Der Vorfall bewegt die Gemeinde Hendungen im Landkreis Rhön-Grabfeld mit ihren rund 860 Einwohnern noch immer. Letzten Freitag hatten Unbekannte Schweineköpfe vor den Anwesen des Hendunger Bürgermeisters und seines Stellvertreters abgelegt. Das mache etwas mit den Familien, sagt der erste Bürgermeister Florian Liening-Ewert. Erst die Schweineköpfe, morgen vielleicht Schmierereien an der Garage? Was komme als Nächstes, fragten sie sich. "Ich fühle mich nicht in Gefahr, ich habe keine Angst. Aber man weiß ja nicht, was noch kommt", beschreibt der 39-Jährige seine Gedanken. Als sein achtjähriger Sohn auf dem Weg zur Schule war, hatte seine Frau die Entdeckung gemacht. Vor dem Anwesen des zweiten Bürgermeisters steckte ein ganzer Schweinekopf auf einem Stab.
Schweineköpfe nicht erhältlich – Hinweis auf Hausschlachtung?
Die Hendunger sind entsetzt und hoffen, dass der oder die Täter gefunden werden. "Das ist unverschämt und unter der Gürtellinie. Man sollte miteinander reden, wenn man Probleme hat", findet der ehemalige Lokalpolitiker Lothar Reußenzehn. Andere bezeichnen die Tat schlicht als "Schweinerei im wahrsten Sinne". Die Hintergründe sind noch unklar.
Während es halbe Schweineköpfe einfach zu kaufen gibt, etwa im Internet, sind ganze Schweineköpfe nicht einfach so erhältlich – auch nicht beim Metzger oder in einem Schlachthof. Die Polizei erhofft sich deshalb Hinweise auf Hausschlachtungen in der jüngeren Vergangenheit in oder um Hendungen. Bislang hat sie aber noch keine Spur. Aktuell ermitteln die Beamten wegen eines Anfangsverdachts von Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens.
Das Polizeipräsidium Unterfranken unterhält ein eigenes Kommissariat, das sich mit politisch motivierten Straftaten beschäftigt. In der Vergangenheit gab es bereits mehrfach Fälle, bei denen Mandatsträger anonyme Briefe oder Mails mit beleidigendem oder bedrohlichem Inhalt erhalten hatten. Ein weiterer Fall wie in Hendungen ist der Polizei bisher aber nicht bekannt.
Immer mehr Straftaten gegen Kommunalpolitiker
Generell nimmt die Zahl der Beleidigungen und anderer Straftaten gegen Kommunalpolitiker zu. Das zeigen Daten des Bayerischen Innenministeriums und auch Florian Liening-Ewert nimmt das so wahr. Im Rahmen eines Netzwerks tauscht er sich regelmäßig mit jungen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in ganz Deutschland aus. Dort wurde auch schon von Morddrohungen berichtet: "Ich habe gehört, dass ein Bürgermeisterkollege eine Trauerkarte mit seinem eigenen Namen im Briefkasten gefunden hat. Das ist nochmal eine Potenz höher", gibt Liening-Ewert zu Bedenken. Eigentlich möchte der Bürgermeister dem oder den Tätern keinen Raum geben. Dennoch ertappt er sich dabei, dass er frühmorgens aufwacht, vor die Tür geht und kontrolliert, ob alles in Ordnung ist – dies mache er auch für seine Frau und seine beiden Kinder.
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