Eine Gruppe von Pandabären sitzt zusammen und frisst Bambus - die Hauptspeise der heutigen Art. Doch das war nicht immer so, wie nun Funde aus dem Allgäu zeigen. (Symbolbild).
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Heute ernährt sich der Große Panda fast ausschließlich von Bambus. Das war nicht immer so, wie nun Funde aus dem Allgäu zeigen (Symbolbild).

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Ur-Pandas lebten vor Millionen von Jahren im Allgäu

Ur-Pandas lebten vor Millionen von Jahren im Allgäu

Heute findet sich der Große Panda nur noch tief in den Bambuswäldern Chinas. Doch seine Vorfahren jagten vor vielen Millionen Jahren auch im Allgäu. Das belegen Funde aus der Tongrube Hammerschmiede, wo auch schon Menschenaffen Udo entdeckt wurde.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Heute findet sich der Große Panda nur noch tief versteckt in den Bambuswäldern im Südwesten Chinas. Doch seine Vorfahren jagten vor vielen Millionen Jahren auch im Allgäu. Das belegen Funde aus der Tongrube Hammerschmiede bei Pforzen im Ostallgäu, wo bereits mit dem Menschenaffen Udo ein anderer Sensationsfund gemacht wurde.

Die Vorfahren der Großen Pandas waren "Europäer"

Paläontologen sind im Jahr 2019 bereits auf Überreste von "Danuvius guggenmosi", besser bekannt als "Menschenaffe Udo" gestoßen und bei neueren Ausgrabungen wurden dann auch Fossilien einer Bärenart gefunden. Nun hat das Forscherteam seine Untersuchungsergebnisse in zwei renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht.

Demnach ist das Fossil der erste Nachweis eines "Kretzoiarctos beatrix", dem ältesten Verwandten des modernen Großen Pandas, das nördlich der Iberischen Halbinsel gefunden wurde und damit der erste Fund dieser Art in Mitteleuropa. Zwar kleiner als moderne Braunbären brachte der "Kretzoiarctos beatrix" dennoch mehr als 100 Kilogramm Gewicht auf die Waage.

Die 14 gefundenen Bärenzähne verraten viel

Bei ihren Grabungen waren die Wissenschaftler auf insgesamt 14 Zähne des "Kretzoiarctos beatrix" gestoßen, alle rund 11,5 Millionen Jahre alt. In Form und Gestalt ähneln die Zähne denen des chinesischen Bären, der sich fast ausschließlich von Bambus ernährt.

Doch der Panda war anscheinend nicht immer schon Vegetarier: Die Evolution des Großen Pandas begann als Allesfresser. So das Ergebnis, zu dem das internationale Forschungsteam unter der Leitung von Professorin Madelaine Böhme und Nikolaos Kargopoulos von der Universität Tübingen nach Abschluss ihrer Untersuchungen gekommen sind.

Dafür hat das Forschungsteam die Zähne der Urzeit-Pandas mit denen von Braunbären, Eisbären, südamerikanischen Brillenbären sowie heutigen und ausgestorbenen Großen Pandas verglichen. Die Form der Zahnhöcker, aber auch das durch das Futter entstandene Muster der Kratzer sowie die gezeigte Abnutzung lieferten dabei Hinweise auf die Ernährung.

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Die Wissenschaftler verglichen die Kauflächen des heutigen Großen Pandas (links) mit Kretzoiarctos (Mitte) und dem heutigen Braunbären (rechts).

Nicht nur Vegetarisches stand auf dem Speiseplan

Die Erkenntnis: Der Bär aus der Hammerschmiede war weder ein Spezialist für harte Pflanzen, noch ein reiner Fleischfresser wie der Eisbär. Die Ernährung der ausgestorbenen Art ähnelte eher der eines modernen Braunbären und enthielt sowohl pflanzliche als auch tierische Bestandteile. "Diese Ergebnisse sind wichtig für unser Verständnis der Evolution von Bären", erklärt Professorin Böhme.

Eine Spezialisierung in der Ernährung der Pandas, die heute vorrangig aus harter pflanzlicher Nahrung, insbesondere Bambus besteht, sei erst spät in ihrer Evolution erfolgt. Wissenschaftlich interessant sei nun, wie sich bei ursprünglichen Fleischfressern eine Anpassung an eine solch extreme pflanzliche Ernährungsweise entwickelte.

Hammerschmiede ein Lebensraum für viele Arten

Neben dem "Kretzoiarctos beatrix" hat das Team um Professorin Böhme bei neueren Ausgrabungen in der Tongrube Hammerschmiede (externer Link) Fossilien von insgesamt 27 weiteren Raubtierarten entdeckt. Die Spanne dieser Räuber reicht von kleinen, wieselartigen Fleischfressern bis hin zu großen Hyänen und Säbelzahnkatzen, die mehr als 100 Kilogramm auf die Waage gebracht haben dürften.

Eine derart vielfältige Raubtierpopulation sei laut Böhme nicht nur fossil äußerst selten. Es gebe auch kaum einen modernen Lebensraum mit ähnlich vielen Arten. Das zeige, dass das Ökosystem der Hammerschmiede sehr gut funktioniert haben muss. "Es scheint, dass die Ressourcen der Hammerschmiede reich genug waren, um den Bedarf aller Arten zu decken", so die Wissenschaftlerin.

Video: Pforzen - Wie die Urzeit ins Ostallgäu kam

Paläontologen wie Madelaine Böhme versuchen, die Fossilien zum Sprechen zu bringen.
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Pforzen - Wie die Urzeit ins Ostallgäu kam

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