzüge und stülpen sich blaue Gummihandschuhe über die Hände. Der nächste Patient ist ein besonderer: ein Soldat aus der Ukraine, der bei einem Angriff schwer verwundet wurde. Doch die Kriegsverletzung an sich ist nicht mehr das vorrangige Problem.

  • Zum Artikel: Ukrainische Verwundete in Bayern - Den Krieg vor Augen

"Bei diesen Granat- und Schussverletzungen ist das Perfide, dass über die Projektile und Granatsplitter auch Bakterien in den Körper gelangen, die dann oftmals schwere Wundinfektionen hervorrufen können", so Volker Alt, der die Unfallchirurgie an der Uniklinik Regensburg leitet. Ein Problem, das er bei allen Verwundeten aus dem ukrainischen Kriegsgebiet beobachtet, die er bisher in der Uniklinik behandelt hat.

Folge der Kriegsverletzung: Wundinfektion

Über den ganzen linken Oberschenkel des ukrainischen Soldaten zieht sich daher eine lange Narbe – nicht wegen der Schussverwundung, sondern weil das Bein wegen der Wundinfektion etwa 50 mal operiert werden musste. So oft, dass der Körper des 40-Jährigen inzwischen voller multiresistenter Keime ist. "Je länger die Wunde offen ist, desto komplexer wird die Situation." Laut Alt wäre es daher wichtig gewesen, dass der Mann rechtzeitig und richtig mit Antibiotika behandelt worden wäre.

Doch der Mediziner weiß auch: An der Front sind die Mittel begrenzt. Und dann kommt es noch auf die richtige Anwendung an. "In einem Kriegsgeschehen hat man natürlich keinen Antibiotika-Spezialisten. Und wenn man die Antibiotika-Therapie nicht in dem überlegten Rahmen einsetzen kann, dann gibt es mal kurzfristig dieses Antibiotikum, für eine gewisse Zeit dann wieder ein anderes Antibiotikum. Und so entwickeln die Bakterien ihre Resistenzen."

Viele Operationen, lange Behandlungsdauer

Wie viele andere, die mit einer Verwundung von der Front zurückkommen, hat auch der ukrainische Soldat Videos vom Krieg auf seinem Handy. Auf einem ist zu sehen, wie er mit blutendem Bein in einem dreckigen Schützengraben ausharren musste. Den Schützengraben hat er inzwischen gegen das Krankenzimmer in der Universitätsklinik Regensburg getauscht. Mehrere Monate liegt und lebt er hier auf etwa 15 Quadratmetern. "Was soll ich sagen: Ich habe mich daran gewöhnt", so der Ostukrainer. "Aber ich vermisse meine Familie in der Ukraine. Zuhause ist eben Zuhause."

Er spricht kaum Englisch. Ohne den Arzt Borys Frankewycz, der für ihn übersetzt, würde er nicht wissen, wie es um seinen Gesundheitszustand bestellt ist. Und wie es mit ihm weitergeht.

Ein im Ukraine-Krieg verwundeter Soldat mit einem Pfleger im Uniklinikum Regensburg
Bildrechte: BR/Sebastian Grosser
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Ein im Ukraine-Krieg verwundeter Soldat (r.) mit einem Pfleger im Uniklinikum Regensburg

Über 500 Verwundete in deutschen Kliniken

Der ukrainische Soldat in der Uniklinik Regensburg ist kein Einzelfall. Über 500 ukrainische Patienten sollen seit dem Sommer nach Deutschland verlegt worden sein. Wie viele davon Verwundete sind, ließe sich nicht beziffern, so das Bundesgesundheitsministerium auf eine erste BR-Anfrage.

Für Krankenhäuser wie die Universitätsklinik Regensburg war zudem lange unklar, wer die Kosten für die Behandlung der Verwundeten übernimmt. Im Oktober teilt das Bundesgesundheitsministerium auf Nachfrage mit: Ein Großteil der Kosten für den Transport übernimmt die Europäische Union. Die Kosten für Behandlung oder zum Beispiel für Prothesen werden seit Juni von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, sofern die Verwundeten bei der Ausländerbehörde registriert sind.

Austausch mit ukrainischen Militärkrankenhäusern

In seinem Büro sitzt Volker Alt nun vor einem Bildschirm, auf dem mehrere Personen zu sehen sind, unterlegt mit kyrillischer Schrift. Der Mediziner nimmt an einer Videoschalte der ukrainischen Militärkrankenhäuser teil. Alt spricht über seine Erfahrungen, die er in den letzten Monaten gesammelt hat. Seine Präsentation ist gespickt mit zahlreichen Fotos von offenen Wunden, Röntgenbildern von Gliedmaßen, in denen mehr Metall steckt als Knochen.

Seine Botschaft: Operationen auf das Nötigste beschränken, dafür dann aber umfassend. Interdisziplinär zusammenarbeiten. Und vor allem: Antibiotika richtig einsetzen, damit die Verletzungen heilen und Wundinfektionen nicht zum Dauerproblem werden. "Aber wir haben in Deutschland natürlich eine Luxussituation. Als Chirurg weiß ich auch nicht alles, kann aber meinen Kollegen aus der Infektiologie um Rat fragen. Im Kriegsgeschehen sind die Voraussetzungen ganz andere."

Ukraine: Mangel an Antibiotika und Notstromaggregaten

Laut ukrainischer Post, die regelmäßig veröffentlicht, woran es in der Ukraine derzeit gerade mangelt, fehlen auch Antibiotika. "Durch die Kriegsverletzungen hat sich der Medikamentenbedarf komplett verschoben. Wenn man keine offenen Wunden hat, dann braucht man nicht so viel Antibiotika", so Borys Frankewycz, der zusammen mit anderen Medizinern eine AG Medizinische Ukrainehilfe gegründet hat. "Jetzt haben fast alle Verletzten offene Wunden. Und darum stehen Antibiotika im allerhöchsten Fokus." Oberarzt Frankewycz organisiert daher regelmäßig Transporte in die Ukraine.

Vor allem kleine Krankenhäuser abseits der großen Zentren brauchen medizinische Ausrüstung. Aber auch Notstromaggregate finden sich auf der Liste. Der Winter ist in der Ukraine wesentlich härter als in Deutschland, weiß Frankewycz. "Die Menschen sind natürlich abgehärtet und haben einen extremen Lebenswillen. Aber rein physiologisch ist das nicht auszuhalten. Dort werden viele den Kältetod sterben."

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